Adventskalender: Die Mietfachanlage der Volksbank Elmshorn am Ramskamp sichert und steuert hinter dicken Wänden 531 Schließfächer.

Elmshorn. Es ist der Stoff, aus dem die Träume sind. So mancher Kriminelle sieht sich ja als erfolgreicher Bankräuber, indem er sich durch meterdicke Stahltresoren schweißt, um an den Zaster heran zu kommen. Panzerknacker heißt dieser Berufstypus in den Donald-Duck-Comics. Darin werden auch skurrile Geschichten über Geldschrank-Visionen der Superlative erzählt. Da heißt der größte Safe dann gleich Geldspeicher und gehört Dagobert Duck, dem Onkel von Donald. Die 1947 vom Zeichner Carl Barks kreierte Ente ist so reich, dass sie gern in Geld badet. Dann lässt sich der Krösus von Entenhausen mit Geldmünzen und Scheinen überhäufen, dass es ihm eine Freude ist. Nie scheint die Figur entspannter zu sein, als wenn sie von ihren Goldstücken berieseln wird.

Volker Großmann hat mit Dagobert nichts gemein. Der Marketingchef der Volksbank Elmshorn badet auch nicht im Geld. Und doch verfügt er über einen feisten Geldschrank, der hier in der Zentrale am Ramskamp den nüchternen Namen allzeit verfügbare Mietfachanlage trägt. Hinter meterdicken Wänden und einer kolossalen Schranktür aus gehärtetem Stahl verbirgt sich ein begehbarer Raum, in dem 531 Schließfächer verborgen sind.

Hollywood hat dem gemeinen Schließfach jüngst ein cineastisches Denkmal gesetzt. In dem Streifen "Inside Man" von Spike Lee mit Jodie Foster und Denzel Washington in den Hauptrollen gelingt es einer Bande um Clive Owen, einen Tunnel zu graben und so an Hunderte von Schließfächern zu kommen. Die Ganoven haben es allerdings weniger auf Geld und Wertpapiere abgesehen. Vielmehr geht es um kompromittierende Fotos des englischen Königshauses und einen wertvollen Diamantring, den der Bankdirektor während der Nazi-Zeit einem jüdischen Kaufmann raubte und so den Reichtum seiner Bank begründete. Der perfekte Bankraub wird so zu einem Akt der gesellschaftlichen Aufklärung.

Was alles im Keller der Elmshorner Genossenschaftsbank in den Schließfächern schlummert, vermag Großmann nur zu ahnen. Der Fantasie seien da keine Grenzen gesetzt. Schließlich könne jeder Kunde selbst entscheiden, was er hier deponieren möchte. Wichtige Urkunden, alte Briefmarken, wertvolle Münzen. Zahngold, Schmuck, der Kaufvertrag über das Eigenheim oder das Schwarzgeld, von dem das Finanzamt nichts wissen darf. Wer weiß? Dem diskreten Banker ist es egal. Es gibt keine Inventur. "Wir wissen nicht, wie viel Geld hier gelagert ist."

Entscheidend für den Kunden sei es, dass das wertvolle Stück hier sicher aufbewahrt ist und er jederzeit rankommt, wenn er es braucht. Denn die Mietfachanlage ist eben allzeit verfügbar. So könnte eine wohlhabende Dame, bevor sie in die Oper geht, auch am Wochenende ihr Diamanten-Collier aus dem Schließfach holen. Dazu müssen Kunden nicht einmal in den Keller der Bank herabsteigen.

Direkt vom Haupteingang an der Königstraße gelangen sie in einen Nebenraum, auf dem "Schließfach" steht. Mit einer Scheckkarte öffnet der Kunde diese Tür und erreicht ein Gerät, das wie ein normaler Geldautomat aussieht. Mit seiner Kundenkarte und der Nummer des Schließfaches lässt sich dieses bedienen. Der Kunde erhält so Zugriff auf seine Schließfachkassette. Das geschieht vollautomatisch und wie von Geisterhand gesteuert. Eine technisch hoch komplizierte Maschinerie holt die angesteuerte Schublade aus ihrem fast zehn Meter langen Panzerschrank, und hievt sie eine Etage höher, wo der Kunde sie in aller Ruhe öffnen und das begehrte Stück entnehmen kann. Das Schließfach wird anschließend über einen Kettenantrieb an dieselbe Stelle wie zuvor im unterirdischen Tresorraum befördert.

Im Notfall, falls die Elektronik streikt oder sich die Tür nicht öffnen lässt, kann der Kunde über ein Telefon rund um die Uhr den Wachdienst erreichen, der ihm aus der Patsche hilft, erklärt Großmann das Sicherheitssystem. Zur Sicherheit geht ohnehin ein Alarm los, falls drinnen eine Viertelstunde lang nichts passiert und der Kunde etwa einen Herzinfarkt erlitten haben sollte.

Walt Disney und Hollywood hätten in Elmshorn allerdings keine Chance - sagt jedenfalls Großmann. An den Tresorraum komme niemand allein heran, versichert er. Es bedürfe mehrerer, unabhängig voneinander aufbewahrter Schlüssel, um die dicke Stahltür zu öffnen. Und ob die Elmshorner so skandalträchtige Diamantringe besitzen, wie sie im Kino gezeigt werden, bleibt das Geheimnis dieser Schließanlage. Verschwörungstheoretikern sei aber gesagt: Das Schließfach mit der Nummer eins gehört dem Bankvorstand.