Der 65-jährige Pinneberger will nun plötzlich doch als SPD-Vorsitzender weitermachen. Er will den SPD-Ortsverein bis 2013 weiter anführen.

Pinneberg. Herbert Hoffmann erklärt seinen Rücktritt vom Rücktritt. Der 65 Jahre alte Sozialdemokrat bleibt bei der Fahne und wird den SPD-Ortsverein, an dessen Spitze er seit 26 Jahren steht, bis September 2013 weiter anführen. "Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschlossen, meinen Job als Ortsvereinsvorsitzender ordnungsgemäß über die ganze Wahlperiode durchzuführen", sagte Hoffmann am gestrigen Montag. Eine Woche zuvor hatte er während einer emotionsgeladenen Mitgliederversammlung noch seinen Rücktritt erklärt. Vorangegangen war ein Richtungsstreit in der SPD um die Nominierung der parteilosen Urte Steinberg als Bürgermeisterkandidatin.

"Ich habe noch nie im Leben so viel liebevollen Zuspruch erfahren", so Hoffmann über die Reaktion von Unterstützern in den vergangenen Tagen. "Alle machten mir Mut, den vor mir angesagten Weg nicht zu beschreiten, sondern für die SPD an Bord zu bleiben."

Das Fazit des Ortsvereinschefs lautet: "Die SPD ist streitbar, will aber keinen anderen Vorsitzenden." Besondere Unterstützung habe er von den Jusos um Lennart Feix und anderen sehr jungen Parteimitgliedern erfahren, so Hoffmann. Feix soll nach dem Willen des Vorsitzenden künftig sein Vize sein. Hoffmann wird den Mitgliedern vorschlagen, den 21 Jahre alten Jurastudenten im Oktober zum stellvertretenden Ortsvorsitzenden zu wählen. Feix soll die Nachfolge von Claus Köster antreten, der jüngst aus persönlichen Gründen zurückgetreten war. Das Amt des Organisationsleiters soll Jannik Thiel, 18, übernehmen.

Hoffmann macht keinen Hehl daraus, dass das Votum der Jungsozialisten bei der parteiinternen Abstimmung über die Bürgermeisterkandidaten der entscheidende Faktor war. Urte Steinberg, vom SPD-Vorstand als gemeinsame Kandidatin von SPD und CDU ausgesucht, war gegen den Genossen Karsten Rahlf angetreten und hatte sich mit 30:24 Stimmen durchgesetzt. Rahlf hatte eingefordert, die SPD müsse sich mit einem eigenen, politischen Kandidaten positionieren. "Wenn es die Jusos gewollt hätten, wären sie mit 15 bis 20 Leuten aufgelaufen, dann wäre das Ergebnis noch deutlicher ausgefallen", sagt Hoffmann.

Abstimmungsverlierer Rahlf sagt, erst nach Hoffmanns Rücktrittsankündigung sei die Stimmung während der Mitgliederversammlung gekippt. Das bedeutet, der erfahrene Politfuchs Hoffmann könnte seinen Rücktritt an jenem Abend womöglich nur aus taktischen Gründen erklärt haben. Das bestreitet der Ortsvorsitzende: "Es war eindeutig keine Taktik." Hoffmann sagt, er habe mit Rahlf ein gutes Gespräch geführt. Der Banker werde sich weiter in der SPD in Pinneberg engagieren.

Ralf bestätigt: "Wir haben über die Möglichkeiten einer weiteren Zusammenarbeit gesprochen." Er habe keinen persönlichen Streit mit Hoffmann gehabt. Einen Riss innerhalb der Partei habe es aber sehr wohl gegeben. "Die entscheidende Frage war, ob das Bürgermeisteramt ein politisches oder kein politisches Amt ist", so Rahlf.

Vor allem der gemeinsame Kurs mit der CDU ist für einige Sozialdemokraten ein Streitpunkt. Es gab viel Applaus für Rahlf, als er sagte, es treffe ihn als SPD-Mitglied, mit der CDU gemeinsame Sache zu machen.

Genau das wird die SPD im Bürgermeisterwahlkampf aber tun. Wie Hoffmann sagt, wird es ein gemeinsames Wahlkampfteam von CDU und SPD geben. Ob man auch zusammen an Wahlkampfständen stehe, sei nicht entschieden. "Wir stimmen uns aber zu 100 Prozent ab", so Hoffmann. Er nimmt aber auch die Kandidatin in die Pflicht: "Urte Steinberg muss einen eigenen Weg gehen. Sie muss schließlich die Bürger überzeugen, nicht die Parteien." Die Bürgermeisterwahl findet am 11. November statt.

Ist diese Schlacht geschlagen, soll es mit dem gemeinsamen Handeln mit der CDU vorbei sein. "Ab Januar stehe ich wieder auf der anderen Seite", sagt Herbert Hoffmann. Nach dem Bürgermeisterwahlkampf wolle er als SPD-Chef noch in die Wahlkämpfe zur Kommunalwahl und zur Bundestagswahl 2013 ziehen.

Danach ist es dann seiner Meinung nach Zeit für einen Generationswechsel an der Spitze der Pinneberger SPD. "Ich will nicht bis 70 weitermachen", so Hoffmann. Mit der Kommunalpolitik soll aber nicht Schluss sein. Hoffmann kündigte an, bei der Wahl im Frühling wieder anzutreten, um ein Ratsmandat zu gewinnen.