Das Geschäft mit Bello, Hasso und Co. boomt im Kreis Pinneberg. Für das pelzige Familienmitglied ist das Beste gerade noch so gut genug.

Elmshorn/Rellingen. Katrin Wittern hat Leckerlis für ihren Hund gekauft. Einen bekommt der Pudelmischling noch im Laden. "Er heißt Winston wie Churchill", sagt sie und streichelt ihm über das weiße Fell. Sie hat ihn vor einem Jahr von Tierrettern auf Zypern bekommen. Seitdem ist Winston ihr ständiger Begleiter und Seelentröster. "Er geht mit ins Büro und spendet Trost, wenn es mir nicht gut geht", sagt Katrin Wittern, die in Elmshorn ihre Mutter besucht. "Er ist alles, was ich habe." 30 Euro gibt sie durchschnittlich jeden Monat für ihren Liebling aus. Ihm soll es an nichts mangeln.

Die Liebe der Deutschen zu ihren tierischen Begleitern ist ungebrochen. In jedem dritten deutschen Haushalt leben ein oder mehrere Tiere. Das sind 8,2 Millionen Katzen und 5,4 Millionen Hunde, 5,1 Millionen Kleintiere und 3,3 Millionen Ziervögel. Dementsprechend boomt auch der Haustiermarkt seit Jahren auf hohem Niveau. Insgesamt 3782 Millionen Euro hat die Branche vergangenes Jahr erwirtschaftet.

Allein der Zoofachhändler Das Futterhaus mit Firmenzentrale in Elmshorn hat seinen Umsatz in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 14,6 Prozent auf 114,3 Millionen Euro gesteigert. Neue Filialen sprießen aus dem Boden wie Pilze. Mit 15 Neueröffnungen hat das Unternehmen 267 Filialen (14 davon in Österreich). Bis Ende des Jahres sind 15 weitere Neueröffnungen in Deutschland geplant. Auch im Kreis Pinneberg ist Das Futterhaus seit 25 Jahren vertreten.

Vor zwei Jahren eröffnete in Elmshorn ein Futterhaus an der Hamburger Straße. Günther Rosenowsky leitet dort die Geschäfte. "Das Tier hat einen immer größeren Stellenwert in der Familie", sagt der 57-Jährige.

"Die Besitzer gehen mehr und mehr auf die Bedürfnisse ihrer Haustiere ein." Das spiegelt sich im Sortiment wieder. Es gibt spezielles Hundefutter für Senioren, Welpen, Übergewichtige, Knochenkranke, Magenempfindliche, Allergiker in den Geschmacksrichtungen Pute, Lamm, Pferd, Rind, Schwein. Für Zwischendurch reicht die Palette von Hühnerbrustfilet mit Ananas oder Süßkartoffel bis Zahnpflege-Snacks.

Hunderte Leinen in allen Farben, Größen und Materialien hängen im Regal. "Wir bieten alles - vom Geschirr für den sportlichen Hund bis zum Strassband für den Yorkshire, der Schauen läuft", sagt Günther Rosenowsky. Auch für Spaß und Spiel ist gesorgt, damit sich Bello und Co. daheim nicht langweilen. "Hier geht der Trend zu Strategiespielen mit verschiedenen Schwierigkeitslevel", sagt der Filialleiter.

So wie Hunde und Katze immer mehr zu Familienmitgliedern werden, werden auch ihre Accessoires zunehmend in das Wohnkonzept integriert. So gibt es Katzenkratzbäume, die gleichzeitig als Bodenvasen dienen.

Anzeichen von falsch verstandener Tierliebe? Günther Rosenowsky beobachtet das Gegenteil: "Die meisten Tierhalter sind sehr verantwortungsbewusst. Bevor sie sich ein Haustier anschaffen, informieren sie sich ausführlich." Der Käfig soll groß sein, das Futter von guter Qualität. "Früher musste der Hund mit der Kartoffel, die vom Tisch fiel, zufrieden sein", sagt Rosenowsky.

Diese Zeiten sind vorbei. Das registrieren auch Marco und Tanja Reumann aus Rellingen. Das Ehepaar betreibt seit zehn Jahren das Hundedorf Rellingen mit Hundetagestätte, Friseur und Hundeschule. Am 9. September feiern sie ihr Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür. Auf 5000 Quadratmeter können die vierbeinigen Tagesgäste für 14 Euro toben, spielen, buddeln oder faulenzen. Damit es für sie auch sicher bleibt, gibt es vier eingezäunte Gehege mit Zugang zu beheizten Räumen. "Die Tiere sind in Gruppen untergebracht, bei denen wir Wert auf die soziale Verträglichkeit legen", sagt Marco Reumann. Ein Mittagssnack kann serviert. Als Zusatzleistung bieten Hundetrainer sportliche Aktivitäten auf den Hundeplätzen an. Beim Friseur wird gewaschen, getrimmt, geschnitten. Gepflegtes Aussehen und gutes Benehmen ist gefragt. Der Hund nimmt am öffentlichen Leben teil. "Statt sein Dasein im Zwinger zu fristen, begleitet er uns ins Restaurant oder in den Urlaub.

Wenn das Haustier Freund und Sozialpartner ist, wächst die Angst vor dessen Verlust. Dass das Tier gesund bleibt und lange lebt, dafür sorgen nicht nur Tierärzte, sondern längst auch Heilpraktiker, Physiotherapeuten und Osteopathen. Nicole Perbandt aus Rellingen besitzt eine mobile Tierheilpraxis. Sie setzt auf die chinesische Heilmedizin. "Ich arbeite mit Bachblüten, Homöopathie und Laserakupunktur."

Sie hält den Laser an die Kastrationsnarbe von Rhodesian Ridgebacks-Hündin Amali, um die Wundheilung anzuregen. Die hält ganz still. "Die Laserakupunktur ist frei von Nebenwirkungen und verursacht keinerlei Schmerzen", sagt Nicole Perbandt. Ihre naturheilkundlichen Methoden ergänzen die tierärztliche Behandlung. Da es sich noch nicht um einen anerkannten Ausbildungsberuf handelt, empfiehlt sie bei der Wahl eines Heilpraktikers darauf zu achten, dass dieser in einem Berufsverband organisiert ist. Denn wie in jeder Branche gibt es auch hier schwarze Schafe, die versuchen, aus der Liebe zum Haustier Kapital zu schlagen.