Der Pinneberger Jörg Meyer will sieben Millionen Euro auf ehemaligem Sparkassenareal investieren. Politik stimmt zu.

Pinneberg. Die Pinneberger Politik hat die Weichen für eine Um- und Neugestaltung der Innenstadt gestellt. Mehrheitlich gaben die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung am Dienstagabend grünes Licht, die sogenannte Kleine Lösung als Planungsziel anzupeilen. Diese Variante sieht vor allem die Neuansiedlung von Gewerbe südlich der Friedrich-Ebert-Straße (VR Bank-Parkplatz) und eine Ausweitung der Fußgängerzone im westlichen Teil der City vor (siehe Grafik). Profitieren wird, zumindest zunächst, allen voran der Pinneberger Kaufmann Jörg Meyer: Die Stadtpolitiker machten den Weg für Meyers Vorhaben frei, auf dem von ihm für gut drei Millionen gekauften Gelände nördlich der Friedrich-Ebert-Straße, wo früher die Kreisparkasse ihren Hauptsitz hatte, schnellstmöglich einen neuen Edeka-Frische-Markt inklusive einer großen Zahl von Pkw-Stellplätzen zu bauen. Bedeutet das Votum des Stadtentwicklungsausschusses nun einen großen Wurf für Pinneberg? Der Wirtschaftsförderer der Stadt, Stefan Krappa, antwortete auf diese Frage mit: "Auf jeden Fall ein Wurf." Krappa ist sich sicher: "Es wird jetzt einen positiven Schub geben, und zwar für alle Beteiligten."

Auch Jörg Meyer selbst ist sich sicher, dass alle von der jetzt ausgelösten Dynamik in der Innenstadt profitieren können. "Nach der Einigung auf die kleine Lösung sollten sie alle zügig abarbeiten", sagte der Kaufmann im Gespräch mit dem Abendblatt, "dann ist auch allen geholfen." Verschiedene Politiker hatten im Ausschuss gefordert, zügig im Sinne Meyers zu entscheiden. So fragte CDU-Fraktionschef Michael Lorenz: "Wie viel Zeit soll noch vergehen? Ich glaube nicht, dass Meyer lange bei der Stange bleibt. Und wenn er nicht auf dem Kreissparkassengelände zum Zuge kommt, passiert auch am Lindenplatz nichts."

Auch Uwe Lange, Fraktionsvorsitzender der Bürgernahen, positionierte sich eindeutig: "Wir wollen den Weg frei machen für die Pläne von Meyer, selbst, wenn das eine Solitärlösung nördlich der Friedrich-Ebert-Straße ist. Wir befürchten, dass Meyer sonst den Standort Hamburg vorziehen wird." Der Ausschussvorsitzende Gerhard Thomssen (SPD) warf Lange daraufhin vor, eine "Lex Meyer" schaffen zu wollen, was Lange mit "Dummes Zeug!" konterte. Sozialdemokrat Christian Koch kritisierte den Zeitdruck, der aufgebaut werde: "Es gab Workshops und öffentliche Veranstaltungen für die Bürger. Und jetzt sollen wir vier Tage vor Weihnachten im Schweinsgalopp eine solche Sache durchziehen." Zwischendurch stand während der Ausschusssitzung im Raum, für die Innenstadt mehrere B-Pläne aufzulegen und die City mithin quasi zu parzellieren. Dagegen sprach sich strikt Bürgermeisterin Kristin Alheit aus: "Es wäre schädlich, Meyers Vorhaben zuzulassen, und andere auf den Nimmerleinstag zu vertrösten."

Für Wirtschaftsförderer Krappa ist es ebenfalls bedeutsam, dass die Ausschussmehrheit dann doch für einen einheitlichen B-Plan stimmte: "Es ist gut, dass wir keine Zergliederung bekommen." Das mache die Suche nach weiteren Investoren leichter. Die Verantwortlichen der VR Bank hätten signalisiert, die jetzt formulierten Planungsziele der Kleinen Lösung zu unterstützen. "Und die Firma Kunstmann ist auch im Boot", so Krappa.

Jörg Meyer gab im Gespräch mit dem Abendblatt ein klares Votum für den Standort in der Pinneberger Innenstadt ab. "Wir wollen ganz sicher nicht von hier abhauen. Wir haben hier einen Ruf zu verlieren", so der Edeka-Kaufmann. Tatsächlich aber habe die Gefahr bestanden, dass die Pinneberger Pläne bei weiteren zeitlichen Verzögerungen mit dem Vorhaben der Familie Meyer hätten kollidieren können, am Millerntor in Hamburg die historische Rindermarkthalle im Rahmen eines ganz neuen Supermarkt-Gastronomie-Konzeptes umzugestalten. Auf dem hiesigen Kreissparkassenareal will Meyer voraussichtlich mehr als sieben Millionen Euro verbauen. Auch mit der Kita, die sich auf dem Gelände befinde, werde eine Lösung gefunden, kündigte Jörg Meyer an.

Schreiten die Planungen im neuen Jahr zügig voran, könnte schon bald mit dem Neubau des neuen Marktes begonnen und eine Eröffnung für das Frühjahr 2013 angepeilt werden, so Meyer. "Wir brauchten auch mit Blick auf den Lindenplatz eine Entscheidung", sagte der Kaufmann. Am Lindenplatz betreibt Edeka-Meyer bereits einen SB-Markt, der Mietvertrag läuft aber demnächst aus. (abendblatt.de)