Die Akte auf dem Server des Amtsgerichtes Pinneberg ermöglicht schnellere Verfahren. Alle 76.571 Grundbücher sind elektronisch erfasst.

Pinneberg. Es ist vollbracht. Nach sieben Jahren Arbeit wurde jetzt das letzte der 76.571 Grundbücher Gebiet des Amtsgerichtes Pinneberg elektronisch erfasst. Nach den Amtsgerichten Lübeck und Kiel hat jenes in Pinneberg die meisten Grundbücher. Die Digitalisierung der Dokumente hat erhebliche Vorteile mit sich gebracht. Die Verfahren können schneller abgewickelt werden.

"Während früher Verfahren schon einmal vier Monate dauern konnten, sind wir jetzt in der Regel nach etwa einer Woche durch", sagte Herrmann Bock-Metzner. Der Rechtspfleger leitet die Grundbuch-Abteilung. Zu Papier-Zeiten haben unterschiedliche Mitarbeiter die Anträge entgegen genommen, geprüft, verfügt und eingetragen. Weil alles über Aktenordner-Umlauf abgewickelt wurde, ging viel Zeit allein für den Transport drauf. Nun liegt die Akte auf einem Server in einem Kieler Hochsicherheitstrakt und das Gerichtspersonal kann flexibel zugreifen. Änderungen erfolgen nach dem Vier-Augen-Prinzip.

Beschleunigt werden nach Angaben Bock-Metzners die üblichen Grundbucheintragungen und -mitteilungen. Auch erhalten "berechtigte Dritte" , zumeist Notare, schnellere Auskünfte, weil sie online zugreifen können. Profitieren sollen ebenfalls Kreditinstitute und Investoren sowie Behörden und da insbesondere die Katasterverwaltung.

Immobilienbesitzer können sich auch jederzeit selbst einen Auszug ihrer Grundbuchakte ausdrucken lassen. Dazu müssen sie in das Amtsgericht kommen und zehn Euro parat halten.

In einem Atemzug mit der Umstellung auf digitale Daten hat die Gerichtsverwaltung die Strukturen und Arbeitsabläufe geändert.

"Die bislang strikt getrennten Arbeitsbereiche nach Kanzlei-, Geschäftsstellen und Rechtspfleger wurden zusammen gelegt und werden nun von echten Teams mit überschneidenden Kompetenzen betreut", sagt Bock-Metzner. Das hat zur Folge, dass Personal eingespart werden kann. Statt bislang 19 Kräften werden nun 13 Mitarbeiter im Grundbuchamt tätig sein. Die anderen wechselten in andere Abteilungen des Gerichts.

Mit dieser Umstellung ist das Ende der Fahnenstange aber noch nicht erreicht. Zurzeit werden Anträge noch als Urkunden in Papierform eingereicht. Ziel ist es, dass Notare einmal ihre Anträge über Internet stellen können. "Dies kennen wir beim Amtsgericht Pinneberg schon aus der Registerabteilung, denn das Handelsregister wird seit 2007 elektronisch geführt", sagt Bock-Metzner.

Voraussetzungen seien aber der Einsatz einer neuen Software und die elektronische Erfassung aller Grundbücher in Schleswig-Holstein. Der Rechtspfleger rechnet damit, dass bis zu diesem Tag noch einmal acht bis zehn Jahre ins Land gehen werden.

Zu den Gerichten, die ebenfalls bereits Grundbuchangelegenheiten digital bearbeiten, gehört auch das Amtsgericht Elmshorn. Es hatte dieses Projekt vor einigen Monaten abgeschlossen, aber auch "nur" 48 326 Grundbücher zu bearbeiten gehabt.