Die Polizei gewährt einen Einblick in die Kooperative Regionalstelle Elmshorn, aus der die Einsätze in vier Landkreisen koordiniert werden.

Kreis Pinneberg. Das kleinere, eher unscheinbare Gebäude fällt angesichts des gegenüberliegenden Krankenhauskomplexes kaum auf. Schon an der Tür des Rotklinkerbaus an der Elmshorner Agnes-Karll-Allee erinnert die wenigen Besucher ein Schild mit der Aufschrift "Fotografieren verboten" daran, dass im Innern ein Hochsicherheitsbereich herrscht. Schließlich geht es dort im wahrsten Sinn des Wortes um Sicherheit - um die von uns allen. In der Kooperativen Regionalleitstelle Elmshorn werden unter anderem die Einsätze von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst organisiert - und zwar gleich für mehrere Kreise.

Das technische Herzstück des Gebäudes liegt im ersten Stock. Dorthin gelangt man über lange Flure und durch mehrere gesicherte Zwischentüren, die nur mit einer gültigen Codekarte geöffnet werden können. Wer sie durchläuft, gelangt zu zwei baugleichen Leitstellen, durch Schiebetüren getrennt und vollgestopft mit modernster Technik. Eine ist von den Disponenten der Polizei besetzt, die 165 000 Einsätze pro Jahr koordinieren. Alle Notrufe über 110 aus den Kreisen Pinneberg, Steinburg, Dithmarschen und Segeberg laufen dort auf. 54 Mitarbeiter sind dort im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr tätig, die Leitstelle ist ständig mit sieben bis zehn Disponenten besetzt. Im gegenüberliegenden Bereich für Feuerwehr und Rettungsdienst arbeiten 26 Mitarbeiter, die alle Anrufe über 112 aus den Kreisen Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen annehmen. Die Schichtstärke liegt zwischen sieben und zehn Mann. 90 000 Einsätze müssen jährlich abgewickelt werden, die Zahl der eingehenden Anrufe liegt etwa bei 350 000.

"Das war ein ganz schönes Wagnis, als wir vor zehn Jahren an den Start gingen", erinnert sich Stephan Bandlow-Hoyer, der Chef der "112-Fraktion". So hätten vor allem die Menschen in Steinburg und Dithmarschen ihre Zweifel gehabt, ob die Disponenten im fernen Elmshorn in der Lage sind, diese Bereiche mitzubetreuen. Das klappt problemlos - dem technischen Fortschritt sei Dank. So verfügen beide Leitstellen über ein digitales Leitsystem, das seinesgleichen sucht. Straßen, Hausnummern, Ortschaften sowie ihre Besonderheiten - nahezu alles ist hinterlegt und kann abgerufen werden.

Bei Bedarf stehen auch Luftbilder zur Verfügung und können auf die Monitore geholt werden. Noch während die Disponenten mit den Menschen sprechen, geben sie die Daten ins Computersystem ein. Diese ruft sich dann ein Kollege auf, der parallel die verfügbaren Kräfte in Marsch setzt. Alle Notarzt- und Rettungstransportwagen sind beispielsweise mit GPS-System ausgestattet. Auf diese Weise kann der Leitstellen-Mitarbeiter sofort sehen, welcher Wagen wo steht und welchen Status er hat. Das System berechnet automatisch, welches Fahrzeug am schnellsten den Einsatzort erreicht. "Auf diese Weise können wir die gesetzliche Hilfsfrist von zwölf Minuten, in der wir den Einsatzort erreichen müssen, fast immer einhalten", erläutert Bandlow-Hoyer. Und er fügt hinzu: "Häufig sind wir sogar schneller."

Wer unter 112 anruft, hat einen erfahrenen Rettungsassistenten am anderen Ende der Leitung. Dieser ist selbst mehrere Jahre in Rettungswagen mitgefahren und kann genau abschätzen, was gerade vor Ort passiert. "Wir erläutern den Menschen am Telefon, welche Hilfsmaßnahmen sie ergreifen können und leiten sie dabei an", berichtet der Leitstellen-Chef. Auf diese Weise seien bereits Menschenleben gerettet worden.

Bei den Kollegen der Polizei geht es eher darum, Straftäter zu fassen. Mit Einführung des Digitalfunks, die nächstes Jahr geplant ist, werden auch die Streifenwagen per GPS erfasst. Doch bereits jetzt kann der Mitarbeiter dank des Systems schnell erkennen, welche Wagen sich wo befinden und ob sie bereits Aufträge haben oder einsatzbereit sind. "Es gibt viele Einsätze, die gemeinsam von Rettungsdienst, Polizei oder auch Feuerwehr gefahren werden", erläutert Jens Jacobsen, der Chef des polizeilichen Parts. Daher sei die gemeinsame Nutzung eines Gebäudes und einer EDV mehr als sinnvoll. "Einsätze, die bei uns eingehen, aber auch die Kollegen betreffen, werden sofort im System weitergegeben", sagt Jacobsen. Auf diese Weise kann gegebenenfalls medizinische Hilfe oder Unterstützung von Feuerwehrkräften bestellt werden. Auch ist es problemlos möglich, Anrufe zwischen den beiden Leitstellen hin- und her zu schalten. "Die Leute, die bei uns anrufen, befinden sich in einer Ausnahmesituation", berichten Jacobsen und Bandlow-Hoyer. Ihre Mitarbeiter versuchen, behutsam aus den Anrufern die notwendigen Informationen heraus zu bekommen, um die Lage einschätzen und die notwendigen Kräfte zum richtigen Ort in Marsch setzen zu können. "Wichtig ist, dass die Anrufer möglichst genau wissen, wo sie sich befinden und wie die Situation vor Ort ist", sagen die beiden.

Neben den Leitstellen befindet sich auch das Lagezentrum für den Katastrophenschutz in den Räumen der Kooperativen Regionalleitstelle. Bei größeren Lagen wie etwa Hochwasser, atomaren Unfällen oder Gefahrgut-Problemen größeren Ausmaßes werden alle erforderlichen Maßnahmen, die den Kreis Pinneberg betreffen, von hier aus in die Wege geleitet. Auch die für den Großraum Elmshorn zuständige Rettungswache ist in einem Anbau untergebracht. Den kleinsten Teil des Gebäudes nutzt eine Dienststelle, die für Journalisten unerlässlich ist: Die regionale Pressestelle der Polizeidirektion Bad Segeberg verfügt dort über ein Büro, aus dem Pressesprecherin Sandra Mohr die Medien bedient.