Morgen öffnet die erste privat betriebene Elektrotankstelle. Bereits gestern wurde Halstenbeks erste E-Tanke eingeweiht.

Kreis Pinneberg. Das Netz der Stromtankstellen im Kreis Pinneberg wird dichter: Mitten in der Wohnmeile haben die Gemeindewerke Halstenbek (GWH) gestern ihre erste Ladestation für elektrisch betriebene Kraftfahrzeuge aller Art eröffnet. Und bereits morgen nimmt in Pinneberg eine weitere E-Tanke den Betrieb auf: Am "Sonnenhaus" der Stiftung "Wir helfen uns selbst" am Kirchhofsweg 53 c können E-Mobil-Fahrer künftig kostenlos Energie abzapfen.

Die Halstenbeker Zapfstation steht auf dem Betriebsgelände des Autohauses Etehad, Gärtnerstraße 163 - 165. Zur Premiere fuhren GWH-Chef Uwe Lamberti und Vertriebsleiterin Gesche Richter vor, um im Elektro-Pkw der Werke die Akkus zu füllen. Autohaus-Chef Masoud Etehad wies darauf hin, dass die Stromstation für alle E-Fahrzeuge zur Verfügung steht. Drei Anschlüsse, einschließlich eines Schnellladekabels, können benutzt werden. Und das sogar zum Nulltarif. "Bis Ende nächsten Jahres werden wir den Strom kostenlos zur Verfügung stellen", sagte Uwe Lamberti. Der GWH-Chef versicherte, dass an der E-Tankstelle ausschließlich Öko-Strom angeboten wird.

Wer sein Elektromobil betanken will, muss sich im Autohaus eine Chipkarte abholen. Damit gibt es dann rund um die Uhr Zugang zur Zapfstation. Geeignet ist die Anlage nicht nur für Autos, auch Elektroroller und die mit Strom unterstützten Pedelec-Fahrräder können aufgetankt werden.

Sogar Gabelstapler könnten theoretisch neue Kraft aus der Elektrosäule ziehen. Die Gemeindewerke haben mit ihrem Mitsubishi Miev, der trotz seines anrüchigen Namens abgasfrei fährt, bisher gute Erfahrungen gemacht. Das Auto ist überwiegend in der Kundenbetreuung des im Aufbau befindlichen schnellen Internets GWHtel im Einsatz. "Die Reichweite beträgt bis zu 120 Kilometer", sagt Gesche Richter. Immerhin kann der Miev mit bis zu 130 Stundenkilometer unterwegs sein. Auch ohne das Gratisangebot der Werke wären die Betriebskosten minimal, weil pro Akkuladung nur um die zwei Euro Tankgeld anfallen würden. Der Miev kann wie andere Elektromobile an heimischen Steckdosen aufgefüllt werden. Die Gemeindewerke wollen sich 2012 einen strombetriebenen Renault Kangoo zulegen, der mehr Transportkapazität bietet.

Doch die Anschaffungskosten für Elektromobile sind noch vergleichsweise hoch: So schlägt der Miev als viersitzigen Kleinwagen mit 34 000 Euro zu Buche. Etehad wird im neuen Jahr sogar Vertragshändler für den Fisker Karma, einen mehr als 100 000 Euro teuren E-Sportwagen, dessen Benzinmotor als Reichweitenverlängerer dient.

Insgesamt sind in diesem Jahr nur 1800 Elektroautos in Deutschland verkauft worden, 101 an private Nutzer.

Und nicht nur in Halstenbek, sondern auch in Pinneberg hat das Elektro-Zeitalter längst begonnen: Am Kirchhofsweg in Pinneberg fließt die Energie, die oben auf dem Dach von einer Photovoltaik-Anlage produziert wird, fortan unten in die Ladestation für E-Mobile. Die jüngst eingeweihte, vierte Bürger-Solarstromanlage der Kreisstadt auf dem Mehrgenerationenhaus liefert per anno bis zu 9500 Kilowattstunden. "Das reicht locker, um auch die Tankstelle zu versorgen", sagt Ingo Worm, Geschäftsführer der Stiftung "Wir helfen uns selbst". Worm ist ein E-Mobil-Fahrer der ersten Stunde: Viele Pinneberger kennen ihn als Benutzer eines auffälligen Elektro-Trabbis.

Worm erwartet zunächst "wenig Nutzer, aber wir wollen ein Zeichen setzen für Pinneberg". Wie er erläutert, wird die Stromtankstelle vom Bundesverband für solare Mobilität unterstützt. Dank der Stadtwerke Pinneberg als Sponsor könne der Strom kostenlos abgegeben werden. Geht es nach Worm, sollten an allen öffentlichen Parkplätzen Ladestationen für Elektromobile installiert werden. Der Fan neuer Energiekonzepte kritisiert das Desinteresse von Verwaltung und Politik in Pinneberg: "Die sind weit weg von den Ideen der Zukunft." Worm bemängelt zudem die Haltung der Autoindustrie, die "kein Interesse hat, bezahlbare Elektroautos auf den Markt zu bringen".

Diese Stromtankstellen gibt es zusätzlich noch im Kreis Pinneberg: Elmshorn, Hamburger Straße 141; Schenefeld, Altonaer Chaussee 20; Wedel, Parkplatz Gorch-Fock-Straße