Eine neue Einrichtung zur Aggressionsbewältigung an der Gorch-Fock-Schule soll den Kindern bei Stressabbau und Entspannung helfen.

Schenefeld. Jetzt ist auch die Schenefelder Gorch-Fock-Schule reif für die Insel: Die Grundschule ist die dritte Lehreinrichtung in der Düpenaustadt, die eine pädagogische Insel erhalten hat. Mit dieser Maßnahme geht die Stadt einen anderen Weg in der Schulsozialarbeit. Insgesamt 130 000 Euro werden pro Jahr in diese Einrichtungen investiert, die den Schülern etwas Freiraum vom Schulalltag und bei Bedarf auch eine Art Schutzraum bietet.

Das Projekt hatte 2006 in der Hauptschule begonnen und war dann aufgrund des großen Erfolges auf die Realschule übertragen worden. Inzwischen sind beide Einrichtungen in einer Gemeinschaftsschule aufgegangen, so dass es dort nur noch eine pädagogische Insel gibt.

Sie hat auf einer Fläche von mehr als 100 Quadratmetern im ehemaligen Schulbüro Platz gefunden. Seit vorigem Jahr verfügt auch die Grundschule Altgemeinde über eine solche Anlaufstelle. Nun war - vorerst als letztes - die Gorch-Fock-Schule an der Reihe. Die Einrichtung verfügt derzeit über 315 Schüler. Ihre Insel kostet der Stadt pro Jahr 33 000 Euro - 28 000 Euro an Personal-, 5000 Euro an Sachkosten.

Die Insel, deren Konzept gemeinsam von Lehrern, Eltern und Schülern ausgearbeitet worden ist, soll der Erholung vom Schulalltag dienen. Etwa, wenn es Stress mit Lehrern oder Mitschülern gab. Oder auch, wenn einfach mal eine Auszeit vom Schulstress benötigt wird. Viele der Besucher kommen also freiwillig. Aber nicht alle: So haben Lehrer auch die Möglichkeit, Schüler, die während des Unterrichts auffallen, "zur Abkühlung" in die Insel zu schicken. "Das ist aber keine Strafinsel", betont Schulleiterin Ilka Jasper. Für sie und ihre Kollegen ist die Einrichtung "pädagogisch sinnvoll und ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Präventionskonzeptes".

Die Insel besteht aus zwei ehemaligen Klassenräumen, die am Rande des Gebäudes liegen und über einen direkten Zugang ins Freie verfügen. Dort laden gemütliche Sitzmöbel zum Verschnaufen ein, es gibt Spielmöglichkeiten sowie einen Boxsack, um eventuelle Aggressionen loszuwerden. "Alles weitere werden wir in Zusammenarbeit mit den Schülern entwickeln", sagt Nicole Conde Kersten, die für das Projekt zuständige pädagogische Mitarbeiterin.

Die 38-Jährige ist gelernte Erzieherin, hat Sozialwesen in Lüneburg studiert und verfügt über langjährige Erfahrungen in der Schulsozialarbeit. Und sie hat eine enge Bindung zur Gorch-Fock-Schule "Ich bin hier selber zur Schule gegangen", erzählt sie. Nicole Conde Kersten ist derzeit dabei, sich in den Klassen vorzustellen und die Kinder einzuladen, doch einmal einen Abstecher in die Insel zu machen.

Die Trägerschaft für alle Einrichtungen dieser Art hat das Jugend- und Kommunikationszentrum (JUKS) übernommen. "Das ist eine perfekte Vernetzung", betont Einrichtungsleiter Kurt Krauß. Auf diese Weise sei eine beispielhafte präventive Arbeit möglich, weil die JUKS-Mitarbeiter Kontakt zu allen Kindern und Jugendlichen in der Stadt erhalten - auch zu den (wenigen) Problemfällen. "Wir haben das Raumkonzept der Schule umstrukturiert, um Platz für die Einrichtung zu schaffen", erläutert Schulleiterin Jasper. Zur offiziellen Einweihung erschien auch Rainer Sempell (CDU), der Vorsitzende des Schulausschusses. Er hatte für die Schule noch eine weitere gute Nachricht parat: "Ich gehe davon aus, dass während unserer nächsten Sitzung am 26. Oktober der Umbau der Schule beschlossen wird", erläutert er. Geplant sei, einen neuen Verwaltungstrakt für die Einrichtung zu bauen.

Weil im Gegensatz zu früher viele Lehrer in Teilzeit arbeiten, platzt das bisherige Lehrerzimmer aus allen Nähten. Der geplante Anbau solle voraussichtlich 260 000 Euro kosten und eine Nutzfläche von 100 Quadratmetern umfassen. Das bisherige Lehrerzimmer bleibt erhalten und dient als Raumreserve für den Fall, dass in der ersten Klasse eine Vierzügigkeit unvermeidlich sein sollte.