Von 2012 an gibt es im Klinikum Pinneberg an Wochenenden sowie Feiertagen eine eigene Praxis für die jungen Patienten.

Kreis Pinneberg. Der Kreis Pinneberg ist der bevölkerungsreichste in Schleswig-Holstein. Von den knapp 304 000 Einwohnern sind 40 068 jünger als 15 Jahre. Was die Notfallversorgung für Kinder angeht, war der Kreis bisher allerdings ein weißer Fleck auf der Landkarte. Das wird sich jedoch mit Beginn des Jahres 2012 ändern: Am 1. Januar öffnet erstmals eine Kindernotfallpraxis in den Räumen des Klinikums Pinneberg. Sie ist künftig Sonnabend, Sonntag sowie an Feiertagen jeweils von 10 bis 16 Uhr besetzt.

Bisher mussten Eltern lange Wege in Kauf nehmen, wenn ihr Nachwuchs außerhalb der Sprechzeiten des Kinderarztes krank wurde. Die bisherige Kindernotfallpraxis befindet sich im Klinikum Itzehoe. "Da ist kaum jemand hingefahren", sagt Dr. Norbert Puls, der für den kinderärztlichen Bereitschaftsdienst in der Region verantwortlich ist. Viele Eltern seien nach Hamburg-Altona ausgewichen, wo ebenfalls eine solche Einrichtung ansässig ist. Wartezeiten von bis zu drei Stunden waren dort die Regel, nicht die Ausnahme.

Seit am 15. Juli 2008 die 14 Betten umfassende Kinderklinik im Pinneberger Krankenhaus eröffnet wurde, brachten auch immer mehr Eltern ihre Kinder dorthin - und gaben sie als Notfälle aus. Laut der Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung gab es im zweiten Quartal 2008 noch 455 kinderärztliche Notfälle im Kreis - im dritten Quartal des Jahres waren es dann schon 1028. Gezählt wurden erkrankte Kinder im Alter zwischen 0 und 14 Jahren. "In dieser Altersgruppe registrieren wir im Kreis Pinneberg pro Quartal durchschnittlich 1400 Notfälle", erläutert Marco Dethlefsen, der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung mit Sitz in Bad Segeberg. Daher, so Dethlefsen weiter, sei ein Bedarf für eine eigene Kindernotfallpraxis im Kreisgebiet bewiesen.

Ihren Betrieb organisiert Dr. Puls, der selbst in Pinneberg als Kinderarzt niedergelassen ist und am 1. Januar den Premierendienst übernimmt. Er und 17 niedergelassene Kollegen werden dort abwechselnd die Kinder behandeln, jeweils unterstützt von einer Helferin. "Mit dem neuen Angebot schließen wir eine Versorgungslücke", betont Puls. Gerade an den Wochenenden sei die Nachfrage nach kinderärztlichen Behandlungen in der Vergangenheit angestiegen. Puls: "Jetzt haben Kinder und ihre Familien auch am Wochenende einen festen Anlaufpunkt, wenn die Praxis ihres Kinderarztes geschlossen ist." Puls weist aber darauf hin, dass die Einrichtung nur für Notfälle vorgesehen ist, deren Behandlung nicht bis zur nächsten Sprechzeit des Kinderarztes warten kann. Er rechnet durchschnittlich mit 50 bis 90 Patienten pro Öffnungstag.

Die neue Anlaufpraxis besteht aus einem offenen Aufnahme- und Wartebereich, der gemeinsam mit der Praxis für Erwachsene und der Notfallambulanz genutzt wird, sowie aus zwei Behandlungszimmern. Sie befindet sich im Erdgeschoss des Klinikums, ist ausgeschildert und verfügt über einen behindertengerechten Zugang. "Durch unser Angebot entlasten wir die Kinderklinik", erläutert Puls.

Gleichzeitig, so betont Dr. Thorsten Wygold, der ärztliche Direktor der Regio-Kliniken, ergeben sich Synergieeffekte. "Sollte die Erkrankung des Kindes spezielle Untersuchungen wie Röntgen- oder Ultraschallaufnahmen erfordern, so können diese direkt in der Klinik durchgeführt werden." Auch könne, sofern eine stationäre Weiterbehandlung notwendig sei, diese direkt im Krankenhaus erfolgen. Daher sei die Anbindung der Kinder-Notfallambulanz an das Klinikum vorteilhaft. Die Räume stellt die Regio-Klinik zur Verfügung, so dass die Kassenärztliche Vereinigung nur die Personalkosten zahlt.