Im Briefzentrum herrscht jetzt Hochbetrieb. Rund um die Uhr werden täglich 1,5 Millionen Briefe für 48 Kommunen in der Region sortiert.

Elmshorn. Hier geht die Post ab. Gerade vor Weihnachten herrscht im Briefzentrum an der Kurt-Wagner-Straße in Elmshorn Hochbetrieb. In drei Schichten arbeiten die 230 Mitarbeiter rund um die Uhr. Oft drei Tage oder Nächte am Stück, dann haben sie frei. Die Menge ist gigantisch. Bis zu 1,5 Millionen Postkarten und Briefe in allen Größen werden hier sortiert, bearbeitet und auf den Weg gebracht. "Meine Mitarbeiter haben zurzeit alle Hände voll zu tun, reißen sich ein Bein aus, damit die Arbeit bewältigt wird", sagt Marion Behfeld, die Leiterin des Briefzentrums. "Vor Weihnachten sind alle an Bord. Da fehlt keiner. Das ist für sie Ehrensache." Drei von vier Kollegen sind weiblich, arbeiten in Teilzeit und gehören dem Team seit Jahrzehnten an.

Die Elmshorner Umschlagsstelle der Deutschen Post ist eines von 82 Briefzentren. Das Bundesunternehmen unterscheidet sie in Kleidergrößen, von S über M bis XXL. "Elmshorn hat die Größe M", erklärt Postsprecher Martin Grundler. Die sei ausgelegt für 750 000 bis 1,5 Millionen Briefsendungen täglich. Zu Weihnachten kratzt Elmshorn an der Grenze zu L. Bundesweit gehen täglich 70 Millionen Briefe auf die Reise, die in 140 000 Briefkästen gesteckt werden. Trotz E-Mail-Verkehrs und sozialer Netzwerke ist das Schreiben von Briefpost weiter en vogue. "90 Prozent des Aufkommens ist Geschäftspost", verrät Grundler. Prospekte, Kataloge, Werbung, Rechnungen.

Elmshorn ist Verteilstelle für den Postleitzahlbereich 25. Der reicht von Sylt bis Holm. Wedel ist nicht dabei. Die Rolandstadt wird von Hamburg aus bedient. Dafür alle übrigen 48 Kommunen des Kreises. Außer Helgoland, das seine Post über Bremen bekommt.

Der Ablauf ist bis ins Kleinste organisiert. Sämtliche Briefpost, die nach Holstein oder die Westküste soll, wird nach Elmshorn transportiert. Noch am selben Tag, an dem sie aus den Briefkästen entleert wird. Nachts um zwei landet der Postflieger in Hannover. Mit dem Lkw erreicht die Fracht über die A7 und die A23 die Krückaustadt. Als erstes sortiert Marion Behfelds Truppe die Briefe nach drei Standardgrößen. Das geht wie im Flug. Routiniert greifen die Postmitarbeiter in die endlosen Mengen von Briefen. Eine Flut, die keine Ebbe kennt. Eine Maschine stellt die Briefe anschließend hochkant auf. Dann werden sie in Kästen zu jeweils 300 Stück in die Integrierte Lese- und Video-Codiermaschine (ILVM) gesteckt. Das Ungetüm ist 20 Meter lang und sortiert in Windeseile - 40 000 Briefe pro Stunde - nach den Adressen in die 82 Briefzentren. Drei solcher Maschinen stehen in Elmshorn. Die Post hat in den letzten Jahren für 420 Millionen Euro alle Briefzentren mit diesen vollautomatischen Siemens-Geräten ausgestattet.

Alles, was jetzt in die anderen 81 Zentren muss, wird aussortiert und mit dem Lkw dorthin gebracht. Die bis zu 500 000 Briefsendungen am Tag, die in der Postleitzahl-Region 25 sollen, werden nun in die Gangfolge-Maschinen (GFSM) gespeist. Diese sortiert die Briefe für alle 43 Zustellstützpunkte genau in der Reihenfolge vor, wie sie der Zusteller für seine Tour benötigt. Für Pinneberg und Rellingen sind das zum Beispiel 42 Zusteller, die täglich von 7 bis 16 Uhr mit dem Rad ihre Post austragen. Jede Tour umfasst etwa 900 Haushalte, sagt Heike Dammann, stellvertretende Leiterin in der Hauptpost Pinneberg, wo 400 Beschäftigte arbeiten. Pinneberg bedient 254 Zustellbezirke mit mehr als 150 000 Postsendungen pro Woche.

"Der Job ist anstrengend, macht aber Spaß, auch bei Wind und Wetter", sagt Zusteller Marcel Delfs. Er würde sich wünschen, wenn seine Kunden sich nach Weihnachten mal bedanken würden. "Es wird einfach zu wenig gelobt", findet Postsprecher Grundler.