Die Bundeswehrreform verunsichert die Appener Soldaten. Bald wird verkündet, an welchen Standorten Truppen abgebaut werden.

Appen/Berlin. Die Soldaten in der Appener Marseille-Kaserne sind in erhöhter Alarmbereitschaft. Dabei geht es nicht um eine Terrorwarnung oder bevorstehende Auslandseinsätze, sondern um die Unsicherheit wegen möglicher Folgen der Bundeswehrreform auf den einzigen Militärstandort im Kreis Pinneberg. Könnte die bisherige Vorzeigeeinrichtung der Unteroffizierschule der Luftwaffe (USLw) von den drohenden Standortschließungen betroffen sein, die laut Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) besonders hart den Norden treffen sollen? "Die Schule wird es weiter geben, die Frage ist nur wo ...", drückte ein Soldat der USLw stellvertretend für das rund 350-köpfige Stammpersonal in Appen seine Sorge aus. Am 26. Oktober will de Maizière verkünden, welche Standorte in Schleswig-Holstein es beim Truppenabbau treffen wird. Für genau diesen Tag hat auch der Kommandeur der USLw, Oberst Klaus-Christian Kuhle, zusammen mit den Bürgermeistern von Appen und Uetersen ein Pressegespräch geplant.

Andrea Hansen (SPD) Bürgermeisterin der Stadt Uetersen, geht nach eigenen Worten "ganz entspannt" in diesen Termin. "Ich gehe davon aus, dass die Unteroffizierschule bei den Standortschließungen kein Thema ist", so die Verwaltungschefin, "und auch der Oberst war vor kurzem auf dem Uetersener Apfelfest ganz entspannt." Appen sei im Zuge der Reformdiskussionen "nie im Gespräch gewesen". "Ich kann natürlich verstehen, dass die Soldaten sich Sorgen machen, die wissen ja gar nichts", sagte Andrea Hansen.

Aus Sicht Appens, seit den 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts Garnisonsgemeinde und seit Juli 1988 Heimat der damals gegründeten Unteroffizierschule, ist Bürgermeister Hans-Joachim Banaschak (CDU) ganz sicher, dass die Soldaten dem Ort erhalten bleiben. Banaschak war zusammen mit Landrat Oliver Stolz im Kieler Innenministerium gewesen, um dort die Vorteile des heimischen Standorts anzupreisen. "Hier wurde in den vergangenen Jahren soviel investiert", argumentiert Banaschak. Allerdings räumt der Bürgermeister ein, der Verteidigungsminister habe angekündigt, "nach strategischen, nicht nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten" entscheiden zu wollen. Erst im August war de Maizière in Appen gewesen, um sich über die Ausbildung an der USLw zu informieren, die in den ersten 20 Jahren ihres Bestehens von 150 000 angehenden Unteroffizieren und Feldwebeln aus ganz Deutschland besucht worden war.

"Alle hoffen, dass Appen nicht betroffen ist, es gibt bisher aber auch kein eindeutiges Dementi einer Standortschließung", sagt ein erfahrener Unteroffizier aus Appen. Auch in Pinneberg sei vor der Schließung der Eggerstedt-Kaserne noch kräftig in die Immobilien investiert worden. Ein Argument für Appen könne indes sein, dass ein Teil des Kasernengeländes unter Denkmalschutz steht und das Areal überhaupt sehr schwer für eine künftige zivile Nutzung zu vermarkten sei. "Keiner von uns weiß Genaues", so der Berufssoldat.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Ole Schröder, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, glaubt felsenfest daran, dass der Schulstandort bleibt wo er ist: "Den Standort hat bisher niemand in Frage gestellt. Ich gehe eher davon aus, dass Appen noch gestärkt wird." Eine Möglichkeit könnte laut Schröder sein, die III. Lehrgruppe der USLw von Heide nach Appen zu verlagern. Dort fände die Bundeswehr eine "optimale Infrastruktur" vor, bewertet der CDU-Kreisvorsitzende die Lage.

"Ich bin fest davon ausgegangen, dass der Standort Appen sicher ist", sagt Ernst Dieter Rossmann, SPD-Bundestagsabgeordneter für den Kreis Pinneberg. Er habe keine Informationen darüber, dass Appen bei der von de Maizière angekündigten "fairen und ausgewogenen Entscheidung" den Kürzeren ziehen könnte. "Aber man ist nie vor Überraschungen sicher", so der Elmshorner, der selbst wiederholt als Gastreferent junge Unterführer in der Marseille-Kaserne unterrichtet hatte.

Valerie Wilms, Bundestagsabgeordnete der Grünen, fordert, bei der Diskussion um die Bundeswehrreform "vom Lokalpatriotismus wegzukommen": "Es geht es um eine Organisationsreform, da muss man das Ganze betrachten." Die Wedelerin ergänzt: "Natürlich würde es mich freuen, wenn die Schule in Appen bleibt."

Aus der Unteroffizierschule selbst hieß es, man werde mit einem Statement bis nach der Verkündung des Ministers am 26. Oktober warten. Pressesprecher Oberstabsfeldwebel Norbert Sixts: "Wir können nichts sagen, weil wir auch nichts wissen."