Laut dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport gibt es immer mehr Ausfalltage im Job. Pinneberger haben im Land die wenigsten Kranken.

Kreis Pinneberg. Die Zahl der Ausfalltage von Arbeitnehmern im Kreis Pinneberg aufgrund von Erkrankungen ist leicht gestiegen. Dennoch lag die Region mit nur 3,3 Prozent der Beschäftigten unter dem Landesschnitt und kam mit dem Kreis Stormarn auf den niedrigsten Wert in Schleswig-Holstein. Das geht aus dem aktuellen Gesundheitsreport der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) hervor. "Damit waren an jedem Tag des Jahres von 1000 DAK-versicherten Arbeitnehmern 33 krank geschrieben", sagte Thomas Ehlert, Leiter des DAK-Servicezentrums in Pinneberg. Eine starke Zunahme gab es dabei mit 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bei den psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Die meisten Fehltage aber gab es aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen, die um elf Prozent zunahmen. Beide Diagnosen, so Ehlert, hätten unter dem Landesschnitt gelegen. Die Ausfalltage durch Erkrankungen des Atmungssystems oder Verletzungen blieben fast unverändert.

+++ Fehlende Belohnung im Beruf macht krank +++

Einen Akzent setzt die Krankenkasse in diesem Jahr mit einer neuen Aufklärungskampagne zu bislang eher unbekannten Risikofaktoren für einen Herzinfarkt, die zweithäufigste Todesursache in Deutschland nach Krebserkrankungen. Bisher seien klassische Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck und Übergewicht beachtet worden. Der neue Gesundheitsreport zeige auf, dass auch Stress und Frust im Beruf das Infarktrisiko deutlich erhöhen könnten. Das bestätigte Dr. Angelika Roschning, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes. "Der Stress in der Arbeitswelt gerät mehr und mehr in den Blickpunkt." Der gestiegene Krankenstand zeige Handlungsbedarf auf, sagt Ehlert. Richtige Ernährung und Entspannung gehöre dazu. Auch die Arbeitgeber könnten über ein Gesundheitsmanagement den Krankenstand beeinflussen. Studien zeigten, dass Rücken- oder Anti-Stress-Kurse positiv wirkten. Dr. Roschning sieht das ebenso: "Der Betrieb ist ein guter Ort zum Gegensteuern."

Wie gehen Arbeitgeber im Kreis Pinneberg mit dem Thema Prävention um? Beim Abwasserzweckverband Südholstein (azv) in Hetlingen liegt der Schwerpunkt auf der Vermeidung von Unfallrisiken. Schließlich fallen im Klärwerk und im Kanalnetz viele Tätigkeiten an, die ein erhöhtes Risiko bergen, etwa beim Einstieg in metertiefe Abwasserschächte, in denen sich lebensgefährliche Gase bilden können, oder beim Umgang mit ätzenden Chemikalien. "Was das allgemeine Gesundheitsmanagement angeht, ermutigen wir unsere Mitarbeiter, auch selbst etwas für ihre Gesundheit zu tun, denn davon profitieren wir auch als Unternehmen", sagt Pressesprecherin Miriam Fehsenfeld. Gesunde Mitarbeiter seien engagierter und es fielen weniger Fehltage an. Auf dem Werksgelände gibt es daher einen Fitnessraum. "Wir bieten zudem Sportkurse wie Yoga oder Gymnastikkurse an." Sollte ein Kollege über mehrere Monate erkranken, gibt es ein betriebliches Wiedereingliederungsverfahren, bei dem mit dem Kollegen geschaut wird, wie er oder sie schrittweise in den Arbeitsalltag zurückkehren kann.

Die Regio-Kliniken arbeiten derzeit ein betriebliches Gesundheitsmanagement auf. Der demografische Wandel macht es notwendig. "Die Mitarbeiter werden älter und wir müssen schauen, wie wir sie möglichst lange fit im Job halten", sagt Pressesprecher Sebastian Kimstädt. Gerade in den pflegenden Berufen seien körperliche und auch psychische Belastungen oft groß.

Zu den größeren Standorten der Sparkasse Südholstein kommt ein mobiler Massagedienst ins Büro. Vorträge zu Ernährung, Stressmanagement und gesundem Schlaf werden in unregelmäßigen Abständen angeboten. "Bei uns engagieren sich Mitarbeiter für Mitarbeiter", sagt Carola Zentner von der Unternehmenskommunikation. So leitet ein Mitarbeiter aktive Pausen mit Dehnungsübungen an, eine andere Angestellte macht in der Mittagspause mit den Kollegen Chi Gong. Führungskräfte werden geschult, wie sie zum einen selbst mit Stress umgehen, zum anderen ein ausgewogenes Arbeitsklima schaffen. Bei Problemen helfen auch psychologisch geschulte Mitarbeiter eines externen Firma.

Auch die VR Bank in Pinneberg bietet Mitarbeitern Vorträge zur Krebsvorsorge, Rückenschulungen, Sehtests und Grippeimpfungen. Hinzu kommt Betriebssport wie Radrennen, Fußball, Tennis und Beachsoccer. Die Bank unterstützt die Aktivitäten finanziell.

"Wir haben schon vor zehn Jahren einen Gesundheitsausschuss aus Mitarbeiter, Betriebrat und Vorstand gegründet", sagt Gerd Doose, Geschäftsführer der Gesellschaft für Abfallwirtschaft und Abfallbehandlung (GAB) in Kummerfeld. Gemeinsam wurden Maßnahmen diskutiert und zum Beispiel Rückenschulungen etabliert. Zudem wurden Rückkehrgespräche zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten eingeführt. Gerd Doose hält die Führungskräfte dazu an, den direkten Kontakt zu den Mitarbeitern zu suchen. Er selbst schreibt Angestellten, die länger krank sind, eine Genesungskarte. Der Mitarbeiter soll wissen, dass seine Abwesenheit in der Firma auffällt und er gebraucht wird.