Politikern ist die Sanierung des knapp hundert Jahre alten städtebaulichen Reliktes zu teuer. Denkmalschützer wollen das Gebäude erhalten.

Uetersen/Elmshorn. Mit einer Höhe von rund 40 Metern überragt die riesige Konstruktion aus Beton und Stahl alle Häuser rund um die Birkenallee. Seit 45 Jahren ist der Uetersener Wasserturm nicht mehr in Betrieb, dient mittlerweile nur noch als Antennenstandort eines Mobilfunkbetreibers. An den Anblick haben sich die Nachbarn längst gewöhnt. Er stört kaum, auch wenn die Wohnbebauung mittlerweile dicht an das kleine Turmgrundstück gerückt ist.

Doch der Dornröschenschlaf des Uetersener Wasserturms geht dem Ende zu. Sollte der Vertrag mit dem Mobilfunkbetreiber im Jahr 2015 verlängert werden, müsste der Turm aus Gründen der Standsicherheit saniert werden. Rund 126 000 Euro sind dafür veranschlagt worden.

Viel zu viel, finden die Politiker des Hauptausschusses, die kein Geld in das städtebauliche Relikt aus den 1920er-Jahren investieren wollen. Einstimmig beschlossen sie, die Kosten für den Abriss des Turms prüfen zu lassen. Der Antrag dafür ist bereits im Kreishaus in Elmshorn eingegangen.

Die Rechnung haben die Uetersener allerdings ohne die Denkmalschutzbehörde des Kreises gemacht. Dem Turm komme als einer der ersten Stahlbetonkonstruktionen in Schleswig-Holstein eine besondere Bedeutung zu, sagt Kreis-Pressesprecher Andreas Köhler. Es handele sich um ein erhaltenswertes technisches Kulturdenkmal.

Selbstverständlich sei dem Kreis klar, dass Uetersen kein Geld habe, um eine Sanierung komplett zu übernehmen, sagt Köhler. "Wir würden die Stadt aber bei der Suche nach Investoren, beispielsweise Stiftungen, unterstützen." Der Abbruchantrag werde jetzt überprüft, auch das Landesamt für Denkmalpflege werde um eine Stellungnahme gebeten.

+++ Turm ist seit 1967 stillgelegt +++

Uetersens Bürgermeisterin Andrea Hansen rechnet damit, dass die Kostenprüfung für einen Abbruch in einigen Wochen vorliegt. Ein Abbruch müsse nicht zwangsläufig günstiger als eine Sanierung sein, sagt sie, zumal die Arbeiten in einem eng bebauten Wohnumfeld stattfänden. Zur Frage des Denkmalschutzes will sie sich nicht äußern, "da gibt es unterschiedliche Meinungen".

Bei den Politikern der Rosenstadt ist das nicht der Fall. Bei ihnen stößt die Haltung der Denkmalschützer unisono auf Unverständnis. Der Wasserturm habe keinen Wert für Uetersen, sagt CDU-Fraktionschef Andreas Stief, er sei nicht bewohnt und stelle auch keine touristische Attraktion dar. "Dieser Turm ist nichts Besonderes." Eine Sanierung wäre außerdem nur der erste Schritt, weitere Instandhaltungsmaßnahmen würden mit Sicherheit folgen. "Rund 126 000 Euro können wir uns dafür nicht leisten."

Werde der Abriss von der Unteren Denkmalschutzbehörde abgelehnt, so Stief, sollten die Uetersener Politiker mit dem Ablehnungsschreiben beim Innenministerium vorstellig werden. Es könne nicht gewollt sein, sagt Stief, dass die Stadt Uetersen angesichts der angespannten Finanzlage weiterhin Mittel für einen Turm bereitstellen müsse, der ohne Nutzen sei. Stief ist sicher: "Wenn der Turm morgen früh nicht mehr da wäre, würde es kaum jemand merken."

SPD-Fraktionschef Ingo Struve schlägt in die gleiche Kerbe. Eine Stadt, die aufgrund ihrer Finanzlage unter den Rettungsschirm des Landes falle, solle 126 000 Euro für die Sanierung eines leer stehenden Turmes ausgeben. "Das ist doch absurd." Nach Auffassung seines Fraktionskollegen Erhard Vogt hätten weder das Landesamt für Denkmalpflege noch Stiftungen Mittel, um den Wasserturm zu sanieren. Seiner Ansicht nach sollte versucht werden, den Turm zu verkaufen.

Wenn der Turm saniert werden müsse, seien Kürzungen bei anderen Einrichtungen der Stadt wie etwa den Vereinen unabdingbar. "Das wollen wir auf keinen Fall."

Einen Seitenhieb gegen die Denkmalschützer kann sich Struve nicht verkneifen. Wenn schon das Elmshorner Rathaus als Denkmal anerkannt worden sei, müssten sich die Uetersener geradezu freuen, dass nicht auch noch der Uetersener Hafensilo als Denkmal eingestuft worden sei. "Sonst würde der immer noch stehen."