Maler Michael Herm stellt seine abstrakten, energiereichen Bilder im Klinikum Pinneberg aus. Zur Vernissage spielen “appen classic“-Stars auf.

Pinneberg/Appen. Überregional bekannt geworden ist der Appener Maler Michael Herm als Erfinder und Organisator der Konzertreihe "appen classics". Jetzt steht seine eigene künstlerische Seite im Rampenlicht: Im Regio-Klinikum Pinneberg, Fahltskamp 74, stellt er ab Sonntag, 23. Oktober, annähernd zwei Dutzend Bilder aus.

Das Besondere an der Vernissage ab 11 Uhr im Klinikum Pinneberg: Zum ersten Mal umrahmt ein klassisches Konzert eine Ausstellungseröffnung des Fördervereins "Freunde des Regio-Klinikums Pinneberg" im Krankenhaus. Und zwar gleich eins von exzellenter Qualität. Die beiden renommierten Musiker Mark Lubotsky (Violine) und Olga Dowbusch (Cello) spielen Mozarts G-Dur-Duo für Violine und Cello sowie - in bester "appen classics"-Tradition ein modernes Werk von Reinhold Glière.

Deshalb kostet diese Vernissage auch zum ersten Mal Eintritt: Zehn Euro pro Person werden fällig. Sie kommen dem Förderverein zugute.

Dass Geigen-Legende Lubotsky, der unter anderem als Trioformation mit Mstilav Rostropovitsch und Irina Schnittke international Furore machte, überhaupt für dieses Benefizkonzert zu gewinnen war, verdankt der Förderverein den guten persönlichen Kontakten Herms zu den Klassik-Profis im Umfeld von Weltstar Sofia Gubaidulina. Die 79-jährige Komponistin hat wie Herm in Appen ihre Heimat gefunden. "Mark Lubotsky hat mir die moderne Musik überhaupt erst nachgebracht", sagt Herm. Er selbst spiele kein Instrument. "Aber ich habe Musik, gerade klassische Musik, immer geliebt."

Herms Bilder sind sehr persönlich. "Wenn ich male, gehe ich in mich hinein", sagt er. "Das ist schon eine Art Seelenstriptease." Die durchweg großformatigen Arbeiten leuchten in satten Farben, der Pinselstrich wirkt raumgreifend. Warum malt er ausschließlich abstrakt? "Weil meine Bilder reine Empfindung sind und sich das abstrakt am besten ausdrücken lässt. Ich stehe vor der Staffelei und konstruiere ein Bild", erläutert der Maler. Er macht sich keine Skizzen von möglichen Motiven, verlässt sich nicht auf Fotos, sondern malt aus seiner Vorstellung heraus. "Manchmal klappt's, manchmal nicht. Aber wenn es klappt, sind das erhebende Momente." So wie in der Nacht, als er seine Malblockade überwand. "Ich konnte einfach nicht malen, ein ganzes Jahr lang nicht." Vorausgegangen waren vier Augenoperationen, die Herm mit knapper Not das Augenlicht retteten. Eines Abends aber packte ihn die lebenslange Leidenschaft erneut: "Ich habe die ganze Nacht hindurch gemalt, bis ich schließlich vollkommen verschwitzt und farbverschmiert war." Hemd und Hose waren nach dieser Spontanaktion ein Fall für den Mülleimer. "Aber das Bild war in den Grundzügen fertig." Er gab ihm den Titel "Verbindung".

Ein Freund kleiner Formate war Herm auch vor dieser Zäsur nicht. Doch seitdem setzt er erst recht auf Größe. Michael Herms Werke strahlen Selbstbewusstsein und Energie aus. Seine Ausstellungen tragen Titel wie "Optimismus in Farbe". "Ich versuche, den Menschen etwas Positives zu vermitteln", erläutert der 63-Jährige. "Das mag nicht jeder, aber die Resonanz ist unheimlich positiv." Statt mit dem Pinsel trägt der bekennende Acryl-Fan - "ich bin ein ungeduldiger Maler" - die Farben gern mit Malerrolle und Spachtel auf die Leinwand auf. Die besondere Technik, die Linolschnitt und Farbauftrag kreativ kombiniert, hat er entwickelt. "Meine ersten Bilder habe ich ausschließlich mit der Rolle gemalt. Da entstehen verblüffende Effekte."

Der bekennende Hausmann, der 1982 nach der Geburt seiner Tochter die kaufmännische Karriere aufgab, ist Autodidakt. Trifft es ihn, wenn manche Kritiker bemängeln, dass er nie den klassischen Umgang mit Form und Farbe gelernt hat? "Das berührt mich nicht. Ich zwinge ja niemanden, meine Bilder zu mögen", sagt Herm.