Es gibt wieder eine Tafel: Jeden Mittwoch werden von 11 bis 13 Uhr im Haus Roseneck kostenlos Lebensmittel an Bedürftige verschenkt.

Quickborn. Bedürftige Menschen in Quickborn haben wieder eine Anlaufstelle in der Stadt, wo sie kostenlos Lebensmittel bekommen können. Im Haus Roseneck an der Kieler Straße 95, wo auch die Werkstatt der Diakonie Langzeitarbeitslose beschäftigt, ist der Quickborner Tisch eingerichtet worden, der wie die Tafelangebote finanz- und sozial schwache Personen mit Lebensmitteln versorgt. Jeden Mittwoch von 11 bis 13 Uhr geben ehrenamtliche Helfer das Essen an die Bedürftigen aus, erklärt Werkstatt-Leiter Christian Rohde. "Dieses Angebot ist kostenlos."

In Quickborn gab es schon einmal eine Tafel. Zweimal in der Woche versorgte sie jeweils 100 Rentner, Arbeitslose, alleinerziehende Mütter und arme Leute, die ihr Essen vom Mund absparen mussten. Doch dann fehlte es an Räumlichkeiten und die Tafel verlagerte sich in den Nachbarort Ellerau.

Der Bedarf natürlich nicht, sagt Rohde. "Es gibt etliche Menschen in Quickborn, bei denen die Sozialleistungen oder die Rente gerade so ausreicht, um Miete, Heizung und Strom zu zahlen." Um über die Runden zu kommen, müssten sie erhebliche Abstriche beim Essen machen, weiß Rohde und betont: "Bei Hunger hört der Spaß auf. Wir wollen unbedingt verhindern, dass Menschen in Mülltonnen wühlen müssen, um etwas Essbares zu suchen." Zudem bestehe die Gefahr, dass diese Menschen krank würden, weil sie sich falsch und ungesund ernährten.

Tafel dürfe er dieses Projekt nicht nennen, sagt er. Dieser Name sei rechtlich geschützt. Wenn der Quickborner Tisch sich etabliert habe, werde er die Aufnahme beim Bundesverband Deutsche Tafel e.V. beantragen. Diese Organisation, 1993 in Berlin gegründet, umfasst mittlerweile 880 Tafeln in ganz Deutschland, die 1,3 Millionen Menschen mit Lebensmitteln versorgen.

Die Lebensmittel bekommt der Quickborner Tisch von den Supermärkten Lidl, Sky und Netto. Rohdes Mitstreiter Brigitte Schulz-Mosner, Vera Singh, Martina Griem und Andreas Wenig holen sie am Mittwochmorgen mit einem Bus in den Läden ab und bereiten sich auf den Ansturm um 11 Uhr vor. Verteilt werden vor allem Salat, Obst und Gemüse, Getränke und Süßigkeiten, deren Haltbarkeitsdatum kurz bevorsteht, die aber alle noch frisch sind. Etwa 30 Menschen kämen jetzt jeden Mittwoch, um ihre Essensvorräte so kostenlos aufzustocken, berichtet Rohde. Ausweisen müsse sich niemand, betont er. "Ich bin keine Behörde. In der Regel sieht man es den Leuten an, ob sie bedürftig sind." Falls er Zweifel hätte, würde er denjenigen ansprechen.

Das neue Tafel-Angebot in Quickborn kommt bei den Betroffenen gut an. Um kurz vor 11 Uhr bildet sich eine Schlange von etwa 20 Personen, die mit Einkaufstaschen bewaffnet um Lebensmittel anstehen. Darunter sind auffallend viele Renterinnen, denen es aber peinlich ist, dass sie sich mit ihren spärlichen Rente nicht allein versorgen können und deshalb ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchten. Eine sagt: "Ich bin das zweite Mal hier. Ich finde das Angebot unheimlich gut. Mit 700 Euro Rente kann ich keine großen Sprünge machen." Axel Göhner, 43, ist das erste Mal gekommen. "Ich bin arbeitslos, kann mir nicht viel leisten. Das ist ein Super-Angebot hier." Andreas Baumann lebt von Hartz-IV, ist einer der 15 Ein-Euro-Jobber in der Werkstatt, die Holz- und Metallarbeiten für die Quickborner Stadtjugendpflege verrichten. Er sagt: "Wir können die Lebensmittel genauso gut gebrauchen." Er sei Landschaftsgärtner und bekomme keinen Job, weil er ohne Führerschein sei. "Keine Arbeit, kein Geld für den Führerschein, also weiterhin keine Arbeit", beschreibt er den eigenen Teufelskreis.

Auch Rentner Herbert Frey ist mit seinem Enkel Dani, 18 Monate, gekommen. "Die Mutter muss arbeiten", erklärt er. Trotz seiner 25 Jahre Erfahrung als Seemann und danach Arbeit im Hamburger Hafen müsse er "jeden Cent umdrehen", sagt Frey. "Ich bin froh, dass es so was hier gibt. Das hilft uns doch ein wenig."