Die Telekom verlegt eine Glasfaserleitung durchs Bönningstedter Landschaftsschutzgebiet. Landkreis stoppt die Arbeiten.

Bönningstedt. Da, wo Jan Willem Jurgens wohnt, ist Bönningstedt fast zu Ende. Die Nachbarschaft ist übersichtlich. Es stehen nur wenige Häuser am Schnelsener Weg im äußersten Osten der Gemeinde. Die Autobahn A7 ist nicht weit entfernt. Eigentlich ist es eine sehr idyllische Umgebung mit viel Grün und einem kleinen Wäldchen, in dem Jurgens Forstwirtschaft betreibt. Diese Idylle mitten im Landschaftsschutzgebiet störten jetzt zwei Arbeiter, die im Auftrag der Deutschen Telekom unterwegs waren. Sie verlegten eine überirdische Glasfaserleitung, offenbar ohne die Genehmigung dafür zu haben. Der Kreis Pinneberg, den Jurgens einschaltete, stoppte die Bauarbeiten.

"Ich war sehr erstaunt, als ich die Leute plötzlich vor meinem Haus auftauchen sah", berichtet Jurgens. Mit Schaufel und Spaten buddelten sie in der Erde Löcher, in die sie Holzmasten eingruben, erzählt Jurgens. Er stellte die Bauarbeiter zur Rede und erfuhr, dass sie Glasfaserleitungen für das Breitband-Funknetz der Telekom legen sollten. Tatsächlich hatten sie bereits den ganzen Feldweg bis zur Autobahn mit neuen Masten bestückt. Alle 40 Meter ein neuer Pfahl, ausgehend von einem Funkmast neben der Autobahn.

Als Jurgens den Telekom-Trupp darauf hinwies, dass er sich im Landschaftsschutz- und Biotopverbundgebiet befand, zuckten die Bauarbeiter nur mit den Schultern. "Obwohl sie mit der Hand arbeiten mussten, hatten sie aber einen Laptop dabei", erinnert sich der Bönningstedter. Darin forschten sie nach ihrem Vorgesetzten und gaben Jurgens dessen Rufnummer. Allerdings war unter der Nummer niemand zu erreichen, sie sei nicht belegt, sagte eine freundliche Stimme, wenn man anrief.

So wandte sich der Bönningstedter Unternehmer an die zuständigen Behörden. Zunächst an das Amt Pinnau, das ihm nicht weiterhelfen konnte. Dann an die Untere Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung. Die war sofort aufgeschreckt und ging der Sache nach.

"Das Aufstellen von Masten im Landschaftsschutzgebiet ist verboten", sagt Kreissprecher Marc Trampe. "Unsere Mitarbeiter waren vor Ort und stellten fest, dass die Arbeiten bereits ausgeführt waren. Wir haben einen Weiterbau untersagt und ein ordnungsrechtliches Verfahren eingeleitet." Der Telekom drohe nun ein Bußgeld und möglicherweise müssten die Masten versetzt oder wieder abgebaut werden.

Die Telekom ist sich keiner Schuld bewusst. "Wir bauen nicht ohne Baugenehmigung", betont Telekomsprecher Lorenz Steinke. Dass die Bautrupps die Leitungen überirdisch verlegten, habe sich "angeboten", da die Telekom ohnehin Telefonkabel dort unterhalte.

Jurgens kann das nicht nachvollziehen. Alle Stadtwerke im Umkreis verlegen Glasfaserkabel unterirdisch. Selbst die Leitungen für Wasser, Strom und Abwasser befinden sich unter der Erde. Nicht nur, dass die Masten jetzt im Weg stünden, wenn Landwirte mit Trecker und Anhänger über den Feldweg auf ihre Wiesen fahren wollten, wundert sich Jurgens. Die Leitungen hängen teilweise direkt unter morschen Ästen und Bäumen. "Wie sollen wir da jetzt unsere Knickpflege betreiben?"