Das Projekt “früh werk“ soll die Drostei für Jugendliche attraktiv machen. Einmal im Jahr dürfen Oberstufenschüler dort ausstellen.

Pinneberg. Niveauvolle Arbeiten der regionalen Nachwuchskünstler besser, vor allem öffentlicher, ins Licht setzen, Nachwuchspflege in eigener Sache betreiben und gleichzeitig mehr junge Besucher in die Drostei holen: Diese Ziele wollen die 24 aktiven Mitglieder der Künstlergilde im Kreis Pinneberg in Kooperation mit der Drostei mit dem neuen Projekt "früh werk" erreichen.

Konkret bedeutet das: Eine Woche im Jahr, voraussichtlich jeweils im Dezember, sollen ausgewählte Oberstufenschüler aus dem Kreisgebiet ihre Arbeiten in der Drostei ausstellen dürfen. Wer das ist, entscheidet eine Jury, die sich aus Vertretern der Drostei, der Künstlergilde und der Schulen zusammensetzt. Nach Angaben der Gilde zählen dabei Kriterien wie handwerkliche Qualität, die Schlüssigkeit des Gesamtkonzepts und die spontane Wirkung, die ein Werk auf den Betrachter hat. 2012 startet die erste Ausschreibung. Details können ab Ende Dezember unter der Internetadresse www.kuenstlergilde-pinneberg.de abgerufen werden.

"Wir wollen eine Brücke schlagen, damit die Schüler mit dem, was sie leisten, besser in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden", erläutert die Pinneberger Künstlerin Marion Inge Otto-Quoos, die "früh werk" gemeinsam mit den Gildekollegen Jörgen Habedank und Martin Musiol initiiert hat. Denn bislang bekämen fast ausschließlich Mitschüler und Lehrer, vielleicht ein paar Eltern die zum Teil schon sehr beeindruckenden Arbeiten der Oberstufenschüler zu sehen.

Das kann Lorena Sophia Bernhöft, frisch gebackene Abiturientin der Pinneberger Johann-Comenius-Schule, bestätigen: "Sonst sehen das nur die 24 Leute aus dem Kunstkursus oder ein paar Verwandte", ist ihre Erfahrung. Sie empfinde die Ausstellung ihrer Arbeiten als Ehre. "Sie verschwinden nicht gleich in der Versenkung." Bernhöft wird ebenso wie ihre früheren Mitschüler Finn Quoos und Malte Quistorff bei der Vorstellung des neuen Projekts drei ihrer Arbeiten zeigen, zwei Acrylbilder und eine Keramikskulptur. Auch den musikalischen Rahmen liefert eine künstlerisch begabte Comenius-Abiturientin: Pia Koch spielt Eigenkompositionen.

Für die Vorstellung der Aktion hat die Künstlergilde sich ein besonderes Datum ausgesucht - ihren eigenen 60. Geburtstag. Den begehen die Künstler am Mittwoch, 30. November, ab 19 Uhr feierlich und öffentlich in der Drostei, Dingstätte 23. Besucher sind willkommen, der Eintritt ist frei. Auch die Mitglieder der Gilde werden Frühwerke zeigen.

"Wir wollen den talentierten Schülern mit diesem Projekt einen ersten öffentlichen Raum anbieten." Das zahle sich auch bei der Bewerbung um ein Kunststudium aus. Eine - wenn auch kurze - Ausstellung in einem renommierten Raum wie der Pinneberger Drostei - "das zählt etwas", so Quoos. Als hilfreich für ihren angestrebten Einstieg ins professionelle Künstlerdasein bewertet Bernhöft auch die Vernetzung mit erfahrenen Kollegen. "Da kann man wertvolle Kontakte knüpfen und Praxistipps bekommen."

Positiver Nebeneffekt für die Drostei: Mit junger Kunst spricht sie möglicherweise ein jüngeres Publikum an. Denn bislang verfehlt das Programm des Kreiskulturzentrums den Nachwuchs. "Ich war erst einmal in der Drostei, mit der Schule", sagt Bernhöft. "Ich bekomme von dem Programm dort überhaupt nichts mit."

Neben der Vorstellung des neuen Projekts steht die Geschichte der Künstlergilde im Fokus der Geburtstagsfeier. Die Vorsitzende Tamara Nickel und der Doyen der Kulturschaffenden im Kreis, der Rellinger Maler Reinhard Lau, der von 2000 bis 2006 an der Spitze der Vereinigung stand, lassen in einem Jubiläumsdialog die Höhepunkte aus sechs Jahrzehnten Revue passieren. Etwa die von der deutschen Botschaft unterstützte Ausstellung auf Malta oder die zahlreichen Benefizaktionen. Immer wieder stellten Gildemitglieder Bilder für Auktionen zur Verfügung, unterstützten damit beispielsweise die finanziell ins Trudeln geratene Drostei oder den Pinneberger Verein "Waldkindergarten".

"Man darf nicht immer bloß die Hand hinhalten, man muss auch etwas geben", formuliert Lau seine Überzeugung. Er halte die Künstlergilde nach wie vor für eine sinnvolle Vereinigung, von der auch die Öffentlichkeit profitiere: Studien hätten längst bewiesen: "Der Mensch braucht das künstlerische Erlebnis." (abendblatt.de)