Krach zwischen Rot und Schwarz: SPD lehnt den Feldversuch für überlange Lastwagen auf Straßen des Kreises ab. CDU plädiert für einen Test.

Kreis Pinneberg. Das Thema Gigaliner sorgt im Pinneberger Kreistag für Krach zwischen Rot und Schwarz. Während die SPD eine Beteiligung des Landes an dem Feldversuch des Bundesverkehrsministeriums ablehnt, mit dem die Zulassung von sogenannten Gigalinern im Straßenverkehr erprobt werden sollen, plädiert die CDU dafür, sich erst nach der Auswertung des Versuchs zu positionieren.

Wie SPD-Fraktionschef Hannes Birke sagte, gebe es "gute Gründe" für ein gemeinsames Vorgehen. Neben ganz grundsätzlichen Ablehnungsgründen wie der unerwünschten Verlagerung von Gütertransporten von der Schiene auf die Straße und der Gefährdung der Verkehrssicherheit, wäre der Kreis in besonderer Weise betroffen.

So habe der Kreis auf Grund seiner urbanen Lage in der Metropolregion bereits jetzt ein hohes Verkehrsaufkommen, so Birke, das an der Grenze der Belastbarkeit der Verkehrsteilnehmer liegt. Eine zusätzliche Belastung mit den 25,5 Meter langen und 40 Tonnen schweren Gigalinern sei aufgrund der erhöhten Schadenslast für die Straßen nicht hinnehmbar. In schwierigen Verkehrssituationen, etwa bei Überholmanövern und Begegnungen mit Fahrrädern oder Fußgängern, sei die weitere Gefährdung der Verkehrssicherheit vorhersehbar.

Dies werde, sagt Birke, an den im Kreis vorgesehenen drei Strecken für die "Monstertrucks" - sie führen von den Autobahnen 7 und 23 zu Baumschul- und Gartenbaubetrieben in der Region - deutlich. So solle in Pinneberg eine typisch innerstädtische Straße mit einem erheblichen Verkehrsaufkommen, Querungsverkehr über die Straße, starkem Fußgänger- und Radverkehr und Schülerverkehr in den Versuch einbezogen werden. In der Gemeinde Tangstedt gehe die Streckenführung durch eine geschlossene Ortschaft, und die Kreisstraße 6 solle trotz ihres schlechten baulichen Zustandes für die Gigaliner freigegeben werden.

Klimawandel und zunehmender Straßenverkehr verlangten "sinnvolle, sichere und umweltfreundliche Alternativen", fordert die SPD in ihrer Resolution, etwa die Verlagerung großer Gütermengen über lange Distanzen auf die Bahn und die Wasserwege.

Die CDU-Kreistagsfraktion hingegen ist der Meinung, dass man "das Pferd nicht von hinten aufzäumen" sollte. Der Feldversuch müsse zuerst durchgeführt und ausgewertet werden, bevor man ihn kritisieren könne, sagt Kai Feuerschütz, der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion. Entgegen der Meinung der Landtagsfraktionen von SPD, Bündnis90/Grüne, Die Linke und SSW bestehe für die CDU-Kreistagsfraktion kaum ein Risiko, dass der Feldversuch der Gigaliner zwangsläufig zu einer Verkehrsverlagerung von der Schiene auf die Straße führen werde.

"Durch die derzeitige Auslastung der Kapazitäten für Güterverkehr bei der Bahn ist eine Steigerung nicht möglich", sagt Feuerschütz. "Es wird bis 2025 eine Zunahme des Güterverkehrs um 70 Prozent im Vergleich zu 2004 prognostiziert."

So werde durch den möglichen Einsatz von Lang-Lkw kein Verkehr verlagert, sondern vielmehr die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Standorts Deutschland und insbesondere Schleswig-Holsteins lediglich sichergestellt. Außerdem sei durch die Gewichtsbeschränkung ein Einsatz von Gigalinern nur für einige Güter sinnvoll. Viele dieser grundsätzlich qualifizierten Güter würden bisher nicht auf der Schiene transportiert, ergänzt er.

Durch das mögliche Transportvolumen im Verhältnis 3:2 - herkömmliche Lkw zu Gigaliner - werde die Umwelt durch den Einsatz von Gigalinern eher entlastet als zusätzlich belastet. Ebenso sei die Belastung der Straßen durch das Befahren eher geringer als höher, da das Gesamtgewicht auf mehr Achsen verteilt wird und keine Erhöhung der Achslasten oder der Gesamtgewichte geplant sei. Durch moderne Lenkachsen sei zudem ein besseres Lenkverhalten als bei vielen herkömmlichen Lkw gewährleistet.

Um möglichen Verkehrs- oder Sicherheitsproblemen vorzubeugen, sei der Kreis durch den Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr beteiligt worden. Die angemeldeten Strecken im Kreis Pinneberg seien bekannt und von der Straßenverkehrsbehörde des Kreises überprüft worden. Feuerschütz weiter: "Es handelt sich um drei Standorte, die hier im Kreis angefahren werden, und zwar ausschließlich um Baumschulbetriebe.".

Abschließend stellt Feuerschütz klar: "Natürlich muss gewährleistet sein, dass der Kreis nach Bekanntgabe der Ergebnisse des Feldversuchs vor weiteren Entscheidungen beteiligt wird. Außerdem ist sicherzustellen, dass in Zukunft nicht nur noch Gigaliner eingesetzt werden, sondern der Einsatz auf feste Langstrecken beschränkt werden wird."