Die andauernden Verkehrsstaus im Rellinger Ortskern sollen durch eine verkehrsunabhängige gesteuerte Ampelanlage behoben werden.

Rellingen. Seit Jahrzehnten prägen permanente Verkehrsstaus das Bild im Rellinger Ortskern. Die Autofahrer sind genervt, die Anwohner leiden unter Lärm und Abgasen. Ebenfalls seit Jahrzehnten versuchen Politiker, Verkehrsplaner und Behörden den gordischen Knoten an der Einmündung Hauptstraße/Tangstedter Chaussee zu zerschlagen. Bisher waren trotz mehrerer Anläufe alle Bemühungen vergeblich. Doch nun ist eine Lösung in Sicht: Mittels einer verkehrsabhängig gesteuerten Ampelanlage und dem Ausbau der Einmündung Tangstedter Chaussee soll der Verkehrsinfarkt behoben werden.

Die gute Nachricht kommt aus Itzehoe. Die Außenstelle des Landesbetriebs Straßenverkehr ist federführend bei der geplanten Umrüstung des Knotenpunkts, da die Hauptstraße als Landesstraße 99 das höchste Verkehrsaufkommen hat. "Schon im nächsten Frühjahr soll mit den Bau- und Installationsarbeiten begonnen werden", sagt Behördenchef Kai-Uwe Schacht. Sein Mitarbeiter Ditmar Schwien hat mit einem Planungsbüro die Lösung für eine Signalisierung erarbeitet.

Nach umfangreichen Zählungen der unterschiedlichen Fahrzeugströme, fanden die Experten heraus, dass im Berufsverkehr zwischen 17 und 18 Uhr, die Staus am längsten sind. Dann sorgen vor allem zwei Fahrtrichtungen für Verdruss: Der von der Hauptstraße aus Richtung Rathaus nahende Verkehr kann oft nicht in Richtung Tangstedt abfließen, weil Linksabbieger auf der Tangstedter Chaussee die Fahrbahn blockieren. Die aus Richtung Pinneberg kommende Kolonne bleibt hingegen hängen, weil wegen des Gegenverkehrs ein Abbiegen Richtung Tangstedt nicht möglich ist. Häufig bilden sich Rückstaus bis zur Einmündung Grüner Weg.

Morgens hakt es auf der Tangstedter Chaussee in Richtung Hauptstraße. Dann kommt nicht nur von Tangstedt aus, sondern auch die aus dem Ellerbeker Weg nahende Blechlawine ins Stocken. Insgesamt passieren täglich mehr als 15 000 Fahrzeuge die Rellinger Ortsdurchfahrt.

Um den Abfluss aus der Tangstedter Chaussee zu verbessern, soll die Mittelinsel in Höhe der Einmündung Hauptstraße zugunsten erweiterter Abbiegespuren nach links und rechts beseitigt werden. Zeitversetzte Grünphasen wiederum sollen den Verkehrsfluss beschleunigen. So könnte beispielsweise der Abbiegeverkehr von der Hauptstraße in Richtung Tangstedt gleichzeitig mit dem gegenläufigen Verkehr von der Tangstedter Chaussee aus eine Extra-Grünphase bekommen.

Zunächst mehrfach anvisierte größere Lösungen, wie ein Ausbau der Einmündung scheiterten am Grunderwerb. Die Anwohner waren nicht bereit, die nötigen Flächen zur Verfügung zu stellen. Schwien bezeichnet die jetzt gefundene Lösung vorsichtig als eine Optimierung des Verkehrsablaufs. Eine totale Auflösung der Staus werde es wohl nicht geben.

Erfreulich: Weil sich Land und Kreis die Kosten von etwa 120 000 Euro teilen (die Tangstedter Chaussee ist Kreisstraße) bekommt Rellingen den Ausbau des Verkehrsknotens sogar zum Nulltarif.

Geduldig

Sabine Fach wohnt in Ellerbek, fährt aber einmal die Woche zum Einkaufen mit dem Auto in das Rellinger Ortszentrum und gerät dann prompt in den Stau. "Doch ich ärgere mich dann nicht", erläutert die Steuerberaterin ihre Geduldsstrategie. Verständnis hat Sabine Fach allerdings dafür, dass andere Autofahrer sauer sind.

Genervt

Hans-Peter Wiedemann ist wie fast alle anderen Autofahrer genervt, wenn er mehrmals in der Woche durch den Rellinger Ortskern fahren muss. Der Hobby-Künstler und freiberufliche Weihnachtsmann hofft, dass nun bald eine Lösung gefunden wird. "Schließlich wurde uns das von den Politikern vor zwei Jahren versprochen".

Gelassen

Claudia Nipkau blickt gelassen aus ihrem "Shirt-to Go"-Laden direkt auf die Hauptstraße. Wenn die Autos im Stau stehen, belebt das ihr Geschäft. "Ich habe schon häufig Kunden gehabt, die erzählen, dass sie erst beim unfreiwilligen Halten vor meinem Schaufenster auf die Angebote der T-Shirt-Druckerei aufmerksam geworden sind."