Der Edeka-Händler Martin Böge plant den Abriss von drei Häusern im Ortskern, um mehr Parkplätze zu schaffen. Bauausschuss stimmt zu.

Rellingen. Martin Böge hat ein Problem, unter dem vor allem seine Kundschaft leidet: Es gib viel zu wenige Parkplätze für seinen Edeka-Markt an der Hauptstraße in Rellingen. Seit Jahren wird die Suche nach einem Stellplatz vor dem Einkaufen zum nervenaufreibenden Geduldsspiel. Jetzt will Böge für eine Radikallösung sorgen. Um mehr Platz für die Kundenautos zu schaffen, sollen im Ortskern der Gemeinde Häuser abgerissen werden.

"Ich habe bereits drei Einfamilienhäuser an der Bergstraße gekauft. Dort können nach Abbruch der Bebauung 50 bis 70 Parkplätze angelegt werden", sagt der Edeka-Händler, der außer in Rellingen noch Supermärkte in Halstenbek und in Pinneberg-Waldenau betreibt. Auf der Fläche hinter dem Rellinger Frischemarkt sind zwar 135 Parkplätze vorhanden, doch die stehen nach Böges Angaben auch anderen Kunden zur Verfügung. So nutzen die Patienten anliegender Arztpraxen und einer Apotheke die Fläche ebenso wie die Besucher des Sportstudios, einer kombinierten Imbiss- und Kneipen-Gastronomie sowie weiterer umliegender Geschäfte. Obwohl Böge bereits eine Parkscheibenregelung eingeführt hat, finden sich immer wieder Dauerparker ein. "Der enge Zuschnitt der Parkplätze schreckt manche Kunden auch ab", sagt Martin Böge. Hin und wieder komme es auch zu kleinen Auto-Rempeleien mit Blechschäden.

Kein Wunder, dass der Supermarktchef alle Mittel in Bewegung setzt, um mehr Parkplatz zu schaffen. Für den Abbruch der Häuser an der Bergstraße 2, 4 und 6 hat der Bauausschuss der Gemeinde bereits grünes Licht gegeben. Für eine Bauvoranfrage, die Böge bei der Kreisverwaltung beantragen muss, gab es das sogenannte gemeindliche Einvernehmen mit nur einer Enthaltung eines SPD-Ausschussmitglieds. Nun hat der Kreis zu entscheiden, ob dem Wunsch des Antragstellers und der Empfehlung der Gemeindepolitiker entsprochen wird.

Böge hat allerdings noch mehr Platz-Reserven. Dem Kaufmann gehört auch der Gebäudeteil, in dem früher das Postamt untergebracht war. Böge denkt nicht daran, die Filialfläche mit einem weiteren Geschäft zu beleben. Im Gegenteil: Auch dieser Gebäudeteil soll nach seinen Vorstellungen zugunsten von Parkplätzen abgerissen werden. Allerdings müssten noch Verhandlungen mit der Itzehoer Versicherung geführt werden, die einen angrenzenden Gebäudeflügel besitzt. Langfristig, in etwa acht bis zehn Jahren, möchte der Edeka-Händler weitere bereits erworbene Gebäude, die jetzt noch vermietet sind, zwecks Erweiterung des Lebensmittel-Markts beseitigen.

Bauausschussvorsitzender Eckhard Schlesselmann, CDU, räumt ein, dass es sich beim geplanten Abbruch der Häuser an der Bergstraße zwar um einen "massiven Eingriff in das Rellinger Ortsbild" handelt. "Doch die Aufregung dürfte noch viel größer sein, wenn Böge abwandern würde", sagt Schlesselmann. Juristisch ist der Abbruch nicht angreifbar. "Der Bebauungsplan weist die Flächen als Mischgebiet aus, in dem Wohnen und Gewerbe zulässig sind", sagt Bauamtschef Tom Rasmussen. Rellingens SPD-Chef Ulfert Martinsen, der an der Abstimmung im Bauausschuss nicht teilgenommen hat, hält es für eine Katastrophe, wenn Teile des Zentrums in eine Parkplatzfläche verwandelt werden würde. Weitere Veränderungen im Ortkern sind nicht zu übersehen. Der Laden von "Papier und Stift" steht leer, weil Oliver Grunwald mit seinem Geschäft nach Pinneberg zur Dingstätte 35 umgezogen ist. Im Gebäude der ehemaligen Bäckerei Manssen an der Hauptstraße will der neue Eigentümer, Reeder Thomas Poetzsch, zunächst eine Ausstellung maritimer Raritäten unterbringen, bevor über weitere Planungen entschieden wird.