Das lang ersehnte Zentrum im Ortskern kommt mit Einkaufszentrum und Kindergarten. Dafür sollen 20 Millionen Euro investiert werden.

Rellingen. "Was lange währt, wird endlich gut." Dieser Stoßseufzer von Rellingens Bürgermeisterin Anja Radtke gilt dem Bebauungsplan 68. Hinter der nichtssagenden Nummer verbirgt sich ein Bauvorhaben, das den seit Jahren arg vernachlässigten Ortsteil Krupunder gewaltig auf Vordermann bringen wird: An der Kellerstraße ist in Höhe der Einmündung Hermann-Löns-Weg ein Nahversorgungszentrum in Kombination mit Wohnbebauung und Kindertagesstätte geplant. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 20 Millionen Euro.

Mit dem Entwurfs- und Aufstellungsbeschluss hat der Bauausschuss einstimmig grünes Licht für die neue Mitte Krupunders gegeben. Schon im Frühjahr kann nach Einschätzung von Bauamtsleiter Tom Rasmussen mit den Erschließungsarbeiten begonnen werden. Im Februar wird voraussichtlich der B-Plan mit dem Satzungsbeschluss rechtskräftig. Was die ansässigen Krupunderaner am meisten erfreuen wird: Nachdem vor knapp zehn Jahren der letzte Sparmarkt geschlossen wurde, soll nun ein leistungsfähiges Einkaufszentrum mit Edeka-Markt (1150 Quadratmeter), Aldi-Discounter (850 Quadratmeter), Getränkecenter und weiteren Shops wie Bäckerei mit Café und Blumen- oder Zeitschriftenladen entstehen. Für die Kunden stehen dann 180 Parkplätze zur Verfügung.

Betreut wird das gesamte Bauvorhaben von der Itzehoer Wolfsteller Projekt & Bau GmbH. Ausgangspunkt für die Erschließung des 40 000 Quadratmeter großen Areals auf einem früheren Baumschulgelände wird ein geräumig dimensionierter Kreisverkehr mit vier Überwegen sein, der die neue Erschließungsader sowie die Kellerstraße und den Hermann-Löns-Weg anbindet. Vom Kreisel aus führt eine T-förmig gestaltete Straße in den Bebauungsbereich. Weitere Anliegerstraßen und eine Fußwegverbindung zur Hempbergstraße zweigen von der Haupterschließungstrasse ab.

"Geplant ist eine aufgelockerte Bebauung mit großzügig geschnittenen Grundstücken", sagt Projektentwickler Thorsten Wolfsteller. Vorgesehen sind 21 Reihenhäuser sowie 17 Einfamilienhäuser. Die Häuser können ohne Ortsbindung erworben werden. Es gibt also keine vorrangige Berücksichtigung von Rellinger Interessenten. Die Einfamilienhaus-Grundstücke können auch ohne Bindung an einen Bauträger erworben werden. Die Reihenhäuser werden dagegen von Wolfstellers Partnerunternehmen Kähler errichtet und schlüsselfertig vermarktet. "Beim Direkterwerb fallen keine Maklerprovisionen an", sagt der Projektbetreuer.

Ein weiterer Leckerbissen im Konzept für das neue Zentrum Krupunder soll die Kindertagesstätte werden. Das Grundstück für den Neubau grenzt direkt an den Kreisverkehr. Noch ist nicht entschieden, welcher Träger die Kita übernehmen wird. Wunschkandidat vieler Politiker ist allerdings der Verein Wabe e.V., der möglicherweise auch in der Lage wäre, die Kosten für das Bauvorhaben zu übernehmen. Die in Hamburg ansässige Einrichtung betreibt bereits 16 Kindertagsstätten, darunter eine an der Bismarckstraße in Pinneberg. Das Kürzel Wabe steht für wohnen, arbeiten, betreuen und entwickeln. Charakteristisch für das Wabe-Modell ist eine altersgemischte Betreuung der Kinder und deren freie Wahl, in welchem Raum und mit welchen Angeboten und Beschäftigungen sie die Zeit im Kindergarten verbringen möchten.

"Im Neubaugebiet wird ein Kindergarten mit 100 Plätzen entstehen", sagt Anja Radtke. Die Kita wird nicht nur für die Bewohner der neuen Siedlung in Krupunder zur Verfügung stehen, sondern auch anderen Rellinger Familien zugänglich sein. Damit haben die Eltern die Wahl zwischen den verschiedenen Angeboten und Konzepten der in der Gemeinde tätigen Kita-Träger für ihre Sprösslinge. Es gibt in Rellingen keine festgelegten Einzugsbereiche der Kindergärten.

Mit dem Baubeginn im kommenden Jahr wird endlich ein lange angestrebtes Ziel aller Politiker der Gemeindevertretung Realität. "Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen", sagt Bauausschussvorsitzender Eckhard Schlesselmann, CDU, erleichtert. Jahrelang war das Bauvorhaben trotz intensiver Bemühungen auf Rellinger Seite nicht in Gang gekommen. Der größte Stolperstein: Investoren wie Supermarktketten und Discounter scheuten die mögliche Konkurrenz aus der Nachbarschaft. Denn im nur gut einen Kilometer entfernten Halstenbek stand am Rande der Wohnmeile das Mega-Bauvorhaben des sogenannten Greve-Projekts in den Startlöchern.

Die Sorge der Nahversorger: Ein im Zuge dieser Bebauung geplantes riesiges Fachmarktzentrum hätte dem Standort Rellingen-Krupunder das Wasser abgegraben. Auch der in Ellerbek errichtete kombinierte Edeka-Aldi-Markt schien der Nahversorgung an der Kellerstraße im Wege zu stehen. Doch das Greve-Projekt scheint allmählich in den Startlöchern Wurzeln zu schlagen. Und die Mitbewerber aus Ellerbek haben sich mittlerweile auch nicht als so gefährlich wie zunächst befürchtet erwiesen. Damit eröffnen sich für die Bewohner Krupunders endlich neue Perspektiven für eine verbesserte Lebens- und Wohnqualität.

Die Bürger haben stets mit Nachdruck für ihre Belange gekämpft. Nachdem der letzte Sparmarkt von einem Futtermittelhandel ersetzt worden war, gerieten die Krupunderaner gewaltig in Rage, organisierten Protestversammlungen und klagten in Einwohnerversammlungen den Politikern und Rathausplanern ihr Leid. Auch die Ansiedlung eines Glücksspielsalons auf dem Grundstück der Firma Crown stieß auf Widerstand, konnte jedoch nicht verhindert werden.