Der Verein “Appen musiziert“ und die Ukrainische Kinderkrebshilfe halfen der 17-jährigen Inna mit Spenden zurück ins Leben.

Appen. Mit 17 Jahren erleben Teenager die erste große Liebe, gehen mit Freunden tanzen, lernen für den Schulabschluss. Inna Magura ist in diesem Alter. Bisher war ihr Leben aber alles andere als unbeschwert. Seit neun Jahren kämpft die Heranwachsende aus Kiew gegen den Krebs. Zweimal hatte die Ukrainerin ihn besiegt, dann erlitt sie wieder einen Rückfall. Aufgeben kam nicht infrage. Inna aus Kiew nimmt erneut den Kampf auf und gilt heute als geheilt - dank Spenden und Engagement der Vereine "Appen musiziert", einer Initiative der Freiwilligen Feuerwehr Appen, und der Ukrainischen Kinderkrebshilfe in Neumünster.

Inna wurde am 30. April im Uniklinikum Eppendorf (UKE) in Hamburg stationär aufgenommen. Neun Tage später erhielt sie ihre lebensrettende Knochenmarktransplantation. Die junge Patientin konnte rasch aus der Klinik entlassen werden und in das nahe gelegene Roland-McDonald-Haus, der Mc Donalds Kinderhilfe, umziehen, wo auch ihre Mutter Ludmila Magura untergebracht ist. Noch fühlt sich Inna etwas schlapp und hat Fieber, sodass sie im Rollstuhl sitzt.

"Nach der schweren Operation ist das durchaus normal", sagt Eberhardine Seelig, Präsidentin der Ukrainischen Kinderkrebshilfe. Sie weiß, wovon sie redet. Seit 21 Jahren kümmert sie sich um krebskranke Kinder aus der Gegend um Tschernobyl und organisiert für sie in Deutschland Kuren auf dem Land. Der Körper bilde nach der Stammzellenübertragung rote und weiße Blutkörperchen, erklärt sie. Das kann Fieber verursachen. "Doch keine Sorge, die Behandlung verlief lehrbuchmäßig."

Eberhardine Seelig hatte im November vergangenen Jahres Rolf Heidenberger von "Appen musiziert" um finanzielle Hilfe gebeten. Die Behandlungskosten sollten zunächst 240.000 Euro betragen. Als Rolf Heidenberger hörte, dass es um Leben und Tod ging, sagte er zu. Ein Knochenmarkspender war schnell gefunden, was fehlte war das Geld für die Transplantation. Heidenberger ließ seine guten Verbindungen zum UKE spielen und überredete die Chefärzte für 150.000 Euro zu operieren. Zudem rief er in den Medien zu Spenden auf. 35.000 Euro konnte "Appen musiziert" so generieren.

Auf einer Veranstaltung von "Appen musiziert" war auch der Kaufmann Salem George Hattab aus Niebüll unter den Gästen. Er und Rolf Heidenberger kennen sich seit vielen Jahren. Hattab bot an, bei seinen Freunden und Geschäftspartnern in den Arabischen Emiraten um finanzielle Hilfe für Inna zu bitten. Als Hattab aus Dubai zurückkehrte, hatte er einen Scheck von 9.000 Euro dabei. Hierbei handelt es sich um die Spende von Micky Jagtiani, dem indischen Kaufmann und Chef der Landmark Group. Das Geld braucht Inna für die Nachbehandlung in Kiew, denn sie benötigt zwei Jahre lang teure Medikamente, die ihre Eltern zum Teil selber bezahlen müssten.

Ludmila Magura hat noch kein gutes Gefühl dabei, mit Inna wieder in die Ukraine zurückzufliegen. "Hier haben sich alle so liebevoll um uns gekümmert", sagt sie. Zudem sei ihr Vertrauen in die ukrainischen Ärzte erschüttert. "Als Inna 2003 erkrankte, haben sie eine falsche Diagnose gestellt und sie falsch behandelt", sagt Ludmila Magura. Nun möchte sie am liebsten auch für die Nachbehandlung hier bleiben, weil sie dem deutschen Gesundheitssystem mehr vertraut. "Inna ist doch mein einziges Kind."

Eberhardine Seelig versucht die ängstliche Mutter zu beruhigen: "Die Ärztin in Kiew steht in engem Kontakt mit dem behandelnden Ärzten am UKE." Zudem sei die Vorbereitung durch die Klinik in Kiew auf die Operation tadellos gewesen. Sie erklärt, dass die Stammzellentherapie in der Ukraine nur zwischen Familienmitgliedern möglich sei.

Da in Innas Familie aber kein passender Spender gefunden werden konnte, war eine Behandlung in Deutschland ihre einzige Chance. "Die Nachbehandlung kann die Klinik in Kiew aber ohne Weiteres absichern", sagt Eberhardine Seelig. Die Standards dort wären gut und die Medizin viel weiter als noch 2003.

Sie und Rolf Heidenberger werden weiterhin Kontakt zu Inna halten. "Und wenn du zur nächsten Nachuntersuchung ins Eppendorfer Klinikum kommst, holen wir auch die versprochene Stadtrundfahrt durch Hamburg nach." Dieses Mal hatte die Kraft dafür noch nicht ausgereicht.

Inna freut sich darauf. Sie ist zuversichtlich, dass ihre schönen dunkelblonden Haare, die ihr mal bis zur Hüfte gereicht haben, bis dahin auch wieder ein Stück gewachsen sind und sie das Leben eines normalen Teenagers führt.