Heinz Kubik war 43 Jahre Organisator und Wohltäter in Uetersen - jetzt sagt er tschüss. Verabschiedung mit Albig und Berghoff.

Uetersen. Heinz Kubik sitzt am Rand auf der Bühne, steckt sich eine Zigarette an und guckt erschöpft auf den Boden. Die Sonne scheint, der Schweiß rinnt über seine Stirn, sein schwarzes Sakko mit Auszeichnungen und Nadeln und der roten Rose zieht er dennoch nicht aus. Bis vor wenigen Minuten stand er, der Rosenkavalier von Uetersen, hier noch mit Torsten Albig, dem neuen Ministerpräsidenten des Landes, und mit Dagmar Berghoff, der früheren Tagesschausprecherin, auf dem Podest.

Beide waren gerne gekommen, sie machten Werbung für eine große Tombola zugunsten krebskranker Kinder, und sie kennen Kubik. Es gab schöne Fotos, viele interessierte Menschen umringten sie. Nun ist der Trubel vorbei, die Zigarette aufgeraucht. Kubik zündet sich gleich noch eine zweite an. Er guckt noch immer auf den Boden. Ein Mann kommt auf ihn zu. Er soll unterschreiben in einem Buch zum Uetersener Rosenfest. Er macht es, ohne ein Wort zu sagen.

Man merkt Kubik an, dass ihm vieles durch den Kopf geht - auch wenn er es mit seiner kantigen Art versucht zu überspielen: In diesem Moment am Sonntagmittag geht in der Rosenstadt eine Ära zu Ende. 43 Jahre hat Kubik in Uetersen geklotzt. Er war ein Tausendsassa, Organisator, Geschäftsmann, ein Mann mit Ideen, mit Mut, mit Visionen und mit viel Herz. Das bleibt er, doch in der Öffentlichkeit wird er von nun an nicht mehr so oft zu sehen sein. Er zieht sich zurück.

Die Preise für die Tombola, die am Ende restlos ausverkauft war, hat er in den vergangenen Wochen selbst zusammengetragen. Das Gute und Menschliche, der Erfolg der Sache, war für ihn stets der Maßstab, nicht der Profit. Das sagen die Menschen in Uetersen über ihn.

"Er hat ein ganz besonderes Feingefühl für die Bedürfnisse der Menschen. Er hat einen Gerechtigkeitssinn, Sitte und Anstand und er war immer verlässlich", sagt Eva Buban, Leiterin des Seniorenwohnheims Haus am Rosarium. Im Garten der Seniorenresidenz fand die Benefizveranstaltung statt, ein Ort, den es ohne Kubik wohl nicht gegeben hätte. "Er hat sich damals dafür stark gemacht, dass die Senioren hier ins Stadtzentrum kommen, dass wir hier bauen können", sagt Buban. Die Lose zugunsten der Aktion verteilte die Jugendfeuerwehr, auch sie wurde von Kubik mitgegründet.

In einem Zeitraum von 43 Jahren hat er Uetersen verändert, der Stadt seinen Stempel aufgedrückt und wurde selbst zur Marke. Und die Stadt dankte es ihm. Er wurde 2005 zum ersten Rosenkavalier ernannt.

Den Titel gibt er nun zurück. Er wird nicht mehr das Cityfest, seine Erfindung, mitgestalten, nicht mehr das Herbst- und Lampionfest, ebenfalls seine Idee, organisieren.

"Der Geist will, doch mein Körper sagt: 'Heinz, tritt mal ein bisschen kürzer'", sagt Kubik. Gesundheitlich ist der 64-Jährige nicht mehr topfit. Das Alter, und vielleicht auch die viele Arbeit in all den Jahren fordern nun ihren Tribut. Trotzdem fiel es ihm schwer, loszulassen. "Aber jetzt bin ich froh über meine Entscheidung."

Wie wird man zu so einem Menschen? Zu jemandem, der knapp 30 Vereinen ehrenamtlich zur Seite steht, der die Menschen zusammenbringt, Sachen anschiebt, sich auch mal anlegt. "Man ist einfach so", sagt Kubik. Eine genaue Erklärung hat er selbst nicht. Er ist da so hineingeraten, mag man glauben. Und damit hat man sicher noch die plausibelste Erklärung.

Im Jahr 1969, da begann sie, die Liaison zwischen Uetersen und Kubik. Da hatte er die Idee, einen Tanzball zu Gunsten von Senioren zu organisieren. Bei der Veranstaltung kam so viel Geld zusammen, dass sich viele ältere Menschen zu Weihnachten über ein Paket freuen konnten. "Das hat mir damals Spaß gemacht, vor allem die Freude der Menschen zu sehen", sagt Kubik. Der Motor seines Handelns waren immer seine Ideen. So veranstaltete er als erster in Schleswig-Holstein einen Marokko-Tag, eine landesweite Veranstaltung mit großem Anklang. Er initiierte Projekte zu Gewaltprävention und sammelte immer wieder Geld für gemeinnützige Projekte.

Bei Kubik liefen die Fäden zusammen. Hatte jemand ein Anliegen, konnte er ihn stets in seiner Markthalle sprechen. Er wusste, wen er anschließend anrufen sollte, damit dies oder jenes Projekt klappt. Kubik ist ein Strippenzieher, kennt Gott und die Welt und hat sich dennoch nie vereinnahmen lassen. "Ich war nie in einer Partei, nie Mitglied in einem Verein", sagt er.

Wohl nur deshalb wurde er so, wie er ist. Auch wenn er sich von der großen Bühne verabschiedet, bleibt er da. "Meine Tür steht weiterhin offen", sagt er, und ein paar Ideen hat er auch noch. "Einen großen, schicken Benefizball zu Weihnachten für krebskranke Kinder", sagt Kubik, daran arbeite er. Und das Arbeiten, das wird es wohl auch in Zukunft nicht ganz sein lassen.