Theater-Ensemble bringt zum Geburtstag Wedels eine musikalische Revue aus historischen Stücken auf die Bühne. Premiere am 25. August.

Wedel. Die Stadt Wedel ist ein echter Greis. 800 Jahre hat sie bereits auf dem Buckel. "Zu diesem Jubiläum wollten wir als Theater und großer Verein unbedingt etwas machen", sagt Günter Hagemann, der seit 2004 als Regisseur beim Theater Wedel arbeitet. "Stadt - Zeit - Fluss" heißt nun das am Sonnabend, 25. August, Premiere feiernde Stück. Dabei handelt es sich um einen theatralischen Bilderbogen, der Elemente wie Schauspiel, Moderationen, Gedichte und Musik vereint.

Dafür haben Hagemann, der selbst in Wedel aufgewachsen ist, und seine Mitstreiter unterschiedliche Lieder, Gedichte, Szenen und Bilder aus den vergangenen 800 Jahren zusammengestellt. "Wir wollen damit nicht die Geschichte der Stadt erklären. Das können andere besser als wir, zumal man über die Anfänge Wedels zum Teil nur sehr wenig weiß", sagt Hagemann. "Uns war deswegen schnell klar, dass wir kein ausschließlich auf Wedel bezogenes Stück machen würden. Stattdessen haben wir beschlossen, die Gefühle der Menschen in den vergangenen 800 Jahren in den Vordergrund zu stellen und mit den Mitteln des Theater zu zeigen, wie sie die Dinge in den einzelnen Epochen gesehen haben."

In Bibliotheken, dem heimischen Bücherschrank und im Internet haben Hagemann und das Ensemble nach Texten und Liedern gesucht. Selbst jetzt, eineinhalb Wochen vor der Premiere, wird an den letzten Details gefeilt. "Das Stück hat zwei Schwerpunkte, zum einen Lyrik und zum anderen theatralische Szenen, also Ausschnitte aus Theaterstücken", sagt Hagemann.

Dabei reichen die ausgewählten Beiträge tatsächlich quer durch die vergangenen 800 Jahre der Menschheit. Schiller kommt genauso vor wie Brecht. Von Hermann Löns, der für seine romantischen Heide-Gedichte bekannt ist, stellt das Ensemble das 1909 verfasste Gedicht "Der Bohrturm" vor, in dem er von seiner Befürchtung schreibt, dass die Suche nach Öl in der Heide große Umweltschäden anrichten könne. Lokalen Bezug haben die Gedichte des norddeutschen Lyrikers Detlev von Liliencron.

"Auch in den Moderationen lassen wir den Wedel-Bezug immer mal wieder aufleben", sagt Hagemann. Zum Beispiel mit Querverweisen auf die Sturmflut 1648. Aber meist geht es in dem Stück um große Themen wie Liebe, Krieg oder Tod. "Eben um die Gefühle und Schicksalsschläge, die die Menschen in diesen 800 Jahren erlebt haben", so Hagemann. "Dabei fällt auf, dass die Menschen sich gar nicht so sehr verändert haben. Wenn Schiller im Wallenstein einen Soldaten auf den Krieg schimpfen lässt, und man dann einen Text von Brecht dagegen setzt, merkt man, dass die beiden trotz der 150 Jahre, die zwischen ihnen liegen, ziemlich gleiche Ansichten hatten."

Auch Johann Rist, der 1667 in Wedel verstarb, habe eine ähnliche Sichtweise geteilt. "Er schrieb nach dem Dreißigjährigen Krieg ein Jubelgedicht auf den Frieden, in dem er im letzten Satz allerdings fragte, wie lange dieser Zustand wohl anhalten würde", so Günter Hagemann.

"Liebesgedichte aus dem Jahre 1500 wirken noch immer modern. Das hätte ich nicht gedacht. Dadurch kommen uns die Menschen aus der Vergangenheit näher." Das Stück "Stadt - Zeit - Fluss" ist also eine Kollage, in der sich vermutlich jeder Besucher ein Stück weit selbst wieder findet.

20 Schauspieler stehen dafür auf der Bühne. Für das Ensemble, in dem Teenager ebenso mitwirken wie Rentner, war das Erarbeiten des Stücks übrigens eine kleine Meisterleistung, weil die Laiendarsteller parallel an zwei anderen Stücken arbeiten. Bereits am 15. September nimmt das Theater Wedel Molières Komödie "Der Geizige" wieder auf. Das Stück hatte im Mai Premiere und wird bis zum 13. Oktober noch elf weitere Male aufgeführt. Am 3. November feiert die Krimikomödie "Schau nicht unters Rosenbett" Premiere. "Das ist ein ganz schön amtliches Programm", sagt Hagemann. "Normal haben wir im Sommer zu. Aber zum Geburtstag von Wedel mussten wir eben etwas auf die Beine stellen."

Die Premiere des Stücks "Stadt - Zeit - Fluss" beginnt am Sonnabend, 25. August, um 20 Uhr. Weitere Aufführungen folgen am 31. August sowie am 1., 7. und 8. September. Karten kosten 10 Euro, ermäßigt 5 Euro, und sind im Buchhaus Steyer an der Bahnhofstraße 46 sowie dienstags und donnerstags zwischen 15 und 18 Uhr beim Theater Wedel, Rosengarten 9, erhältlich.