Da ist er wieder: der Wutbürger. Diese Spezies, die sich ausbreitet und gegen alles ist. Der Wutbürger verhindert Kindergärten, protestiert gegen neue Bahnhöfe, stemmt sich gegen Bauprojekte vor der Haustür. In die Wutbürger-Schublade werden leider auch viele engagierte Menschen gesteckt. Und auch im Wedeler Fall, in dem sich Anwohner gegen das neue Gaskraftwerk wehren, macht der Begriff die Runde, werden die Kritiker auf diese Weise abgeurteilt. Aber so einfach ist das nicht. Ja, die Wedeler Widerständler sind betroffene Anwohner. Aber sie werden durchaus auch von einer ganzen Reihe Mitbürgern und Hamburgern unterstützt, die eben nicht dort wohnen. Denn die große Frage, die über dem Projekt schwebt und die Vattenfall bei der Informationsveranstaltung einfach nicht zuließ, weil sie - so die Begründung - zu weit führe, lautet doch: Inwieweit ist die riesig dimensionierte Anlage in Zeiten, in denen man die Energiewende einläutet, überhaupt noch nötig? Vattenfall spricht von einer Brückentechnologie. Eine sehr große Brücke. Windräder sprießen in der Landschaft, immer mehr Solarzellen zieren die Dächer und in den Kellern stehen die neuen Blockheizkraftwerke. Angesichts dessen lässt sich nachvollziehen, dass viele der alteingesessenen aber auch zugezogenen Anwohner hofften, dass es einmal ein Ende mit dem Kraftwerk an der Elbe haben würde.

Gaskraftwerke sind die Technologie von gestern, genauso wie in diesem Fall der Begriff Wutbürger nicht greift.