Viele Verkehrsteilnehmer unterschätzen die Eisglätte. Streudienste bereiten sich auf einen harten Winter vor. Viel Streugut eingelagert

Kreis Pinneberg. Vorsicht, Glatteis: Fünfmal bereits hat es seit dem Wintereinbruch am Wochenende auf dem Abschnitt der Autobahn 23 zwischen Tornesch und Pinneberg-Süd gekracht. Bei dem schwersten dieser Unfälle geriet gestern Nachmittag in Höhe Tornesch eine Opelfahrerin ins Schleudern, prallte gegen die Mittelleitplanke und kam dort zum Stehen. Sie wurde mit einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert.

Wie viele Autofahrer ihre Vehikel abseits der großen Straßen auf eisglatter Fahrbahn und bei schlechter Sicht ineinander verkeilten, in Gräben oder gegen Hindernisse rutschten, erfasst die Polizeistatistik jedoch nicht. Die Unfallchirurgen der drei Regiokliniken im Kreis signalisieren angesichts von glitschigem Schneematsch und Graupelschauern jedenfalls erhöhte Alarmbereitschaft. "Bislang kommen aber nicht mehr Patienten als üblich mit Brüchen oder schweren Prellungen zu uns in die Notaufnahme", sagt Sebastian Kimstädt, Pressesprecher des Unternehmens.

Sicher ist: Der Winter ist da. Und glaubt man den aktuellen Wetterprognosen, werden die Menschen im Kreis Pinneberg auch in den kommenden Tagen dank Temperaturen zwischen minus drei und plus drei Grad bei Schneeregen ins Rutschen kommen.

Für die Reinigung von Autobahn und Bundesstraßen tragen die Mitarbeiter der Straßenmeisterei Elmshorn die Verantwortung. "Wir haben rund 2000 Tonnen Streugut in unseren Moorreger Silos", sagt Leiterin Wiebke Tönsing. Die Reinigung der innerörtlichen Straßen und Plätze ist Sache der jeweiligen Städte und Gemeinden im Kreis. Die haben sich je nach Größe sehr unterschiedlich bevorratet.

Die Stadt Pinneberg hat 700 Tonnen eines Salz-Granulat-Gemischs eingelagert, Schenefeld nach Angaben von Bauhof-Chef Marko Gräper etwa 80 Tonnen. "Wenn dieser Winter so wird wie der vorangegangene, sind wir gut gewappnet", sagt Gräper. In Tornesch lagern nach Angaben von Vize-Bauhofleiter Jürgen Rehder etwa 40 Tonnen, Uetersen deckt seinen Bedarf in den Silos der Straßenmeisterei Elmshorn im benachbarten Moorrege. Abgerechnet wird am Ende des Winters.

Die Gehwege zu räumen, ist allerdings Sache der jeweiligen Grundstückseigentümer. Denn kommt ein Passant auf einem eisglatten Gehweg zu Schaden, haftet der Anlieger. Die Einzelheiten der Wegbreiten und Räumzeiten regeln die Kommunen jeweils in eigenen Satzungen, die auf Mustervorgaben des Landes fußen.

Grundsätzlich gilt: Die Anlieger müssen die Gehwege, Radwege und Spielstraßen vor ihren Grundstücken mindestens einen Meter breit von Eis und Schnee befreien. Manche Kommunen wie zum Beispiel Schenefeld und Tornesch verlangen sogar eine Breite von 1,50 Meter.

Streusalz dürfen Privatleute übrigens nicht auf öffentliche Wege streuen. Anders als auf Straßen und Privatgrundstücken sind dort nur Sand, Granulat und Asche erlaubt. Trotzdem gehört Streusalz zu den Verkaufsschlagern vieler Baumärkte im Kreis. Für Hannes Borsch, Leiter des Elmshorner Max-Bahr-Markts, kein Widerspruch: "Wir sind nur dazu verpflichtet, die Kunden auf das Verbot hinzuweisen."

Geräumt werden muss nach dem Ende akuten Schneefalls in Wedel, Schenefeld, Pinneberg und Barmstedt werktags zwischen 7 und 20 Uhr durchgehend, am Wochenende haben die Bürger dieser Kommunen morgens bis um 9 Uhr Zeit. Uetersen und Quickborn geben ihren Bürgern morgens täglich bis um 8 Uhr Zeit zum Schippen, Elmshorn werktags bis 7.30 Uhr, sonn- und feiertags bis spätestens 8.30 Uhr. Wer nicht räumen kann, weil er im Urlaub oder am Arbeitsplatz ist, wird jedoch nicht von der Streupflicht befreit, sondern muss trotzdem dafür sorgen, dass vor seinem Grundstück alles sauber ist.

In den Baumärkten der Region läuft das Geschäft mit dem Salz schon seit August auf Hochtouren. "Etwa 2500 Säcke Streugut haben wir bis jetzt verkauft", sagt Nicole Vollmer, Sprecherin des Wedeler Bauzentrums Lüchau. "Und rund 300 Schneeschippen."

Letztere laufen auch in der Elmshorner Max-Bahr-Filiale gut. In den vergangenen Wochen verkauften die Mitarbeiter des Baumarkts annähernd 250 Schneeschippen. "Am beliebtesten sind die Kunststoffschaufeln mit Alukante ab 14,99 Euro", sagt er. Sein Team hat sich auf einen weiteren harten Winter eingestellt und das Lager mit Schippen, Sack- und Sandware aufgestockt. Streugut kostet zwischen 5,99 und zehn Euro pro Zehn-Kilo-Sack.

Was meinen Sie? Halten Sie es für richtig, dass Hausbesitzer den Gehweg vor ihrem Grundstück auch tagsüber von Eis und Schnee befreien müssen? Oder ist diese Regelung realitätsfern? Und welche Erfahrungen haben Sie mit der Arbeit der öffentlichen Räumungsdienste gemacht? Schreiben Sie uns eine E-Mail an pz@abendblatt.de oder einen Brief an das Hamburger Abendblatt, Redaktion Pinneberg, Lindenstraße 30, 25421 Pinneberg