Schwimmerin Natalie Charlos, Diskuswerfer Markus Münch und Springreiterin Janne Friederike Meyer bei Olympia am Start.

Pinneberg. Heute beginnen die XXX. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit. Drei Spitzenathleten aus dem Kreis Pinneberg fahren mit hohen Erwartungen nach London: Springreiterin Janne Friederike Meyer, die Schwimmerin Natalie Charlos und Diskuswerfer Markus Münch.

Janne Friederike Meyer ist Weltmeisterin und Europameisterin, in London möchte die Schenefelderin nun ihre sportliche Laufbahn krönen - entweder mit einer Mannschaftsmedaille oder im Einzelwettbewerb. Die 31 Jahre alte Springreiterin gehört bei den Reiterspielen in Greenwich Park zu den Topfavoriten. Janne Meyer vertraut wieder ihrem 14-jährigen Holsteiner Wallach Cellagon Lambrasco (Spitzname: Mops), der sie vor zwei Jahren in Kentucky/USA zum WM-Titel mit der Mannschaft und 2011 in Madrid zur Team-Europameisterschaft trug.

"Ich habe Lambrasco gezielt auf Olympia vorbereitet, er ist in sehr guter Form", verriet die deutsche Meisterin vor ihrem Flug nach London. Die deutschen Springpferde werden am Sonntag, 29. Juli, auf Lkw-Transportern von Warendorf aus durch den Eurotunnel nach England und danach weiter nach Hickstead gebracht. Nach einem kurzen Zwischenstopp geht es am 1. August weiter nach London. Am Sonnabend, 4. August, beginnt für die Hobby-Pilotin der Kampf um Medaillen, zuerst gilt es, die Qualifikation für den Preis der Nationen zu schaffen. Schafft sie danach den Sprung ins Einzelfinale, geht es für sie um einen Platz auf dem Podest. Janne Meyer ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Sie ist die einzige Frau im deutschen Team und reitet mit Lambrasco das einzige Pferd, das sowohl bei der Weltmeisterschaft als auch bei der EM Topleistungen ablieferte.

Von Elmshorn über Hamburg und Warschau nach London: Das ist der Weg zu den Olympischen Spielen für Freiwasserschwimmerin Natalie Charlos. Die 19 Jahre alte Abiturientin aus Elmshorn, deren Vater Pole ist, besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft und startet in London über 10 000 Meter für Polen. Am 4. August fliegt die Abiturientin, begleitet von Heimtrainer Bernd Berkhahn, nach Warschau. Dort muss sie sich einer ärztlichen Untersuchung unterziehen und wird vom Nationalen Olympischen Komitee eingekleidet. Zwei Tage später geht die Reise weiter nach London. Am 9. August folgt ihr Auftritt im Serpentine Lake, einem elf Hektar großen See im Hyde Park. Dort gehört Natalie zu den 25 weltbesten Langstrecken-Schwimmerinnen, die sich für die Marathondistanz von zehn Kilometern qualifizierten.

"Ich rechne mir keine Medaillenchancen aus", sagt Natalie. "Ich bin schon glücklich, dass ich bei einem solch bedeutenden Sportereignis überhaupt dabei sein darf. Wenn ich einen Platz unter den ersten 15 Schwimmerinnen erreichen sollte, würde ich mich freuen." Ähnlich sieht es Trainer Berkhahn, der sie bestens auf das Abenteuer Olympia vorbereitet hat: "Es ist schon ein Riesenerfolg, wenn man sich in ihrem jungen Alter auf dieser kräftezehrenden Strecke für Olympia qualifizieren kann. Ich setze in sie keine überhöhten Erwartungen und werde sie auch nicht unter Druck setzen." Natalie Charlos ist eine Spezialistin für kaltes Wasser, zwei Stunden dauert das olympische Finale. Sollte das Wasser aber weniger als 16 Grad haben, wird nicht gestartet. "Natalie ist sehr ehrgeizig, ich muss sie oft bremsen", sagt ihr Coach.

Markus Münch wirkt entspannt wie seit Jahren nicht vor einem großen Wettkampf. Der Diskuswerfer der LG Wedel-Pinneberg ist eine deutsche Olympia-Hoffnung, wenn vielleicht auch nicht im Hinblick auf einen möglichen Medaillenrang. Der Hasloher, seit Mitte Juni im Bundesleistungszentrum in Kienbaum (östlich von Berlin) im Training, sammelt in seiner zweiten Heimat Potsdam Kräfte für seinen ersten Auftritt bei Olympischen Spielen.

"Das Wichtigste für mich ist, dass ich schmerzfrei und ohne Verletzung durch die Vorbereitungsphase gekommen bin", sagt der 26-Jährige. "Das gibt mir die Zuversicht, eine solche Bewährungsprobe zu bestehen." Optimismus? Das war in jüngster Vergangenheit nicht immer so. Bei der WM in Daegu (Südkorea) im August hatte er sich eine Bänderdehnung im Fuß zugezogen, die ihm lange zusetzte. Anschließend überdehnte sich Münch bei einem Trainingswurf das Kreuzband des rechten Knies. Ab Februar konnte er dann wieder voll trainieren und brachte als DM-Drittplatzierter die Qualifikation für London mit 66,28 Metern unter Dach und Fach. Sein Rekord: 66,87 Meter.

Münchs Trainer Jürgen Schult, der noch immer den am 6. Juni 1986 aufgestellten Weltrekord von 74,08 Metern hält, ließ seinen Schützling 400 Trainingswürfe absolvieren. Im gleichen Zeitraum sind es sonst nur 150 bis 200. Trotz erhöhter Intensität weiß der 18. der Weltrangliste: "Ich muss noch mindestens drei, vier Meter drauflegen, um die Qualifikation zu überstehen."

+++ Olympioniken aus dem Kreis Pinneberg +++

+++ Olympioniken fliegen am Hamburger Flughafen ab +++

Gestern wurden die deutschen Werfer (Diskus, Kugel, Hammer) nach einem letzten Test in Schönebeck (bei Magdeburg) offiziell verabschiedet, sie treffen sich heute noch in Kienbaum mit dem Tross der übrigen Leichtathleten - Teambildung lautet das Motto. Münch selbst verlässt Kienbaum am Donnerstag, besucht dann noch kurz seine Eltern in Hasloh, ehe er am Freitag, 3. August, nach London fliegt. Die Olympia-Quali ist am Montag.