250 Menschen aus Stadt und Umland dinierten in Weiß gekleidet vor der Traumkulisse Drostei. Das Ordnungsamt wollte die Party auflösen.

Pinneberg. Alice Dali trug ein weißes Spitzenkleid mit perlmuttschimmerden Pailetten. Das 15 Jahre alte Mädchen aus Bethlehem in Palästina hatte sich zur Feier des Abends schick gemacht, arabische Speisen wie Couscous und Falafel zum Weißen Dinner in Pinneberg mitgebracht. Zum Essen kam die Gastschülerin des Johannes-Brahms-Gymnasiums nicht wirklich. Sie war damit beschäftigt, all die gut gelaunten, weiß gekleideten Menschen an den festlich und reich gedeckten Tafeln bei Kerzenschein, Musik und hochsommerlichen Temperaturen unter Sternenhimmel vor der Drostei zu beobachten. "Pinneberg ist richtig schön. Die Leute sind so fröhlich", sagt Alice. "Macht ihr das hier immer so?"

Leider nein. Das Weiße Dinner gibt es nur einmal im Jahr. Die Pinnebergerinnen Katrin Kunstmann und Cordula Menge-Braun organisierten das Festessen am Sonnabend zum zweiten Mal nach dem Pariser Vorbild "Dîner en blanc". Das Festmahl in Weiß gibt es mittlerweile auf allen Kontinenten, in Deutschland unter anderem in Berlin, Hamburg und nun seit 2011 auch in Pinneberg. Die Pinneberger kleiden sich dann elegant, tragen weiße Anzüge, Gewänder, Kleider und Hüte. Sie stellen Speisen wie Datteln im Speckmantel, Quiche Lorraine, Hühnchen-Lorbeerröllchen, kunstvoll kreierte Sahnetorten auf weiß gedeckte und mit Blumen und Leuchtern dekorierte Tische. In den Gläsern der etwa 250 Gäste aus Stadt und Umland prickelte am Sonnabend Sekt, Prosecco, Weinschorle, Sodawasser, Hefeweizen.

"Jeder gibt sich so viel Mühe", sagte Emma Albrecht aus Hamburg, die mit ihren Freunden aus Halstenbek und Borstel-Hohenraden an einem Tisch speiste. Sie hatte die gute Porzellanschüssel ihrer Großmutter mitgebracht, in der sie ihren Freunden Quark mit frischen Himbeeren kredenzte.

Am Nebentisch präsentierte Ingrid Bodenstein eine Mousse au chocolat, passend zum Abend aus weißer Schokolade angerührt. Die Ahrenloherin nahm mit ihrem Ehemann und zwei befreundeten Ehepaaren zum ersten Mal an einem Weißen Dinner teil und freute sich über die besondere Atmosphäre vor der einmaligen Kulisse der barocken Landdrostei. "Ich bin erstaunt, wie elegant die Tische hergerichtet sind", sagte Ingrid Bodenstein. Gabriele Heinl und Traute Kubilus hatten daheim keinen Tisch gefunden, den sie auf dem Drosteivorplatz hätten aufbauen können. Die Freundinnen improvisierten, besetzten eine Parkbank oberhalb des Drosteiplatzes, breiteten ein weißes Tuch darüber und genossen den Blick auf die weiße Party. Auch Hund Sunny war dem Anlass entsprechend gestylt. Er trug ein weißes Tuch um den Hals.

Klaus Bahrke aus Pinneberg dinierte mit Ingrid Bodenstein an der weißen Tafel. Er hatte seinen Oldtimer, Baujahr 1935, vor die Drostei gefahren und verlieh dem Spektakel eine extravagante Note. "Das ist definitiv eine Bereicherung für die Stadt, ein Fest von Bürgern für Bürger", so Bahrke.

Die Stadt Pinneberg leistete sich derweil offenbar einen peinlichen Auftritt: Mitarbeiter des Ordnungsamtes, irritiert durch die vielen weiß gekleideten Menschen vor der Drostei, hätten wissen wollen, was das Ganze bitteschön zu bedeuten habe. "Sie forderten uns auf, alles wieder abzubauen und den Platz zu verlassen", sagte Mitorganisator Jost Wahrendorff. Dass es sich bei dem Weißen Dinner um eine bei der Stadt angemeldete Veranstaltung handle, habe der Ordnungsamtmitarbeiter vergessen und musste durch Jost Wahrendorffs und Frau Kathrin deutlich darauf hingewiesen werden.