Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Elmshorns ehemaligen Vorstandschef. Der Verdacht: Er soll seit September 2007 86 000 Euro veruntreut haben

Elmshorn. Schwere Vorwürfe gegen den Ex-Chef der Sparkasse Elmshorn: Die Staatsanwaltschaft Lübeck ermittelt gegen Thomas Salzmann, 43, wegen des Verdachts der Untreue. Das bestätigte am Donnerstag Oberstaatsanwalt Werner Spohr dem Abendblatt. Salzmann wird vorgeworfen, sich in mehreren Fällen bereichert zu haben: Von der Sparkasse ausgezahlte Provisionsgelder an einen externen Kreditvermittler sollen teilweise auf eines seiner Konten zurückgeflossen sein, sagte der Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität am Landgericht Lübeck. Der bislang ermittelte Betrag, den Salzmann veruntreut haben soll, beläuft sich auf 86 000 Euro im Zeitraum von September 2007 bis November 2011. Genau solange gehörte Salzmann dem Vorstand an.

Am 1. November hatte die Staatsanwaltschaft die Geschäftsräume der Sparkasse und das Privathaus Salzmanns in Elmshorn durchsucht und Beweismaterial sichergestellt, sagte Spohr. Darunter waren zahlreiche Unterlagen von Konten. Diese müssten jetzt ausgewertet werden. Oberstaatsanwalt Spohr geht nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen davon aus, dass Salzmann und der Kreditvermittler gemeinsame Sache machten. So habe der ehemalige Vorstandschef der Sparkasse Elmshorn die von ihm selbst autorisierten Provisionsgelder vom Kreditvermittler jeweils zur Hälfte zurückerhalten, und zwar auf das Konto seiner Beratungsfirma Salzmann und Partner. Aus dem Umfeld des Kreditvermittlers sei die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft eingegangen, sagte Spohr.

Als die strafrechtlichen Ermittlungen in dieser Woche öffentlich zu werden drohten, hatte sich die Sparkasse von Salzmann "in beiderseitigem Einvernehmen" getrennt, wie es offiziell heißt. Er selber habe um die sofortige Auflösung seines Vertrages gebeten, der erst vor kurzem bis 2015 verlängert worden ist. Der Verwaltungsrat sei dieser Bitte nachgekommen.

Salzmann gehörte dem Vorstand seit dem 1. September 2007 an und war nach dem Weggang von Reinhard Boll vor einem Jahr zum Vorstandschef aufgestiegen, als Boll zum Präsidenten des Sparkassen- und Giroverbandes berufen wurde. Salzmann habe ein Jahresgehalt von rund 200 000 Euro brutto bezogen, heißt es seitens der Sparkasse.

"Für uns ist das eine unerfreuliche und keine einfache Situation", sagte am Donnerstag Ursula Schwedler, die nun zunächst als allein verbliebenes Mitglied im Vorstand die Geschäfte der Sparkasse Elmshorn weiterführt. Sie und ihre beiden Vorstandsvertreter Thorsten Stockfleth und Christian Krischker erwarten eine schnelle Nachfolgeregelung des Verwaltungsrates. "Wir rechnen damit, dass in den nächsten Tagen eine Entscheidung fällt."

Formell muss eine zweite Person in den Vorstand berufen werden. Ob es eine interne Lösung geben wird oder die Position ausgeschrieben werden soll, habe der Verwaltungsrat unter der Leitung von Bürgermeisterin Brigitte Fronzek zu entscheiden. Sollte dieser Ursula Schwedler zur Vorstandschefin machen, wäre sie nach Silke Korthals von der Kreissparkasse Verden die zweite Frau in Norddeutschland an der Spitze einer Sparkasse. Die 46-Jährige gehört erst seit dem 1. April dieses Jahres dem Vorstand an und ist die einzige Frau in dieser Position aller 14 Sparkassen in Schleswig-Holstein.

Zu den Untreue-Vorwürfen wollten sich die Sparkassen-Vertreter nicht konkret äußern. Die interne Revision habe allerdings nichts Auffälliges ergeben, betonte Sparkassen-Sprecher Günter Schröder. "Der Sparkasse ist kein wirtschaftlicher Schaden entstanden." Die abgerechneten Provisionsgelder, um die es hier geht, seien im üblichen Rahmen gewesen.

Sollte sich der Straftatbestand erhärten und die Staatsanwaltschaft Anklage erheben, drohen Salzmann Geldstrafe oder eine Haftstrafe bis zu fünf Jahren, sagt Oberstaatsanwalt Spohr. In einem spektakulären Fall ist vor vier Jahren der frühere Direktor der Volksbank Lauenburg wegen Untreue zu einer Haftstrafe von vier Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Da ging es um veruntreute Gelder in zweistelliger Millionenhöhe. Der beschuldigte Salzmann war für das Abendblatt am Donnerstag nicht zu erreichen.