Die EU schlägt Sicherheitsprüfungen im Jahresrhythmus vor. ADAC und Bundesverkehrsminister kritisieren höhere Kosten für Bürger.

Brüssel/Hamburg. Ältere Autos sollen nach dem Willen der EU-Kommission künftig häufiger auf ihre Sicherheit geprüft werden. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas hat am Freitag jährliche Hauptuntersuchungen für Autos ab dem siebten Betriebsjahr ins Gespräch gebracht. Technische Mängel seien Ursache für sechs Prozent aller Autounfälle und für 2000 Tote pro Jahr. 1200 davon hätten durch bessere Sicherheitskontrollen vermieden werden können, so der Kommissar. Nicht einbeziehen in die Neuregelung will Kallas jedoch Oldtimer.

Die Zahl der tödlichen Unfälle auf Europas Straßen sei "sehr besorgniserregend", argumentierte Kallas. Die meisten Unfälle gingen von Wagen aus, die sechs Jahre oder älter seien. Sein Vorschlag sieht nun eine erste Prüfung nach vier statt bisher drei Jahren vor. Die zweite folgt zwei Jahre später, dann soll alle zwölf Monate geprüft werden. Haben Pkw bei der ersten Prüfung schon 160 000 Kilometer auf dem Tacho, sollen sie jährlich zum TÜV.

+++ Abzocke von Autofahrern oder Rettung von Menschenleben? +++

+++ Das ist neu bei der Hauptuntersuchung +++

Der Automobilklub ADAC und die Prüforganisationen reagierten am Freitag unterschiedlich auf den Vorstoß. "Nur 0,5 Prozent aller Unfälle geht auf technische Mängel zurück", sagte ADAC-Sprecher Matthias Schmitting. Dabei handele es sich vor allem um abgefahrene Reifen, defekte Bremsen oder Stoßdämpfer. Solche Mängel könne jeder Laie allein feststellen. Daher sei eine Neuordnung der Fristen unnötig, so Schmitting. "Sie bringt nur Geld in die Kassen der Kontrolleure." Hauptuntersuchungen kosten derzeit in Hamburg einschließlich der Abgasprüfung von 75,50 Euro bei modernen Fahrzeugen bis zu 95 Euro bei Wagen, bei denen sich keine Daten aus der Bordelektronik übernehmen lassen.

"Fakt ist, dass Autos mit zunehmenden Alter weniger gewartet werden", sagte Frank Volk, Sprecher des TÜV Süd, der Muttergesellschaft des Hamburger TÜV Hanse. Es gebe dabei bisher keine verlässlichen Zahlen darüber, ob jährliche Untersuchungen sich positiv auf die Verkehrssicherheit auswirken würden. Dies müsse zunächst geprüft werden. "Sieben Jahre sehen wir zudem für eine Einstufung als älteres Auto als sehr jung an", sagte Volk.

Als nachvollziehbar stuft der TÜV jedoch die Diskussion über europaweit angeglichene Untersuchungen ein. Denn bisher erkennt kein Land die Prüfsiegel eines anderen an. "Eine Harmonisierung darf aber nicht dazu führen, dass die deutschen Kriterien verwässert werden", sagte Volk. So gilt das deutsche System unter Experten als weltweit führend.

Über den Vorschlag des Kommissars muss nun im Europaparlament und in den Mitgliedstaaten beraten werden. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat das Vorhaben bereits kritisiert: "Unsere Prüfpraxis kann anderen EU-Ländern hilfreiche Orientierung sein. Die Pläne aus Brüssel würden für viele Autofahrer mehr Bürokratie und höhere Kosten bedeuten. Aus deutscher Sicht halte ich davon nichts", sagte Ramsauer der "Welt". Auch sein Parteichef, der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, hält nichts von dem EU-Vorschlag: "Was wir angesichts solcher Vorschläge aus Brüsseler Amtsstuben wirklich brauchen, ist ein TÜV für die EU-Bürokratie", sagte Seehofer.