Der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft stand 2005 vor der Pleite. Nun sind die Schulden getilgt.

Kreis Pinneberg. Ende 2005 stand die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Pinneberg (WEP) vor der Pleite. 30 Millionen Euro betrugen die Verbindlichkeiten, das vorhandene Vermögen lag deutlich darunter. Nur eine Finanzspritze des Kreises in Höhe von 14 Millionen Euro rettete das Unternehmen.

Sechseinhalb Jahre später ist die Schieflage vergessen. "Die WEP ist finanziell saniert", betont Geschäftsführer Harald Schroers. Er kam Mitte 2006 ans Ruder - und riss es herum. "Das Sanierungskonzept stand nach wenigen Wochen. Wir haben den Vertrieb der Grundstücke neu ausgerichtet, verstärkt Drittmittel wie Fördergelder eingeworben und die Finanzierungs- und Investitionskosten optimiert."

Das Konzept ging auf. Schroers: "Wir haben von 2006 bis 2011 einen durchschnittlichen Jahresgewinn von 900.000 Euro erwirtschaftet." Er speiste sich aus dem Verkauf von Grundstücken sowie weiteren Dienstleistungen wie etwa Existenzgründungsberatungen oder die Akquisition von Fördermitteln, die von der WEP neu angeboten wurden. Schroers: "Gleichzeitig haben wir jedes Jahr 600.000 Euro in den Bau von Straßen- und Erschließungsanlagen gesteckt." Parallel konnte die Gesellschaft ihre Bankverbindlichkeiten reduzieren. Pro Jahr wurden 2,4 Millionen Euro zurückgezahlt. "Aktuell haben wir noch Kredite über drei Millionen Euro. Diese können wir mit dem vorhandenen Vermögen ablösen, wenn sie fällig werden", erläutert der WEP-Chef.

Eine Bilanz, der auch Landrat Oliver Stolz als Vertreter des Hauptgesellschafters Respekt entgegenbringt. "Das finanzielle Sanierungsziel wurde weit vor der Zeit erreicht, das freut uns natürlich sehr." Nach der Neuordnung der Gesellschafteranteile verfügt der Kreis über 90,25 Prozent, die Sparkasse Südholstein über 9,75 Prozent. Aus der Kreiskasse fließt ein jährlicher Zuschuss von 200 000 Euro an die WEP.

"Wirtschaftsförderung ist bundesweit ein Zuschussgeschäft", sagt WEP-Chef Schroers. Im Vergleich mit anderen Kreisen - Segeberg zahlt jährlich 500.000 Euro, Herzogtum-Lauenburg allein 600 000 Euro nur für das Standortmarketing - sei das Kosten-Nutzen-Verhältnis, das die WEP biete, konkurrenzlos günstig. Schroers macht deutlich, dass sich viele Aktivitäten der WEP nicht in deren Bilanz, sondern in den öffentlichen Kassen bezahlt machen würden. "Im Gewerbegebiet Tornesch/Ellerhoop, das wir vermarktet haben, sind 500 Arbeitsplätze entstanden. Daraus ergeben sich jährliche Gewerbesteuereinnahmen von 800 000 Euro für die Kommunen. Hinzu kommen Lohn- und Gewerbesteueranteile."

Der Ankauf der Flächen für dieses Gewerbegebiet hatte die WEP einst in Schieflage gebracht. Aktuell sind von den 40 Hektar Fläche, die zur Vermarktung standen, noch neun Hektar übrig. Kreisweit umfasst das Angebot der WEP insgesamt 24 Hektar an Gewerbeflächen. "Es wird langsam zum Problem, verwertbare Flächen mobilisieren zu können", so Schroers weiter.

Ob die WEP weiterhin ihren Schwerpunkt im Bereich Grundstücksan- und -verkauf haben wird? "Der Kreis als Gesellschafter hat fünf Geschäftsfelder für die WEP definiert. Es ist Aufgabe des Kreises, festzulegen, welche Felder künftig mit welchem Personal bedient werden", sagt Landrat Stolz. Der Politik obliege es, über die Höhe der Zuschüsse und die Gewinnverwendung der WEP nachzudenken.

WEP-Chef Schroers sagt dazu: "Das Geld, das wir haben, brauchen wir, um unsere Kredite abzulösen." Diese Auffassung teilt auch Wilhelm Alms, der Vorsitzender des Aufsichtsrates und der Gesellschafterversammlung ist. Er hatte Ende Juni 2005 die Trennung von der damaligen WEP-Chefin Doris Harms mitgetragen. Heute sagt Alms: "Dieser Schritt war richtig. Mit Harald Schroers ist ein Profi gekommen, der das Geschäft beherrscht und eine talentierte Amateurin abgelöst hat."