Der 3. Dezember ist der landesweite Anti-Mobbing-Tag. Die Schulen im Kreis Pinneberg können sich mit Aktionen zum Thema beteiligen.

Kreis Pinneberg. Welche Dimensionen das Verbreiten von Gerüchten im Internet haben kann, zeigt der aktuelle Fall von Bettina Wulff, der Ehefrau des ehemaligen Bundespräsidenten. Auch im Kreis Pinneberg ist diese moderne Form des Mobbings an der Tagesordnung, vor allem bei Jugendlichen. "Das gibt es an jeder Schule und in jeder Schulform", sagt Ingrid Kohlschmitt vom Verein Wendepunkt. Die Beratungsstelle in Elmshorn betreibt ebenso wie der Verein Jugendhilfe und die Arbeiterwohlfahrt an den Schulen Aufklärung und kümmert sich um Mobbing-Opfer. Alle Schulen im Kreis Pinneberg sind dazu aufgerufen, sich am Anti-Mobbing-Tag zu beteiligen, der am 3. Dezember landesweit begangen wird. Die Schüler sollen an diesem ersten Montag im Dezember eigene Schulhof-Aktionen gegen das Beleidigen von Mitschülern machen und sich an Plakat- und Videoclip-Wettbewerben zu diesem Thema beteiligen.

"Mobbing ist Gewalt an der Seele, erst recht wenn es über das Internet geschieht" sagt Silvia Stolze vom Team Jugendarbeit und Prävention in der Kreisverwaltung. Dieses Cybermobbing sei eine besonders perfide Methode des Beschimpfens, Ausgrenzens und Verunglimpfens anderer. Im Gegensatz zur herkömmlichen Form des Mobbings höre die Gewalt nicht mit der Tat auf und bleibe nur einem relativ kleinen Kreis bekannt. Die Bloßstellung im Internet sei für jedermann und meist für immer sichtbar, ohne dass sich die Opfer dagegen wehren könnten. Die Täter wiederum blieben anonym. Stolze: "Das ist ein neues Phänomen des Mobbings, das nach der Schule nicht einfach aufhört, sondern die Opfer rund um die Uhr demütigt."

Im Kreis Pinneberg versuchen neben dem Wendepunkt auch der Verein für Jugendhilfe und die Awo die Schüler für diese Problematik zu sensibilisieren. "Wir bieten den Schulen unseren Anti-Mobbing-Koffer für den Unterricht an, den alle Schulen kostenlos ausleihen können", sagt Brigitta Tschermak vom Verein Jugendhilfe. Dieser beinhaltet neben Filmen, Informationsmaterial Arbeitsbögen und Fortbildung für Lehrer auch eine Vielzahl von Anregungen für Übungen, Spiele und Gruppenarbeiten zum Thema. "Die meisten Schüler sind dann immer sehr erstaunt, wenn sie hören, dass Mobbing eine Straftat ist", sagt Brigitta Tschermak. "Es gibt beim Mobbing keine Unbeteiligten. Wenn es uns gelingt, in der Klasse und bei den Tätern Betroffenheit zu erzeugen, hört das auf."

Besonders hilfreich sei es für das Opfer und das Klassenklima, wenn sich betroffene Klassen, in denen ein Mobbing-Fall aufgetreten ist, konkret damit auseinandersetzen, berichtet Ingrid Kohlschmitt. "Wir nennen das in der Fachsprache no-blame-approach. Das heißt, die mobbenden und gemobbten Schüler versuchen, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, wie das Problem aus der Welt geschafft werden kann und was man machen kann, damit sich der betroffene Schüler wieder besser fühlt." An der Bismarckschule in Elmshorn werden dazu bereits ältere Schüler ausgebildet, jüngeren im Notfall Tipps und Ratschläge zu geben.

"Wir haben unser Präventionskonzept überarbeitet", sagt Schulleiter Peter Rosteck vom Elmshorner Gymnasium, das 1250 Schüler hat. Dies umfasse neben dem richtigen Umgang mit Rauchen, Drogen, Internet-Sucht und Gewalt auch das Thema Mobbing.

"Mobbing ist seit Jahrzehnten ein Problem an den Schulen. Über soziale Netzwerke wie Facebook ist das heute auch im Internet Alltag." Seine Schule versuche, durch Aufklärung und Prävention die Schüler dagegen gefeit zu machen. "Wir wollen die Schüler so stark machen, dass sie auch mit diesen Problemen klarkommen können."

"Zum landesweiten Tag des Mobbings am 3. Dezember rufen wir Schüler und Lehrer auf, sich mit eigenen Aktionen öffentlich gegen das Mobbing zu bekennen", sagt Silvia Stolze.

Jüngere Schüler der ersten sechs Klassenstufen sollen Ideen und Umgangsformen entwickeln, um diesen 3. Dezember als Tag der Höflichkeit zu begehen. Schüler der Klassenstufen fünf bis zehn können bis zum 31. Oktober Plakate zu Cybermobbing entwerfen. Es gibt Geld zu gewinnen. Organisator ist der Kinder- und Jugendschutz des Kreises Schleswig-Flensburg, Am Lornsenpark 31 in 24837 Schleswig. Der Verein Schnittpunkt in Heide prämiert Videoclips, die Gesprächsstoff bieten und sich konstruktiv mit dem Mobbing auseinandersetzen. Die Beiträge sind an info@schnittpunkt-ev.de einzureichen. Ausführliche Informationen zum Anti-Mobbing-Tag und seinen Aktionen gibt es auf der Homepage des Kreises Pinneberg.

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