Die Pinneberger zeigen kaum Begeisterung für die Idee der Bürger-Zukunfts-Preisträger zur Verschönerung der wuchtigen Hochstraße.

Pinneberg. Es ist das wohl mächtigste Bauwerk Pinnebergs, sicher nicht das schönste. Die Pinneberger Hochbrücke, die als zentrale Ost-West-Verbindung in der Kreisstadt das Flüsschen Pinnau und die Bahnlinie Hamburg-Kiel überspannt, ist ein wuchtiger Zweckbau - und wird es auch bleiben. Die Gewinner des Pinneberger Bürger-Zukunfts-Preises 2010, Claus Köster und Jens Levenhagen, mussten von ihrer ursprünglichen - und als preiswürdig empfundenen - Idee Abstand nehmen, die Hochbrücke selbst zu begrünen und den Beton mit Pflanzen zu verkleiden. Jetzt werben die Initiatoren des Projektes "Grüne Brücke" mit der Stadt dafür, das Areal unterhalb der Hochbrücke durch Anpflanzung von heimischen Gehölzen zu verschönern. Geht es nach einer Umfrage des Abendblatts, können die Preisträger auf nicht allzu große Unterstützung hoffen: Alle Befragten erteilten spontan der abgespeckten Version der Vision von der grünen Brücke eine Absage.

Claus Köster ("Es war schon frustrierend") machte keinen Hehl daraus, dass er und sein Mitstreiter Levenhagen als Nicht-Experten ursprünglich ganz andere Vorstellungen vom Fortgang des Projektes gehabt hatten.

Der Frust aber sollte nicht siegen, wie Köster betonte: "Viele Initiativen richten sich gegen etwas. Wir wollen etwas Positives tun." Bürgermeisterin Kristin Alheit gab zu, dass laienhafte Wunschbilder entstanden seien: "Das Bild einer Brücke mit Hängegeranien war eine naive Vorstellung." Die Ideen von begrünten Gitterbögen und Sträuchern entlang der Fahrbahnen blieben im Paragrafendschungel hängen.

Gemäß dem Motto "So ein Projekt darf nicht sterben", sprang der Landschaftsarchitekt und Profiplaner Joachim-Ulrich Hass den Bürger-Zukunfts-Preisträgern bei und entwickelte ehrenamtlich ein überarbeitetes Konzept. Das sieht nunmehr vor, zunächst 16 neue Bäume rechts und links der Brücke zu pflanzen. In einigen Jahren könnte dann der Charakter einer Brücke durch eine Allee entstehen.

Das Bepflanzen des Geländes, möglichst noch in diesem Herbst, passt zum generellen Motto des Zukunftspreises, das "In Wachsen - im Werden" lautet. "Wir sind davon überzeugt, dass etwas Tolles dabei herauskommt", sagte Bürgervorsteherin Natalina Boenigk. Sie ging zusammen mit Bürgermeisterin Alheit mit gutem Beispiel voran: Die beiden Damen spendeten 50 Euro für ein Gehölz. Summa summarum werden nach Schätzungen der Projektgruppe annähernd 7000 Euro benötigt. Die wollen jetzt vor allem Claus Köster und Jens Levenhagen einwerben, denn wie Bürgermeisterin Alheit sagt: "Die Idee ist ja nicht, ein Projekt einzureichen - und wir als Stadt setzen es um." "Wir sind im Gespräch mit heimischen Baumschulen", sagte Köster. Spenden für das Projekt "Grüne Brücke" gehen auf das Konto 15 10 05 14 bei der Sparkasse Südholstein (BLZ 2305100).

Und wie ist die Resonanz der Bürger? "Schade, eine echte grüne Brücke hätte ich mir toll vorstellen können", sagte Martina Grützner aus Pinneberg, "Bäume stehen hier genug. Dann sollte man hier lieber zusätzliche Angebote für Kinder und Jugendliche schaffen.

Oder bei der Brücke einen schönen Grillplatz bauen." Jürgen Lange, 45, Lagerist aus Pinneberg ist der Meinung, man solle lieber in ein neues Freibad investieren. Er werde nichts spenden, so Lange: "Pinneberg verkommt, weil Pinneberg für alles Geld hat, nur nicht für die Bürger." Marion Beckmann, 52, aus Pinneberg findet die Hochbrücke ist "ein schreckliches Bauwerk". Die Pinneberger Stadtplaner hätten in der Vergangenheit "Altstadtgebäude durch Betonklötze ersetzt". Sie will nichts spenden, weil sie glaubt, dass die "an der Skate-Anlage herumlungernden Jugendlichen" die Bäume zerstören werden. Die Aktion "Grüne Brücke" findet sie nicht sinnvoll. Man solle lieber einen besseren Treffpunkt für die Jugendlichen schaffen und diese in die Planung einbeziehen. Frisörin Latoya Trzaska und Malerin Taissja Mottschall, beide 20, finden das Areal unter der Hochbrücke gut wie es ist. Man sollte ihrer Ansicht nach höchstens den Durchgang zu den Bahngleisen verschließen und die Skate-Anlage einzäunen. Das Geld sollte ihrer Ansicht nach sinnvoller in Kindergärten investiert werden. "Wir hatten einige positive Stimmen, aber auch negative Rückmeldungen", gesteht Bürger-Zukunfts-Preisträger Köster.

Bis zum 11. November läuft die Einsendefrist für Bewerbungen um den Bürger-Zukunfts-Preis 2011. Diese gehen an die Stadt (Büro der Bürgermeisterin), Bismarckstraße 8, 25421 Pinneberg; per E-Mail an Buergerzukunftspreis@stadtverwaltung.pinneberg.de .