Insolventes Fachpflegeheim in Elmshorn ist wieder profitabel. Eine Übernahme durch einen neuen Betreiber scheitert aber am Alteigentümer.

Elmshorn. Das Haus Flora in Elmshorn ist begehrt. Zwei ernsthafte Interessenten sind bereit, die Einrichtung für schwerst pflegebedürftige Menschen - sie ist seit November vorigen Jahres insolvent - zu übernehmen. Einen Abschluss kann Insolvenzverwalter Gideon Böhm aber nicht vermelden. Das liegt daran, dass sich der bisherige Eigentümer querstellt.

Dem schwedischen Geschäftsmann gehört über eine andere Firma auch die Immobilie an der Matthias-Kahlke-Promenade. Und für die verlangt er einen völlig überzogenen Kauf- beziehungsweise Mietpreis.

"Das ist eine völlig verrückte Situation", sagt Insolvenzverwalter Böhm. So sei die insolvente Betriebsgesellschaft wirtschaftlich außerordentlich erfolgreich. "Wir arbeiten kostendeckend. Bei einer etwas höheren Auslastung würde die Gesellschaft sogar nicht unerhebliche Gewinne erzielen." Das Problem sei einzig und allein, dass die Besitzgesellschaft für die Immobilie nicht insolvent sei und daher nicht seiner Kontrolle unterliege, so Böhm. "Ich kann die Besitzgesellschaft nicht zwingen, die Immobilie abzugeben."

Nach Abendblatt-Informationen verlangt die Betriebsgesellschaft sieben Millionen Euro für das Haus, für das ein erheblicher Reparaturstau vorliegt. Die Interessenten würden maximal die Hälfte zahlen. Auch im Fall einer Pacht liegen Welten zwischen Forderung (700 000 Euro pro Jahr) und Angeboten (300 000 bis 400 000 Euro).

Die 120 Mitarbeiter sind über das Verhalten ihres Ex-Eigentümers erbost. "Das macht uns wütend", sagt Betriebsratsvorsitzende Antje Kypke. Sie erinnert daran, dass bereits dem Insolvenzantrag ein zweifelhaftes Verhalten des schwedischen Geschäftsmanns vorausging. "Wir sollten auf unser Weihnachtsgeld verzichten, ansonsten käme die Insolvenz. Die Belegschaft hat das aber in Kauf genommen." Bereits seit Jahren würde die Mitarbeitervertretung gegen die Methoden des Ex-Eigentümers ankämpfen. Seit der Insolvenzverwalter das Ruder übernommen habe, gehe es der Einrichtung richtig gut. "Es wird ins Haus investiert und es werden endlich Absprachen eingehalten", sagt Kypke weiter. Aus ihrer Sicht könnte das Haus noch lange Zeit durch die Hamburger Fachkanzlei für Insolvenzrecht weiterbetrieben werden.

Kypke ist stolz darauf, dass trotz der Insolvenz keiner der 120 Mitarbeiter von Bord gegangen ist. Auch die Bewohner halten dem Haus Flora die Treue: Von den 102 Betten der Einrichtung sind derzeit 95 belegt.

Im Unterschied zu einem normalen Pflegeheim werden im Haus Flora schwerst pflegebedürftige Personen ab 18 Jahren betreut. Dabei handelt es sich um Wachkoma-Patienten ebenso wie Unfallopfer, die aufgrund ihres Verletzungsgrades lebenslang Pflegefälle bleiben müssen.

Betreut werden auch Tumor-Patienten im Endstadium, Menschen mit Huntington-Syndrom oder Morbus-Parkinson-Betroffene. Viele Bewohner sind daher noch relativ jung.

"Die Bewohner und ihre Angehörigen müssen sich keine Sorgen machen. Der Weiterbetrieb der Einrichtung ist gesichert", sagt Insolvenzverwalter Böhm. Theoretisch könne er noch jahrelang die Unternehmensführung innehaben. Dennoch hofft der Anwalt, dass bald eine Einigung zustande kommt. Es sei nicht unwahrscheinlich, dass auch die Besitzgesellschaft der Immobilie insolvent werde, da sie derzeit keine Mieteinnahmen der insolventen Betriebsgesellschaft erhalte. In diesem Fall würde Bewegung in die Verhandlungen kommen. Auch ein zweites Modell wäre denkbar: "Einer der Interessenten wäre bereit, für die Einrichtung an anderer Stelle in Elmshorn Platz zu schaffen", sagt Böhm. Er würde also die Betriebsgesellschaft inklusive der Mitarbeiter und der Bewohner übernehmen, jedoch die jetzige Immobilie räumen. Nach Abendblatt-Informationen soll es sich bei diesem Interessenten um die Regio-Kliniken handeln. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es jedoch nicht.