Drei große Energieversorger im Kreis Pinneberg planen eine erneute Tariferhöhung, sieben weitere halten ihre Preise aber weiterhin konstant.

Kreis Pinneberg. Jetzt im Sommer sind die Heizungen aus und keiner denkt an die Kälte im nächsten Winter. Aber schon jetzt können sich viele Verbraucher im Kreis Pinneberg auf steigende Gaspreise einstellen. Denn drei der zehn Energieversorger im Kreis haben Tariferhöhungen angekündigt: Die Stadtwerke Barmstedt fordern zum 1. August 6,5 Prozent mehr, die Stadtwerke Wedel erhöhen zum 1. Oktober um 6,5 Prozent. Und der E.on-Konzern verteuert seinen Gaspreis zum 1. September sogar um 10,8 Prozent.

Das macht in Barmstedt bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden (kwh) 80 Euro mehr im Jahr aus. In Wedel sind es 95 Euro. Und die E.on-Kunden müssen mit Mehrkosten von 140 Euro rechnen. "Seit längerem haben die Marktpreise für Erdgas deutlich angezogen", begründet E.on-Vertriebssprecher Roland Schilhab diesen Schritt. "Die Erdgaspreise liegen jedoch auch nach der Erhöhung weit unter dem Niveau von Ende 2008."

Während die Stadtwerke in Barmstedt auch nach der Preisanhebung zu den günstigeren Anbietern im Kreis gehören (Rang 6), bauen die Stadtwerke Wedel ihren Vorsprung als teuerster Anbieter weiter aus. Mit künftig fast 1.620 Euro (bei 20 000 kwh Verbrauch) sind die Wedeler rund 450 Euro teurer als der günstigste Anbieter, die Energie Rellingen, die ihre 450 Kunden von den Stadtwerken Elmshorn beliefern lassen. Kein Wunder, dass in Rellingen fast täglich zehn neue Gaskunden hinzukommen, wie Charlotte Carstens vom Vertrieb mitteilt.

In Elmshorn sind die Stadtwerke Barmstedt die günstigsten Anbieter. Mit 1.190 Euro für 20.0000 kwh Verbrauch sparen ihre dortigen Kunden im Vergleich zu den Kunden in Barmstedt 100 Euro und im Vergleich zu jenen der Stadtwerke Elmshorn sogar 300 Euro. "Das hat mit den niedrigeren Netzentgelten in Elmshorn zu tun", erklärt Werkleiter Fred Freyermuth.

Die Stadtwerke Barmstedt sind wie Elmshorn und Wedel, aber viel stärker, in das externe Energiegeschäft eingestiegen. Inzwischen versorgen sie von Flensburg bis Lüneburg 20.000 Kunden außerhalb des Stadtgebiets mit Strom und Gas. Auf diese Weise hat das ehemals kleinste Stadtwerk im Kreis von 2004 bis 2010 seinen Umsatz und Gewinn jeweils vervierfacht auf 40 Millionen und vier Millionen Euro.

Gleichwohl bedauert Dietrich Tetz, CDU, Vorsitzender des Werkausschusses, dass die Barmstedter Bürger trotz dieser guten Entwicklung des städtischen Unternehmens tiefer für ihre Energieversorgung in die Tasche greifen müssen. "Preiserhöhungen sind immer unpopulär. Im Vergleich zu Mitbewerbern stehen wir aber noch ganz gut da." Der recht hohe Gewinn sei nötig, weil die Stadtwerke Millionengelder in die Glasfaserverkabelung der Stadt investieren. "Auf dem Energiemarkt wird die Luft dünner. Mit dem Breitband investieren wir in die Zukunft unserer Stadt. Da müssen wir die Weichen jetzt stellen, um morgen und übermorgen noch Gewinne zu erwirtschaften."

Anders als der Strom- und Ölmarkt habe sich der Markt der Erdgasversorgung "rasant" entwickelt, erklärt Freyermuth. "Durch die Liberalisierung wurde ein neuer Markt geboren." Was bisher nur Konzernen vorbehalten war, sei seit wenigen Jahren auch den Stadtwerken möglich: die Beschaffung von Erdgas direkt auf Großhandelsebene und mit frei verhandelbaren Vertragsmodalitäten. Deshalb gebe es heute zwei Gruppen von Energieversorgern: die einen, die noch immer ihr Erdgas ölpreisabhängig beschaffen, und diejenigen, die frei einkaufen können. Im Gegensatz zum Strommarkt gebe es eine Vielzahl von Anbietern, die in Europa Erdgas liefern können, sodass echter Wettbewerb vorhanden ist.

Freyermuth: "Das ändert nichts daran, dass auch der Erdgaspreis in den letzten Jahren gestiegen ist. Gut ist jedoch, dass dieser Anstieg nicht so extrem ausgefallen ist wie auf dem Ölmarkt." Wer heute noch eine Ölheizung befeuern müsse, zahle 60 Prozent mehr als derjenige, der mit Gas heizt.

Die Ölpreisbindung ist es, die die Gaspreise bei den Stadtwerken Wedel explodieren ließ, erklärt Aufsichtsratschef Michael Kissig, CDU. "Unser Ziel ist, wieder attraktiver für unsere Kunden zu werden." Dies soll gelingen, indem "wir komplett von der Ölpreisbindung wegkommen", sagt er. Das sei aber nicht so einfach und brauche Jahre.

Der günstigste Tarif sei aber auch nicht alles, betonen Kissig und Tetz. Die ehemals preisgünstigsten Anbieter in Deutschland wie Goldgas und Teldafax sind längst vom Markt verschwunden. "Da hat der Kunde dann zwar optisch den günstigsten Preis gehabt", sagt Kissig. "Aber hinterher musste er doch woanders das gleiche bezahlen."

Ob die anderen sieben Anbietern im Kreis ihre Preise stabil halten, steht noch nicht fest. Dies würde sich im Herbst entscheiden, teilt Ulrike Fölsch von den Stadtwerken Quickborn mit. Elmshorn plant "aktuell" keine Veränderung, beteuert Geschäftsführerin Melanie Schneider. Halstenbek will "zum heutigen Zeitpunkt keine Preisanpassung mehr vornehmen", verspricht Vertriebschefin Gesche Richter.

Pinnebergs Stadtwerkeleiter Henning Fuchs kann sich sogar vorstellen, den Gastarif zu senken. Der Ölpreis sei gesunken und das städtische Netz preiswert. "Eine Absenkung des Gaspreises ist auf jeden Fall möglich."