Erstmals seit dem Jahr 2000 wird in Schleswig-Holstein eine neue Kirche gebaut. Sie entsteht in Sparrieshoop. Pastor Tobias Jäger freut sich.

Klein Offenseth-Sparrieshoop. Großes kündigt sich an in Klein Offenseth-Sparrieshoop: Es ist seit der Bugenhagener Kirche in Klein Nordende (1984) der erste Kirchenneubau im Kreis Pinneberg. In ganz Schleswig-Holstein ist außer dem nach einem Brand wieder aufgebauten Gotteshaus in Hanerau-Hademarschen in diesem Jahrhundert keine Kirche neu gebaut worden, heißt es von der Nordkirche.

Kein Wunder also, dass Pastor Tobias Jäger und seine 2400 Kirchenmitglieder in Sparrieshoop ihrem Projekt entgegenfiebern. Noch in diesem Monat wird der Bau des Gotteshauses beginnen, das künftig bis zu 265 Gläubigen Platz bieten wird. Die Kinderstube neben der alten Kirche ist bereits abgerissen. 1,8 Millionen Euro investiert die Kirchengemeinde Barmstedt in dieses Vorzeige-Projekt der Nordkirche.

"Das ist für mich natürlich eine sehr spannende Geschichte", sagt Pastor Jäger, 38, und malt begeistert mit ein paar Strichen den Baukörper und Grundriss auf einen kleinen Zettel. Erst im Dezember 2011 hat er die Nachfolge des pensionierten Andreas Pawlas angetreten, der den Kirchenneubau vor zwei Jahren initiiert und in der Gemeinde und im Vorstand gegen einigen Widerstand durchgesetzt hat. "Das ist schon ein historisches Ereignis für unser Dorf", sagt Pastor Jäger. Wobei es ihm, wie er sagt, weniger auf das Gebäude ankommt, als darauf, mehr Menschen zu erreichen.

Denn die rund 50 Jahre alte Kirche an der Ecke Kirchenstraße/Erlenweg in Sparrieshoop ist nicht nur marode. Sie platzt seit Jahren bei Festgottesdiensten, zu Ostern und Heiligabend, aus allen Nähten, erzählt Jäger. Höchstens 130 Kirchgänger fänden in dem alten Gemäuer einen Sitzplatz. So müssten zahlreiche Menschen zwischen den Stuhlreihen stehen bleiben, etwa in der vorigen Woche, als 230 Erwachsene und Kinder zum Einschulungsgottesdienst strömten.

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Das liegt am rasanten Wachstum der Gemeinde. Vor 50 Jahren zählte Sparrieshoop nur 1500 Einwohner. Heute sind es fast doppelt so viele. Eine Sanierung des Altbaus hätte eine halbe Million Euro gekostet.

Aber die Gemeinde plant nicht nur eine neue Kirche, sagt Pastor Jäger. "Wir wollen hier ein ganz neues Dorfzentrum schaffen." So wird die neue, 13 Meter hohe Kirche, die einen sakralen Altarraum mit 150 Sitzplätzen haben und durch zwei zu öffnende Gemeindesäle auf 265 Plätze per Schiebewand erweitert werden kann, durch einen Kindergartenanbau ergänzt. Darin wird auch künftig eine 20-köpfige Elementar- und Krabbelgruppe betreut. Die beiden Gemeindesäle mit zusammen 115 Plätzen sollen das Programm der Familienbildung, des Seniorenkreises und der Konfirmanden erweitern helfen. Jäger: Ich möchte die Gemeindearbeit erweitern durch Bibelkreise und auch eine Männergruppe, die sich mit Glaubensfragen beschäftigt."

Der junge Pastor sprudelt nur so vor Ideen. Er plant sogar Ehe-Seminare, bei denen junge Paare mit Fachreferenten über die Kommunikation in der Ehe diskutieren können. Und den Gottesdienst kann er künftig multimedial bereichern, wenn über einen Beamer Liedtexte, Teile der Liturgie oder kleine Youtube-Videos auf eine Leinwand projiziert werden können.

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Doch bis es soweit ist, wird es wohl noch 15 Monate dauern. Solange werde der Bau benötigen, sagt Projektleiter Christian Hühn vom Architekturbüro "petersen pörksen partner architekten +stadtplaner" aus Hamburg.

Direkt vor der Kirche in Sparrieshoop werde zudem ein großer Dorfplatz entstehen, auf dem künftig öffentliche Veranstaltungen wie Open-Air-Kino oder Public Viewing möglich sein sollen, sagt Pastor Jäger. "Wir schaffen hier einen neuen Mittelpunkt für die Bürger Sparrieshoops", sagt Architekt Hühn. Darum ist es auch von der Aktivregion Pinneberger Marsch und Geest zum Leuchtturmprojekt ernannt worden, sodass EU-Fördermittel von einer dreiviertel Million Euro eingeworben werden konnten.

"Die Finanzierung steht", sagt Pastor Jäger. Der Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf gewährt ein Darlehen in Höhe von 400 000 Euro. Den Rest muss die Gemeinde selbst aufbringen. 70 000 Euro sind allein an Spenden eingegangen. Während der gesamten Bauzeit wird die Kita-Betreuung im Altbau aufrechterhalten. Auch der Gottesdienst laufe selbstverständlich unverändert weiter, betont Pastor Jäger.