Kreis Pinneberg. Eine Stunde vor Beginn der Sitzung schien die Entscheidung im Ältestenrat gefallen. Da lag dem Kreistag das neue Angebot der GeWoGe vor. Die Pinneberger Wohnungsbaugenossenschaft bot nun 860 000 Euro für die beiden Grundstücke Lindenstraße 4-6 und Moltkestraße 21. Damit sei dies das höchste Gebot für die kleineren Flächen des Kreishausareals, sagte Landrat Oliver Stolz. Das Pinneberger Unternehmen Neuhaus hatte im Oktober 850 000 Euro geboten und damit das erste Angebot der GeWoGe um 200 000 Euro überboten. Für den großen Komplex mit dem früheren Krankenhaus-Altbau am Drosteipark liegt dem Kreis nur ein Angebot vor. Die Firma Manke aus Henstedt-Ulzburg will es für 2,15 Millionen Euro erwerben.

Doch in der Kreistagssitzung, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, hatten einige Politiker Bedenken. Es entwickelte sich ein Streit darum, ob Neuhaus auch noch mal hätte nachbessern können. Und so vertagte eine Mehrheit diese Entscheidung auf eine Sondersitzung, die nun am Mittwoch, 21. Dezember, stattfinden soll. Bis dahin wird beiden Anbietern für die kleineren Flächen erneut die Möglichkeit gegeben, ihr Angebot zu verbessern. Das sei ja wie auf einem Basar, wunderte sich ein Außerstehender. Burghard Schalhorn sagte drastischer: "Ich komme mir vor, als ob ich mich in einer Zockerbande auf der Reeperbahn befinde." Neuhaus habe gewusst, wann die Kreistagssitzung beginnt, schimpfte der KWGP-Fraktionschef. Er habe doch ebenso wie die GeWoGe vor der Sitzung ein neues Angebot vorlegen können.

Vor allem der FDP wird vorgeworfen, dass sie sich hierbei als "Partei der Grundstücks-Lobbyisten" verhalte. Fraktionschef Klaus G. Bremer weist dies zurück. "Wer das meiste Geld bietet, soll das Areal kriegen." Ihm wäre es lieber gewesen, diese "Sahne-Grundstücke" wären versteigert worden".

Die Konzepte ähneln sich. So plant Manke eine reine Wohnbebauung über sechs Etagen auf dem großen Areal, in das das 100 Jahre alte denkmalgeschützte Kreishaus integriert werden muss. Die GeWoGe will auf den kleinen Flächen 60 Wohnungen, Neuhaus bis zu 35 Wohnungen errichten.

Die genauen Pläne müssen die Investoren mit der Stadt aushandeln, die allein dafür zuständig ist. Aber die SPD befürchtet, dass bei einem Zuschlag an Neuhaus kein preisgünstiger Wohnraum geschaffen würde, der dringend notwendig sei. Neuhaus sei auf Eigentumswohnungsbau spezialisiert.

Joachim Neuhaus will dort gehobenen Wohnungsbau realisieren, wie er sagt. Sozialwohnungen gebe es in der Nähe genug, die auch noch leer stehen. Er möchte Eigenheimbesitzer aus ihrem Haus am Stadtrand in eine neue Wohnung in der Innenstadt locken. Dafür gebe es Bedarf. GeWoGe-Vorstand Wolfgang Hermann will eine preisliche Durchmischung der Wohnungen erreichen - von niedrig- bis höherpreisig.

Etwas pikiert zeigte sich Hermann, dass Neuhaus sein Angebot vorlegen konnte, als die Ausschreibung bereits beendet war und sein Konzept mit Kaufpreisgebot in der Zeitung stand. Neuhaus sieht das ganz gelassen. Es sei "völlig normal", wenn es mehrere Angebote gebe. "So funktioniert doch Wirtschaft. Und wenn die GeWoGe es bekommen sollte, gratuliere ich herzlich."