Nach einem Abendblatt-Bericht: Bürger im Kreis kritisieren die ungerechten Abgabenregeln. Kommt jetzt auch noch die Pferdesteuer?

Kreis Pinneberg. Manchmal können schon fünf Kilometer den großen Unterschied machen. So ist es zumindest zwischen Appen und Pinneberg. Während Hundehalter in der Kreisstadt 108 Euro Steuer für ihren Vierbeiner berappen müssen, sind es in Appen mit 54 Euro nur die Hälfte. Möglich wird das Wirrwarr der Steuersätze durch die kommunale Selbstverwaltung. Die Unterschiede sind teils extrem: So zahlen Helgoländer 255 Euro für jeden Hund pro Jahr, die Menschen in Bilsen gar nichts.

Hundehalter im Kreis Pinneberg reagieren nach dem großen Abendblatt-Bericht ungehalten über die ungerechten Abgaberegeln. "Für mich ist das reine Willkür und die hat mit Gerechtigkeit natürlich nichts mehr zu tun", sagt Andreas Krüger, Hunderhalter aus Pinneberg. "Wer keine Lobby hat, muss halt zahlen", meint er.

Besonders ärgerlich sei diese Regelung vor allem für Menschen, die aus Tierliebe verwahrloste Hunde aufnehmen. Eine gehbehinderte Dame aus Krügers Nachbarschaft vertraut ihm regelmäßig ihre beiden Hunde an. "Sie hat sie aus Mitleid aufgenommen und muss jetzt dafür mit der Steuer büßen", sagt er. Ähnlich sieht es Rita Neubrech. Warum es auf die Haltung von Hunden eine Steuer gibt, kann sich auch die Elmshornerin nicht erklären. Sie zahlt für ihren Lucky satte 90 Euro im Jahr - deutlich mehr als in den Umlandgemeinden. "Tiere zu halten, ist für mich kein Luxus. Ganz im Gegenteil: Mein Hund war lange ein Kindersatz und gehört zur Familie", sagt sie. Vor allem für viele ältere Menschen sei ein Hund oft der einzige Bezugspunkt. Und für Thomas Feldhaus, 50, aus Seeth-Ekhold ist die Steuer zumindest in ländlichen Gemeinden eine unberechtigte Einnahmequelle, weil hier der Einnahme kein Aufwand entgegen steht.

Über den Irrsinn der Hundesteuer beklagen sich auch Politiker: So fragte Bilsens Bürgermeister Rainer Ute Harms spitzfindig, wann die Steuer auf Wellensittiche kommt. Tatsächlich wurde die Hundesteuer in vielen europäischen Ländern abgeschafft.

"Die Kommunen haben kaum noch Einfluss auf ihrer Einnahmeseite, daher ist das Drehen an dieser Stellschraube eine logische Konsequenz", sagt Detlef Goos, FDP-Bürgermeister von Tangstedt. Doch selbst mit den 6000 Euro, die Tangstedt einnimmt, kann die Gemeinde keine großen Sprünge machen. Damit sich das ändert, kommen Politiker in anderen Städten auf immer neue Ideen: So forderte ein CDU-Politiker in der niedersächsischen Stadt Porta Westfalica eine Katzensteuer. Mit 20 Euro pro Tier sollten die Ausgaben des städtischen Tierheims wenigstens zum Teil gegenfinanziert werden. In Norderstedt wird seit Monaten sogar über eine Pferdesteuer nachgedacht. Die Begründung: Wenn arme Hundebesitzer Steuern zahlen müssen, könnten das reiche Pferdebesitzer schon lange. Die Partei Die Linke in Norderstedt findet die Idee sympathisch und die Sozialisten bekommen nun ausgerechnet von der FDP vorsichtige Unterstützung. "Das ist ein interessante Idee, über die man nachdenken kann", sagt Goos.

Eine einheitliche Lösung scheint allerdings weit entfernt. "Die würde zwar Sinn machen und wäre bürgerfreundlich, doch dazu sind Kommunen und die jeweiligen Finanzsituationen zu unterschiedlich", sagt Britta von Appen, Finanzpolitische Sprecherin der Kreis-CDU dem Abendblatt.

Zumindest einige Hundebesitzer können mit der Regelung auch durchaus weiter leben: "Hunde bringen große Freude, sind aber auch ein erheblicher Kostenfaktor. Wedel bemüht sich um ein geordnetes Entfernen der Hinterlassenschaften der Vierbeiner, und das kostet nun mal Geld", sagt Abendblatt-Leserin Elke Samtleben-Garry. Bernd Aldus aus Tornesch fordert wegen diverser Hundehaufen auf Gehwegen und in Vorgräten sogar einen kräftigen Anstieg der Steuer: "Solange nicht konsequenter gegen diese mutwillige Verschmutzung der Wege und Gärten vorgegangen wird, scheint mir eine Vervielfachung der Hundesteuer der einzige Weg, das Problem in den Griff zu bekommen".