Winter 2011 in Schenefeld. Wir wohnen noch nicht lange hier, zunächst haben wir eine Mietwohnung gehabt und jetzt eine passende eigene Wohnung gefunden, mit viel Liebe renoviert, und sind umgezogen. Nach dem Umzugsstress führt mich, jung gebliebener Rentner, mein morgendlicher Weg ins Stadtzentrum von Schenefeld. Von unserer Wohnung in der Blankeneser Chaussee geht es zur Hauptstraße, freundlich winkt mir die hübsche Bäckerei-Fachverkäuferin von Drave zu, rechts herum bei Schröder und an der Stephanskirche vorbei. Es ist kalt und eisglatt auf dem Gehweg. Bis zur Apotheke nur ein paar Schritte, aber ich brauche heute nichts und ziehe daran vorbei Richtung Timmse mit der Poststation. Nirgendwo gestreut. Jetzt vorsichtig über die Straße Borgfelde, wo vorne gleich rechts ein neuer Freund von mir wohnt. Er heißt Eckhardt, ist immer gut drauf und der Chef vom Seniorenbeirat der Stadt. Doch bei der Kälte ist er heute nicht zu sehen.

Das Neubaugebiet Autal kommt links ins Blickfeld. Kaum bin ich in der alten Landstraße angekommen - Erschrecken - hinter meinem Rücken ein gewaltiger Einschlag, mit viel Getöse kracht etwas zu Boden. Ich drehe mich um, ein schwarzer Mann liegt hilflos auf dem Rücken, neben ihm ein gelbes Postrad und ein Haufen verschütteter Post. Das Glatteis hat ihn aus dem Sattel gehoben.

Schnell wird klar, dass ihm nichts passiert ist. Ich helfe ihm hoch, eine Frau eilt herbei, zu zweit heben wir dem jungen Mann die Post auf, die auf dem Radweg und der Fahrbahn verstreut liegt. Er bedankt sich, immer noch den Schreck in den Gliedern, für unsere Hilfe und wir ziehen weiter - jeder wieder seines Weges.

Doch wenn wir uns treffen, dann lachen wir miteinander und freuen uns, dass nicht mehr passiert ist. Auch diesen Winter trafen wir uns ein paar Mal, aber er hat ihn dieses Jahr heil überstanden.

Frank Grünberg, 65