In diesem Jahr wird das Rosenunternehmen Kordes 125 Jahre alt - und noch immer dominieren seine Züchtungen den globalen Markt.

Klein Offenseth-Sparrieshoop. Acht, neun, sogar bis zu elf Jahre kann es dauern, bis eine Rosenzüchtung zur Vollendung kommt. Die Königin aller Blumen, stachlig, schön, elegant, braucht so viel Glück, Strenge und Geduld, dass viele an ihr scheitern. Tim-Hermann Kordes nicht. Er hat vor allem Spaß an ihr, begegnet der extravaganten Blume mit Pragmatismus. Im Gewächshaus begutachtet er die heranreifenden Hagebutten. Sie liefern die Samen für die Rosenzucht.

"Von Hunderttausenden Pflanzen, die wir aussäen, bleiben am Ende eine Handvoll übrig", sagt er. Nur manchmal ist er sentimental. Nämlich dann, wenn er über die Art und Weise, mit der er und seine Züchter vorgehen, nachdenkt. "Eigentlich ist das knallhart, was wir da machen." Mit der Züchtung von Rosen, der Auslese der besten, robustesten und schönsten, haben die Gebrüder Kordes ein Imperium geschaffen. Keine andere Firma in der Welt hat so viele Sorten und Züchtungen hervorgebracht, wie sie. In diesem Jahr wird Kordes 125 Jahre alt.

Das Familienunternehmen wird mittlerweile von der fünften Generation aus Klein Offenseth-Sparrieshop geführt und hat 130 feste Mitarbeiter. In dem kleinen Dorf werden die Rosen-Trends geboren, die von Paris bis Hongkong bewundert werden. Rosen, die so perfekt und makellos sind, dass sie Menschen in aller Welt in den Bann ziehen. Weltweit werden jährlich 60 Millionen Kordes-Rosen verkauft. "Wir laufen niemandem hinterher. Wir machen einfach, was wir können und was uns Spaß macht", sagt Kordes.

Es war schon diese ursprüngliche Motivation, die den Gründer Wilhelm Kordes angetrieben haben muss. Als er mit 21 Jahren, im Jahr 1887, in Elmshorn eine Rosengärtnerei gründete, brach er mit seiner eigenen Familientradition. Denn die Kordes, das waren bis dato eigentlich Schiffer und Seefahrer - keine Gärtner. Aus der Baumschule wurde bald ein spezieller Rosenzuchtbetrieb.

Zehn Jahre nach der Gründung seiner Baumschule konnte er bei der internationalen Gartenbauausstellung 1897 in Hamburg bereits 19 Medaillen für seine Züchtungen erlangen. Nach dem ersten Weltkrieg zog der Betrieb nach Sparrieshoop um. Die zweite Generation sorgte für einen kräftigen Aufschwung der Firma. Wilhelm II war der Rosenzüchter, Hermann der Geschäftsmann. Beide ergänzten sich so hervorragend, dass der Betrieb in den goldenen 1920-Jahren rasant empor wuchs. Im Jahr 1930 wurden bereits 660 000 Pflanzen vermehrt, und Kordes hatte bereits einen legendären Ruf. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieben nur 6000 Rosen für den Neuanfang.

In den Wirtschaftswunderzeiten der jungen Bundesrepublik katapultierte sich die Firma zur weltweiten Nummer eins für Rosenzucht, errang zahlreiche Auszeichnungen und stieg nun auch in die Züchtung von Schnittrosen ein. Ein komplett neues Geschäftsfeld entstand. Schnittrosen mussten andere Anforderungen erfüllen, lange haltbar sein, robust, gut zu transportieren. Kordes experimentierte dafür auch am neuen Standort in den Niederlanden. Das Land ist noch heute die Drehscheibe für den europäischen Blumenhandel.

Die Firma gründete auch eine große Zuchtstation in Kenia, wo sich Produzenten von Schnittrosen aus aller Welt niedergelassen haben. Gleichzeitig kam mit der Produktion von Containerrosen ein weiteres Geschäftsfeld in Deutschland hinzu, Rosen können nun sogar blühend verschickt werden. Der Erfolg scheint den Kordes-Nachfahren in die Wiege gelegt. In den Gewächshäusern wächst bereits die nächste Generation von Rosen heran.