Liebe auf vier Rädern: Heike und Holger Blanck bringen mit ihren auffälligen und winzigen Wagen mediterranes Flair nach Norddeutschland.

Schenefeld. Wenn die sieben Zwerge, neben Schneewittchen Hauptdarsteller aus der Märchensammlung der Brüder Grimm, schon Autos benötigt hätten, sie wären wohl mit dem Doppelpack aus Schenefeld sehr zufrieden gewesen: Zwei winzige Fiat 500, von denen der eine als Pick-up sogar noch über eine offene Ladefläche verfügt, dürften die idealen Transportmittel für die Arbeit der Wichtel im Märchenwald hinter den sieben Bergen gewesen sein. Und auf dem Pick-up-Deck hätte auch die schöne Maid noch einen Platz gefunden.

Doch die Eigentümer der originellen Auto-Zwerge denken nicht im Traum daran, die zwei kleinen Italiener herzugeben. Dafür sind Heike und Holger Blanck viel zu sehr verliebt in die tollen Kisten. Apropos verliebt: Beim Urlaub am Gardasee vor vielen Jahren hatte sich Heike für einen aufgemotzten Fiat 500 begeistert. Spontan versprach Ehemann Holger seiner Angetrauten, ihr später einmal "einen breiten roten Fiat" schenken zu wollen. "Das hat dann allerdings etwa 25 Jahre gedauert, bis ich meinen Schwur erfüllen konnte", sagt Holger Blanck schmunzelnd.

Aus dem Versprechen wurde dann 2002 der rote Renner, der zwar die Karosserie eines italienischen Fiat 500 hat, genau genommen allerdings einLizenzbau des österreichischen Autoherstellers Steyr-Puch ist. Das Prachtstück, Baujahr 1968, entdeckte Blanck bereits kräftig getunt im Internet. Ausladende Kotflügelverbreiterungen, Breitreifen, Tiefbettfelgen, Monte-Carlo-Auspuff und ein frisierter Motor sind nur einige der Zutaten eines Autoveredlers. Hinzu kommen ein Überrollkäfig, Gasdruckstoßdämpfer, Sportsitze, Sportlenkrad sowie die aus dem Rennsport bekannten Hosenträgergurte zum Anschnallen. Der bretthart abgestimmte Steyr-Puch, aus dessen Zweizylinder-Boxermotor 41 PS für Vortrieb sorgen, ist mittlerweile als Bandscheiben-Marterwerkzeug dermaßen gefürchtet, dass sich Heike Blanck nur noch selten ins Cockpit wagt. Dann soll sich schon lieber Gatte Holger durchschütteln lassen. Macht er auch.

Sanfter geht der blaue Pick-up mit seinen Passagieren um. Doch der kleine Lademeister bietet wegen seiner Konstruktion ebenso wie sein roter Bruder, der Rennzwerg, auch nur zwei Personen Platz. Dafür würde sich auf der rostfreien Aluminium-Pritsche noch jemand hinhocken können. Doch so etwas ist eben verboten im Straßenverkehr. Umso mehr bewährt sich derMini-Transporter als Lastesel im Alltagseinsatz. Ob es nun gilt, nach dem Einkaufen Getränkekisten nach Hause zu karren oder Gartenabfälle zum Sammelplatz zu bringen. "Der Pick-up ist unser idealer Begleiter", sagt Heike Blanck. Wenn es regnet, kann die Ladefläche mit einer Plane abgedeckt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Transportkapazität außenbords zu erweitern. Der Flachmann verfügt über eine Anhängerkupplung.

Den Pick-up entdeckten die Blancks vor vier Jahren bei dem Rellinger Autoschrauber-Betrieb "Il Motore". Inhaber Torsten Hanenkamp ist auf Fiat und die Instandsetzung von Porsche-Motoren spezialisiert. Den blauen Kleinstlaster hatte er dermaßen attraktiv aufgefrischt, dass Heike Blanck nur noch seufzte: "Den will ich haben." Und vermutlich nicht minder seufzend stimmte Ehemann Holger zu, sodass sich der Blancksche Hobby-Fuhrpark nun auf zwei Exemplare beläuft.

Als Antrieb dient dem originellen Blaumann ein Fiat-Panda-Motor mit 44 PS. Der lässt den Allzweck-Transporter immerhin bis zu 130 Kilometer pro Stunde schnell werden. Damit erreicht der Pick-up die gleiche Spitzengeschwindigkeit wie sein sportlicher Stallgefährte. Ob die Blancks im Geleitzug mit beiden Zwergen oder nur mit einem der Wägelchen unterwegs sind: Fast immer ernten sie bewundernde Blicke und werden bei Zwischenstopps auf ihre Lieblinge angesprochen. Auf Tour geht das Team Blanck hier in der Region. So wird im Sommer oft der Marktplatz in Glückstadt angesteuert. Gern geben die Schenefelder den Bewunderern ihrer Fahrzeuge Auskunft über technische Daten, Umbauten und Alltagstauglichkeit.

Doch eines ist für Heike und Holger Blanck Ehrensache: "Wir wollen uns nicht mit fremden Federn schmücken." Deshalb weisen sie stets darauf hin, dass professionelle Autoveredler ihren beiden Veteranen erst zum attraktiven Outfit verholfen haben.

Fiat 500 Pick-up

Besitzerin: Heike Blanck

Baujahr: 1963

Hubraum: 0,89 Liter

Leistung: 44 PS

Höchstgeschwindigkeit: 130 Km/h

Steyr-Puch 650 TR II

Besitzer: Holger Blanck

Baujahr: 1968

Hubraum: 0,6 Liter

Leistung: 41PS

Höchstgeschwindigkeit: 130 Km/h