Tânia Maria Tiemeier aus Brasilien ist jetzt Deutsche. Im Rahmen der Einbürgerungszeremonie gratulierte Bürgermeister Jürgen Neumann.

Elmshorn/Heist. "Ich laufe für mein Leben gerne Marathon und mag Fische, da bin ich hier im flachen Norddeutschland doppelt richtig", sagt Tânia Maria Tiemeier aus Heist. Die gebürtige Brasilianerin strahlt übers ganze Gesicht, als Heists Bürgermeister Jürgen Neumann ihr bei der Einbürgerungszeremonie des Kreises Pinneberg im Kreishaus Elmshorn einen Gutschein für ein gemeinsames Eisessen überreicht. Auch für Neumann ist es ein besonderer Moment. Eine Einbürgerung ist nicht alltäglich in seiner Gemeinde. Tânia Maria Tiemeier ist eine von 70 Menschen mit ausländischer Herkunft, die seit der vorherigen Einbürgerungszeremonie im April im Kreis Pinneberg die deutsche Staatsbürgerschaft erworben haben.

Einbürgerungszeremonien gibt es im bevölkerungsreichsten Landkreis bereits seit 2005, damals eine Premiere in Schleswig-Holstein. "Wir wollen die Einbürgerung nicht nur im Büro abwickeln, sondern im Rahmen eines würdigen Fests", sagt Marc Trampe, Sprecher des Kreises Pinneberg. Mittlerweile veranstaltet der Kreis dreimal jährlich die Einbürgerungszeremonie. Landrat Oliver Scholz lädt ein, um die neuen deutschen Staatsbürger gemeinsam mit den Bürgermeistern und Bürgervorstehern der Städte und Gemeinden willkommen zu heißen und den besonderen Moment zu zelebrieren.

Zur jüngsten Feier sind 25 Menschen aus elf verschiedenen Herkunftsländern gekommen, beispielsweise aus Thailand, Russland, der Türkei und Polen. Sie lauschen gespannt der Festrede von Hayri Öznarin, dem Vorsitzenden des Einwandererbundes. "Wo man lebt, da ist man zu Hause. Sie gehören hier her, wie jeder andere auch. Sie sind die Gesellschaft", sagt Öznarin.

Rudolf Steckmest aus Barmstedt stimmt mit norddeutschen Heimatmelodien auf dem Akkordeon wie dem Schleswig-Holstein-Lied und dem Klassiker "Dat du min Leevsten büst" auf die Zeremonie ein, bevor die sichtlich stolzen Gäste in Wohnort-Gruppen nach vorne treten. Von ihren Bürgermeistern und Bürgervorstehern erhalten sie Glückwünsche und eine kleine Aufmerksamkeit aus der Heimatkommune. Früher bekamen die neuen Staatsbürger an dieser Stelle vom Landrat ihre Einbürgerungsurkunden überreicht. "Wir haben die Zeremonie ein wenig verschlankt. Die Bürger erhalten ihre Einbürgerungsurkunde nun schon im Vorfeld, damit sie nicht bis zum Termin der nächsten Zeremonie warten müssen, um ihren deutschen Pass zu erhalten", sagt Trampe.

An der Zeremonie mit den vielen festlich gekleideten Menschen scheint die zweijährige Emma noch kein Interesse zu haben. Sie möchte dringend Müsli essen und wird von ihrem Vater aus dem Saal getragen. Emmas Mutter, Larissa von Wolff, kommt aus Russland und lebt seit 2001 in Deutschland. Ursprünglich hatte sie nur ein Auslandsjahr während ihres Jurastudiums geplant, verliebte sich jedoch und blieb. Mit ihrem deutschen Mann und ihren vier Kindern, die alle zweisprachig aufwachsen, lebt die Berufsbetreuerin heute in Elmshorn.

"Ich fühle mich so sehr mit den deutschen Werten verbunden, dass ich schon lange den Wunsch hatte, die deutsche Staatsangehörigkeit zu bekommen", sagt von Wolff. Kenntnisse der Sprache als wichtige Voraussetzung für die Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft hatte sie sich bereits in Russland angeeignet.

Außer ausreichenden Deutschkenntnissen müssen die Anwärter der deutschen Staatsbürgerschaft den Einbürgerungstest erfolgreich bestehen. Der Test mit Fragen zu deutschen Gesetzen, Kultur, Literatur und Politik kann an den Volkshochschulen absolviert werden. Zudem muss der Antragssteller bereits seit mindestens acht Jahren dauerhaft in Deutschland leben.

Tânia Maria Tiemeier ist, mit kurzer Unterbrechung, schon seit 15 Jahren in Deutschland. "Nun auch die deutsche Staatsbürgerschaft zu haben, fühlt sich an wie eine Hochzeit. Ich liebe Deutschland und die deutsche Kultur. Ich wollte immer ein Teil davon sein", sagt Tiemeier. Schon im Schulunterricht war sie von Deutschland als Exportnation fasziniert. Die Groß- und Außenhandelskauffrau zog aus ihrem kleinen Heimatdorf im brasilianischen Bundesstaat Bahia nach Frankfurt, machte zwischendurch einen vierjährigen Abstecher nach Paraguay und ließ sich schließlich mit ihrem Ehemann in Heist nieder. Freunde des Ehepaares wohnen in der Gemeinde und inspirierten sie zu einem Leben im Kreis Pinneberg "Auch wenn es für jemanden mit brasilianischen Wurzeln wie mich ungewöhnlich klingt, ich mag keinen Karneval und keinen Samba. Ich bin tatsächlich ein Landmensch und fühle mich im beschaulichen Heist sehr wohl."