Restaurant-Betreiber kritisiert Verhandlungen mit Wedeler Stadtverwaltung um Trauungen vor Ort. Nachteil gegenüber Hamburger Häusern.

Wedel. Erst gab es Streit um den schrägen Ton der Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm-Höft, jetzt gibt es neuen Ärger zwischen den Betreibern des Schulauer Fährhauses und der Stadt Wedel. Diesmal geht es nicht um rauschende Lautsprecher, sondern um rauschende Hochzeitspartys. Davon würden die neuen Betreiber des Wedeler Restaurants gern mehr feiern. An heiratswilligen Paaren mangelt es nicht. Laufend gebe es Anfragen von Verliebten mit Heiratssinn, die sich gern mit Blick auf die Elbe trauen lassen würden, sagt Fährhaus-Sprecher Björn Kunze. Dieser Wunsch bleibt den Paaren verwehrt. Im Gegensatz zu Halstenbek, wo Paare sich sogar in einem Reitstall das Ja-Wort geben können, und der Hochzeitstadt Uetersen, wo Eheschließungen an sechs Außenstellen rund um die Uhr möglich sind, wird in Wedel ausschließlich im Standesamt getraut.

Die neuen Betreiber des Schulauer Fährhauses kämpfen seit der Neueröffnung im Mai darum, dass Brautpaare in den Räumlichkeiten am Hafen ihre Ehe besiegeln dürfen. "Es gibt seitdem keine klare Zu- oder Absage von der Stadt Wedel", sagt Björn Kunze. So müssten sie die Paare vertrösten, für einige Grund genug, woanders zu feiern. "Wir hatten definitiv Absagen deswegen", sagt Kunze.

Wie viele es waren, kann er nicht beziffern. Aber Kunze weiß, dass etwa 80 Prozent der Anfragenden auch an den Trauungen vor Ort interessiert waren. Ein Ehepaar in spe wollte es so gern, dass es sogar überlegte, einen reisefreudigeren Standesbeamten aus Lühe einzuschiffen. "Doch das scheiterte an Vorschriften", sagt Kunze.

21 Hochzeitsfeten stiegen von Juni bis August im Fährhaus. Allein für Juni 2013 sind weitere elf Partys in Planung. "Wir sind auf die Veranstaltungen angewiesen", sagt Kunze. "Es ist für uns ein klarer Wettbewerbsnachteil gegenüber Hamburger Einrichtungen, wenn wir keine Trauungen anbieten können."

+++ Idee hat Charme und Potenzial +++

So einfach will sich Ralf Waßmann, Fachbereichsleiter der Wedeler Stadtverwaltung, den Schwarzen Peter nicht zuschieben lassen. "Die Rahmenbedingungen müssen stimmen, dann ist es durchaus denkbar, dass wir auch dort Trauungen durchführen", sagt Waßmann. Unter Rahmenbedingungen versteht er, dass man sich über Termine verständigt, die Nachfrage gesichert ist und die Zusammenarbeit mit dem Fährhaus funktioniert. Genau da scheint es zu haken. Kommunikationsprobleme gab es nicht nur in Sachen Tonprobleme am Wedeler Anleger Willkomm-Höft, sondern auch beim Thema Hochzeiten im Traditionslokal klappt es nicht mit der Abstimmung. Während Kunze die schleppende Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung kritisiert, gibt Waßmann den Ball zurück: "Es gab ein Gesprächsangebot. Das wurde bis heute nicht wahrgenommen." Kunze weiß davon nichts.

Wenn man sich in einem Gespräch einigte, könnte es laut Waßmann schnell gehen. Ein politischer Beschluss sei nicht erforderlich, eine Widmung zum offiziellen Trauungsort wäre vorerst auch nicht nötig. Es könnte also ziemlich schnell gehen mit dem Ja-Wort an der Elbe. Waßmann hält sich jedoch bedeckt. Er verweist auf die personelle Situation im Standesamt. Drei Mitarbeiter teilen sich derzeit die zwei Vollzeitstellen.

150 bis 200 Hochzeiten zählt das Amt pro Jahr. Zum Vergleich: In Halstenbek waren es im vergangenen Jahr 65 Ehen, die Halbzeitkraft Lolita Lesner schaffte. Der Standesbeamtin sind das noch zu wenige. Sie möchte, dass in der Baumschulgemeinde wieder mehr geheiratet wird. Deshalb ging die Pferdeliebhaberin auch in die Offensive, nahm Kontakt zu den Betreibern des Restaurants am Reitstall Brander Hof auf und machte die Eheschließungen mit Aussicht in die Reithalle dadurch möglich.

In Uetersen, der Hochzeitshochburg im Kreis Pinneberg, schlossen 2011 genau 430 Paare den Bund fürs Leben. Rekord für die Stadt, in der außer im Trauzimmer des Rathauses auch an weiteren sechs Orten geheiratet werden kann, und zwar rund um die Uhr.

Wenn Björn Kunze von den Möglichkeiten in anderen Städten im Kreis Pinneberg hört, wird er wütend. "Das ist doch Willkür. Das Fährhaus ist doch ein Begriff. Da könnten wir gemeinsam etwas daraus machen", sagt er.

Dabei betont er, dass nicht nur das Fährhaus davon profitiere, sondern auch die Stadt Wedel. "Wir könnten damit mehr Umsatz generieren. Das bedeutet mehr Steuern, und die bleiben in Wedel. Zudem hätten auch die benachbarten Hotels etwas von den Trauungen im Fährhaus. "Die Partygäste übernachten schließlich auch in Wedel."