Heute stellen wir die Mitarbeiter der Pinneberger Verkehrsgesellschaft und der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein in Schenefeld vor.

Schenefeld. Schilder mit der Aufschrift "Während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen" gibt es in keinem der Busse hier am Standort Schenefeld. Das würde dem Firmenkonzept widersprechen. Denn die Frauen und Männer hinter den großen Lenkrädern sollen und wollen mit ihren Fahrgästen ins Gespräch kommen. Sie fahren als Busfahrer für die Pinneberger Verkehrsgesellschaft (PVG) und die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH). Die zusammengeschlossenen Gesellschaften bringen als VHH PVG-Unternehmensgruppe im Jahr 105,7 Millionen Fahrgäste sicher zum Ziel und gelten damit als zweitgrößtes Busunternehmen in Norddeutschland.

Schenefeld ist neben Bergedorf einer der beiden Hauptstandorte des Unternehmens. Hier rollen die Busse rund um die Uhr vom Hof. Trotz der Betriebsamkeit herrscht keine Hektik.

+++ Hier sind alle jungen Menschen als Auszubildende willkommen +++

In der Unternehmensgruppe sind 1598 Menschen beschäftigt. Mit den 574 Omnibussen legen sie im Jahr 35,5 Millionen Kilometer zurück. Die Beschäftigten kommen aus 28 Nationen. Das Unternehmen hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: 50 Prozent der Belegschaft sollen in Zukunft Frauen sein. "Auf der Führungsebene ist das schon gelungen", sagt Goetze: "Von den zwölf Betriebsleitern ist bereits die Hälfte weiblich." Neulich hat er in einem Fernsehbeitrag die von der Drogeriekette Schlecker entlassenen Frauen nachdrücklich ermuntert, sich bei seinem Busunternehmen zu bewerben: "Die Schleckerfrauen passen gut zu uns. Sie tragen das Dienstleistungs-Gen, das uns so wichtig ist, in sich."

Einen Teil der guten Stimmung bei den Beschäftigten dürften die "Rahmenbedingungen" bewirken: So können alle kostenlos Obst aus der Kantine mit auf die Tour nehmen. Auch Fruchtsäfte und Wasser gibt es gratis. Und damit die Männer und Frauen körperlich fit bleiben, können sie die Dienste des Masseurs im Hause zum Nulltarif genießen.

"Ich kann mich über nichts beklagen", sagt Busfahrerin Christine Krüger, 47. Sie ist seit zwanzig Jahren im Beruf. In Sachsen-Anhalt hat sie als Berufskraftfahrerin angefangen, Lkw, Busse und auch Gabelstapler gefahren. Bei der PVG ist sie seit sechs Jahren.

Christine Krüger fährt nicht nur selbst, sondern ist zudem als Lehrfahrerin auf Achse. In dieser Funktion kümmern sie sich um Fahrerkollegen, die noch nicht so lange hinterm Steuer sitzen. Und nachdem sie ihre Fahrdienstkollegin Jeannette Madesta, 42, eingewiesen hat, die jetzt seit einem Jahr Busfahrerin ist, fällt ihr doch noch etwas ein, was sie mal loswerden will: "Leute, bringt Kleingeld mit!"

+++ Von der Schiene auf die Straße +++

Wenn wieder mal einer seine 2,85 Euro mit einem Fünzig-Euro-Schein bezahlen will, schimpft sie manchmal scherzhaft: "Mensch, ich bin doch keine Bank. Können Sie nicht abgezähltes Geld mitbringen?" So angefrotzelt dürfte der eine oder andere normalerweise sauer reagieren. Nicht bei Christine Krüger! Die sagt das mit einem charmante Lächeln. - und niemand ist böse. Sie weiß die Fahrgäste eben zu nehmen.

"Wer hier ausgebildet wird, sollte die Chance haben, bis zur Rente zu bleiben", sagt Betriebsleiter Matthias Stricker, 52, der sich gemeinsam mit Betriebsleiter Bernd Schlüter, 50, und zwei weiteren Betriebsleiterinnen in Schenefeld ums Personal kümmert. Stricker: "Bei uns stellen Busfahrer tatsächlich Busfahrer ein." Bei den Bewerbungsgesprächen sitze immer ein Lehrbusfahrer mit am Tisch.

Viele Bewerbungen kommen aus den Familien der Beschäftigten. Es gebe auch Bewerber, die von der Arbeitsagentur kommen. Stricker: "Bei uns hat jeder eine Chance." Vor allem gebe es keine Altersbegrenzung. Junge Leute seien ebenso willkommen wie ältere. Was Betriebsleiter Stricker wichtig ist: "Wir machen immer unbefristete Verträge mit sechs Monaten Probezeit. Das schafft Sicherheit und Vertrauen auf beiden Seiten."

Stephan Günther, 39, ist seit 18 Jahren hier beschäftigt. Günther arbeitet in der Busbetriebslenkung. Er ist täglich gut 200 Kilometer im westlichen Hamburg und in den Kreisen Pinneberg und Segeberg auf Achse. Der Herr der Haltestellenschilder ist ständig in Kontakt mit Behörden und Polizei, um Verkehrsstörungen zu beseitigen und Behelfsbushaltestellen einzurichten . Leif Melzer, 23, und Julia Bahr, 19, arbeiten im Kundendienst. Sie haben sozusagen das Ohr direkt am Fahrgast. Der ruft nicht nur mit dem Handy von der Haltestelle aus an, wenn der Bus mal nicht kommt. Der will auch übers Internet informiert werden, wenn sich an den Abfahrtzeiten was ändert - auch das ist Melzers Part.

+++ So geht es weiter +++

Julia Bahr verwaltet, was Fahrgäste in den Bussen vergessen. Der Klassiker: Handys. Jährlich bleiben in den Bussen etwa 400 Mobiltelefone liegen. "Das tollste Fundstück hatten wir Anfang 2012", sagt Goetze: "Einen gepolsterten Esszimmerstuhl. Den hat jemand im Bus stehen lassen - und bei uns nicht mehr abgeholt." Ein Tipp für alle, die etwas verloren haben: Julia Bahr ist unter der Rufnummer 040/7259 41 60 für Nachfragen erreichbar. Nach einer Woche gibt sie die Gegenstände ans Hamburger Fundbüro ab, Nachfragen dort unter 040/428 11 35 01.

Ohne ihn und sein Team aus 22 Kfz-Experten und derzeit sechs Auszubildenden ginge gar nichts in Schenefeld: Die Werkstatt, für die Mario Uhlenbruck, 45, als Betriebsleiter Technik verantwortlich ist, hat rund um die Uhr geöffnet. Pro Tag kommen 20 Busse zur Wartung, Instandsetzung oder Reparatur. Ein eigener TÜV sorgt dafür, dass alle PVG-Fahrzeuge im Rhythmus von drei Monaten geprüft werden. Unter welch' paradiesischen Zuständen er arbeiten kann, beschreibt Mario Uhlenbruck scherzhaft so: "Bei uns bleiben keine Kunden weg. Es hat sich auch noch nie einer beschwert. Die kommen garantiert alle wieder."