Die Sanierung des Gebäudes an der Turnstraße dauert länger als geplant. Groß und Klein beziehen ein Übergangsdomizil.

Elmshorn. Wenn Marion Meusel in ihrem kleinen Bürocontainer sitzt, ist Ruhe ein Fremdwort. Helles Kinderlachen und laute Freudenschreie erklingen auf der anderen Seite der dünnen Wand, wo die kleinen Racker über den Flur toben. "Die Lautstärke ist schon ein Thema, das hallt hier ganz anders", sagt die Leiterin der DRK-Kindertagesstätte Turnstraße in Elmshorn.

Die 140 Kinder und die 35 Erzieherinnen haben Mitte Juni ein Übergangsdomizil auf dem Schützenplatz bezogen. 66 Container sind die neue Heimat für Klein und Groß. "Alles funktioniert, wir haben das Beste aus der Situation gemacht", sagt die Kindergartenleiterin. Und es muss noch ein bisschen länger funktionieren: Weil die Sanierung des Gebäudes nach dem Wasserschaden länger dauert als vorgesehen, kann die Kindertagesstätte nicht in diesem Jahr in ihre angestammten Räume zurückkehren. Zum Glück sind alle Container beheizbar und auch die Versorgungsleitungen vor dem Einfrieren geschützt, sodass ein Überwintern in dem Ausweichquartier möglich ist.

Begonnen hatte alles im Frühjahr vorigen Jahres mit dem Verlegen eines neuen Fußbodenbelags. Kurze Zeit später entdeckten die Kita-Mitarbeiterinnen Wölbungen im Boden und sich ablösende Fußleisten. Fachfirmen entdeckten zwei Wasserrohrbrüche unterhalb des Estrichs. "Der Fußboden ist raus, auch die Heizungs- und Wasserrohre sind teilweise demontiert", sagt Marion Meusel. Das Gebäude verfüge derzeit weder über Wasser noch über Strom. Meusel: "Die Ausschreibung für den Neuaufbau läuft. Wann alles fertig wird, ist die große Unbekannte."

In ihrem Übergangsdomizil haben es sich Groß und Klein so gemütlich wie möglich gemacht. Die Erzieherinnen hängten bunte Bilder an die Wände. Eine Spielecke auf dem Boden ist mit einem flauschigen Teppich ausgelegt. "Die Kinder durften entscheiden, welche Spielsachen sie mitnehmen", so die Kindergartenleiterin. Ein Umzugsunternehmen habe dann die Kartons voller Spielsachen und das Mobiliar zum Containerdorf gebracht. Vier Container bilden einen Gruppenraum. Die Kita, die Öffnungszeiten von 6.30 bis 20.30 Uhr anbietet, verfügt über acht Gruppen. Eine ist in der Friedrich-Ebert-Schule untergekommen.

"Für mich und meine Mitarbeiterinnen ist das Neuland. Wir mussten unseren Tagesablauf verändern", sagt Marion Meusel. Die Erzieherinnen versuchen, mit den Kindern so viel wie möglich dem Containerdorf zu entfliehen und an der frischen Luft zu sein. Ihnen kommt dabei entgegen, dass der Kindergarten sein Außengelände nutzen kann. Die Bewegungshalle als Teil des Gebäudes ist jedoch gesperrt.

"Wenn es Winter wird und wir kaum noch nach draußen können, werden uns die Bewegungsangebote fehlen", so die Kindergartenleiterin weiter. Sie denkt darüber nach, wie sie einen Ausgleich hinbekommt. "Vielleicht können wir Räume von anderen Organisationen hier im Stadtteil nutzen. Die dürfen aber nicht so weit weg sein." So sei etwa eine Kooperation mit der Familienbildungsstätte denkbar.

Auch das pädagogische Angebot hat sich verändert. Während die älteren Kinder in ihrem gewohnten Umfeld alleine zur Toilette gehen oder ohne permanente Aufsicht den Außenbereich nutzen konnten, ist im und um das Containerdorf herum eine ständige Begleitung vonnöten. "Wir brauchen viel mehr Zeit für solche Dinge als in der Einrichtung." Anfangs wurde auch die mittägliche Ruhephase der kleinen Kinder zum Problem. In den Containern ist es derart hellhörig, dass die älteren Kinder, die mittags unbeschwert herumtobten, den Schlaf der Kleinen störten. "Wir haben mit den älteren Kindern Rituale entwickelt, damit wir das vermeiden", sagt Marion Meusel.

Die Kindergartenleiterin lobt ihre 35 Mitarbeiterinnen, die sich auf die neue Situation eingestellt haben. "Die Kinder zeigen keine Verhaltensauffälligkeiten, sie fühlen sich hier wohl." Und auch die Eltern sind zufrieden. Kindergartenleiterin Meusel hat die Eltern auf mehreren Elternabenden und in Einzelgesprächen informiert. "Es war mir wichtig, alle mit ins Boot zu nehmen." Der Lohn: Kein Kind wurde aufgrund der Situation aus der Kita genommen - und auch alle Neuaufnahmen kamen wie geplant zustande.

Der Vertrag mit dem Schützenverein, der dem Kindergarten einen Teil des Schützenplatzes für das Containerdorf abgetreten hat, läuft noch bis Ende des Jahres. "Wir werden wohl bald über eine Verlängerung reden müssen", sagt Marion Meusel weiter. Die Zusammenarbeit mit dem Verein laufe reibungslos. Die Schützen stellen dem Kindergarten sogar das Restaurant Schützenhof zur Verfügung. Meusel: "Unsere Mitarbeiterinnen kochen dort, und die Kinder kommen mittags dorthin zum Essen."

Die Beseitigung des Wasserschadens zahlt die Gebäudeversicherung. Die Kosten für das Übergangsdomizil, die im sechsstelligen Bereich liegen, übernimmt die Stadt. Marion Meusel freut sich schon auf den Wiedereinzug - vermutlich im Februar. "Wir haben das 20-jährige Bestehen unserer Einrichtung in diesem Jahr nicht gefeiert. Das werden wir dann nachholen."