Industriebetriebe im Kreis Pinneberg setzten 2011 erstmals mehr als vier Milliarden Euro um. Dennoch droht nun droht ein Dämpfer.

Kreis Pinneberg. 2011 wird aus Sicht der Wirtschaft im Kreis Pinneberg in die Geschichtsbücher eingehen: Erstmals erzielten die 173 vom statistischen Landesamt erfassten Industrieunternehmen mit mehr als 20 Angestellten im vergangenen Jahr einen Umsatz von mehr als vier Milliarden Euro. Damit ist amtlich, was Statistiker dem Abendblatt schon im November ankündigten. Mit 4,023 Milliarden Euro Gesamtumsatz hatten allerdings selbst Optimisten nicht gerechnet. Nur die Unternehmen in Dithmarschen und Segeberg erreichen beispielsweise beim Umsatz bessere Umsatzwerte im Land.

Wirtschaftsvertreter sprechen nicht nur deshalb von einem Ausnahmejahr, dem besten aller Zeiten. Auch in den Vorjahren präsentierte sich die Wirtschaft in der Metropolregion in hervorragender Verfassung. Selbst im Krisenjahr 2009, in dem vor allem der exportorientierten Firmen durch die weltweite Finanzkrise herbe Einbrüche verzeichneten, blieb die Wirtschaft im Kreis überraschend stabil, setzte 3,74 Milliarden Euro und damit nur 300 Millionen weniger um als 2011.

Doch nicht nur beim Umsatz, auch bei Innovationen und Geschäftsgründungen belegte der Kreis 2011 Spitzenplätze. Bei der Anzahl ihrer Beschäftigten liegen die Industriebetriebe im Kreis mit 16 107 Mitarbeitern an erster Stelle in Schleswig-Holstein.

Und der Optimismus beschränkte sich nicht nur auf das abgelaufene Jahr: die Investitionen, der Gradmesser für die langfristige Entwicklung der Wirtschaft, befanden sich ebenfalls auf Rekordniveau. "Die Unternehmen investierten 2011 in Grundstücke und Betriebserweiterungen so viel wie nie zuvor", sagt Harald Georg Schroers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH des Kreises (WEP). Da erst im laufenden Jahr viele neue Betriebsstätten fertig werden, müssen auch im Jahr 2012 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Auch deshalb wird sich selbst bei schwierigem Marktumfeld die Produktion, Umsatz und Anzahl der Beschäftigten im Kreis voraussichtlich weiter verbessern. Gleichzeitig ist der Bestand an gut angebundenen und freien Gewerbeflächen so gering wie nie, Schroers warnte deshalb im vergangenen Jahr vor einem Mangel an Gewerbeflächen. Der Boom ist aber, ausgelöst durch die weltweiten Turbolenzen und die kritische Situation in der Euro-Zone, erst einmal vorbei. Lutz Bitomsky, Vorsitzender des Unternehmensverbandes Unterelbe-Westküste, sieht trotz schwierigen Gesamtumfeldes die Wirtschaft auch im laufenden Jahr auf Kurs. "Ich habe noch keine Zeichen feststellen können, dass sich die wirtschaftlich Stimmung nachhaltig verändern wird", sagte Bitomsky. Das die Euphorie bei den Investitionen abebbe, sei ein Zeichen der Normalisierung.

In den ersten drei Monaten 2012 sank der Umsatz im Kreis Pinneberg

In einer aktuellen Statistik zu Unternehmen mit mehr als 50 Angestellten deutet sich in den ersten drei Monaten des Jahres 2012 tatsächlich ein Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahresquartal an. Während die 527 größeren Industriebetriebe in Schleswig-Holstein ihren Umsatz im Vergleich zum Rekord-Quartal 2011 um zwei Prozent auf 7,8 Milliarden Euro gesteigert haben, sank der Umsatz im Kreis Pinneberg. Wurden in den ersten drei Monaten 2011 noch 155 Millionen umgesetzt, waren es im gleichen Zeitraum 2012 nur 144 Millionen Euro. "Diese Zahlen würde ich nicht zu ernst nehmen. Gerade beim ersten Quartal spielen statistische Effekte eine größere Rolle und verzerren das Bild", sagt Bitomsky.

Dennoch könnte sich die leichte Eintrübung beim Umsatz um Ausblick auf 2012 bestätigen. In einer Konjunkturumfrage des Unternehmerverbandes im Dezember gaben nur 15 Prozent der Unternehmen an, dass sie für das erste Halbjahr dieses Jahres eine bessere wirtschaftliche Entwicklung erwarten. 29 Prozent mit immerhin 54 Prozent aller Mitarbeiter erwarten eher eine schlechtere wirtschaftliche Entwicklung. Insgesamt sei eine deutliche Abnahme des Optimismus festzustellen, schrieb der Verband. Das führe angesichts des hohen Niveaus und guten Auftragslage aber wahrscheinlich nicht zu einer Konjunkturdelle.

Während nicht nur beim Umsatz, sondern auch beispielsweise bei den Unternehmensneugründungen erstmals ein Rückgang im Land von bis zu sechs Prozent zu verzeichnen, ist, nimmt die Beschäftigung im Kreis weiter zu. Mit 13 471 Arbeitnehmern arbeiten 600 Menschen mehr in den befragten Industrieunternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern als im Vorjahresquartal. Vor allem im metallverarbeitenden Bereich und beim Maschinenbau wurden zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen.

Die Unternehmen im Kreis Pinneberg prägen die Menschen und Familien. Viele Tausend Menschen arbeiten in kleinen, mittleren und größeren Unternehmen. In einer Serie stellt das Abendblatt Unternehmen im Kreis Pinneberg vor. Lesen Sie heute auf unserer Seite 3: Die Firma Tempelmann in Pinneberg.