Zu wenig Kinder nutzen das Angebot der Schulmensa in Uetersen. Der Betreiber “Fisole“ steht mit 50.000 Euro im Minus und gibt die Kantine nun auf.

Uetersen. Uetersen hat eine der wohl schönsten Schulmensen des Kreises. Schwungvoll, dynamisch und hell kommt der 1,9 Millionen Euro teure Bau mit 260 Plätzen in der Bleekerstraße daher, der erst vor 17 Monaten eingeweiht wurde. Doch auch an diesem Tag sitzt Philipp Alexander Zimmermann fast alleine in der "KantUene" und stochert in seinem Salat herum. Nur fünf von 25 Schülern seiner fünften Klasse am Ludwig-Meyn-Gymnasium gehen hier regelmäßig essen. "Ich würde der Kantine eine zwei bis drei geben", sagt der Zehnjährige. Seine Tischnachbarin ist kritischer. "Eher drei bis vier", sagt Fenja Polkehn, 10. Die Nudeln seien entweder zu fest oder zu weich, die Tomatensoße nicht frisch und das Essen eher langweilig. "Mal Pommes und Burger wären toll", sagt die Schülerin.

Auch Philipps Mutter Sabine Zimmermann wundert sich über die leere Schulmensa. Ihr sei es wichtig, dass ihr Kind täglich ein gutes Mittagessen bekommt. "Man muss den Betrieb wohl attraktiver gestalten, neue Ideen ausprobieren. Diese Leere kann ich nicht nachvollziehen." Dabei gibt es nicht nur im Ludwig-Meyn-Gymnasium genug junge Kundschaft. Die Rosenstadtschule liegt ebenfalls um die Ecke. Mehr als 2000 Kinder gehen im direkten Einzugsgebiet der Kantine zur Schule und trotzdem kamen laut Betreiber "Fisole" durchschnittlich nur 96 Schüler täglich her - weniger als fünf Prozent. Das magere Geschäft wird nun zu einem fetten Problem für Stadt und Betreiberfirma.

Martina Goetz ist enttäuscht. Die "Fisole"-Chefin hatte im August vergangenen Jahres die "KantUene" mit viel Enthusiasmus eröffnet. Nun steht sie vor dem Aus und einem Defizit von 50.000 Euro. "Wir werden uns geordnet aus dem Geschäft zurückziehen", sagt die Uetersenerin. Dass sie ein Risikogeschäft eingeht, war ihr von Anfang an klar. Das Konzept sei ursprünglich auf 400 Essen am Tag ausgelegt. "Wir hatten die Zahl zu Beginn schon auf 250 nach unten korrigiert", sagt Goetz. Doch auch die wurde nicht erreicht.

Am Essen habe es nicht gelegen, sagt die 50-Jährige. "Wir kennen den Geschmack der Jugendlichen." Das Salatbuffet sei der "absolute Renner" gewesen. Und auch die Vorliebe für Fastfood haben die Mitarbeiter berücksichtigt. "Wir haben die Schüler eingeladen, mit einer Diätassistentin Döner auf gesunde Art zuzubereiten", sagt Goetz. Leider gab es kaum Resonanz. Auch Küchenbetrieb und Bestellsystem hätten reibungslos funktioniert. Doch es sei schwierig, mit nur 180 Produktionstagen wirtschaftlich zu arbeiten.

Ganztagsschulen sind dazu verpflichtet, Mittag anzubieten. Die große Krux: An der Rosenstadtschule geschieht der Nachmittagsunterricht auf freiwilliger Basis. Die Regionalschule muss also keinen Mittagstisch anbieten. Am Ludwig-Meyn-Gymnasium ist er obligatorisch. "Zehn bis 15 Prozent der Gymnasiasten kommen zu uns essen", sagt Goetz. Diese "Normalbeteiligung" wird von der Schülerschaft der Regionalschule nicht erreicht. "Wir können nur volkswirtschaftlich arbeiten, wenn alle ein gemeinsames Ziel verfolgen." Sie hätte sich gewünscht, dass der Mittagstisch für alle verbindlich ist, die länger als 15 Uhr in der Schule sind. Eine solche Regelung müsste auf Landesebene durchgesetzt werden.

Wenn der Kantinenbetrieb nicht aufrechterhalten werden kann, muss die Stadt auch die 820 000 Euro Zuschuss zum Bau an das Land zurückzahlen. "Wir brauchen die Kantine", sagt Bürgermeisterin Andrea Hansen. "Ich bin mit einem Interessenten im Gespräch." Allerdings habe sie von "Fisole" auch noch keine offizielle Kündigung erhalten. "Dass die Akzeptanz der Kantine noch nicht in der Form da ist, wie wir uns das erhofft haben, liegt nicht am Betreiber", betont Hansen. Es brauche einfach mehr Zeit, einen solchen Betrieb zum Laufen zu bringen. Die verschuldete Stadt, die jedes Schulessen mit einem Euro bezuschusst, kann nicht für das Defizit aufkommen. Hansen will Schulleiter, Eltern- und Schülervertreter an einen Tisch holen und über ein Konzept sprechen. Ein Termin steht noch nicht fest. Sie will künftig aber mehr Verbindlichkeit. Für Martina Goetz kommt die zu spät.