SPD wählt Elmshorns Fraktionschefin in Tornesch zur Landtagskandidatin. Niederlage für Siegrid Tenor-Alschausky

Tornesch/Elmshorn. Die Entscheidung war deutlich - und sie fiel bereits im ersten Wahlgang: Beate Raudies, 45, wird für die SPD als Direktkandidatin im Wahlkreis 22 (Stadt Elmshorn, Amt Elmshorn-Land, Tornesch, Appen) antreten. Die Fraktionsvorsitzende im Elmshorner Stadtparlament setzte sich während der Wahlkreisversammlung in Tornesch mit deutlicher Mehrheit gegen die amtierende Landtagsabgeordnete Siegrid Tenor-Alschausky, 57, und den Newcomer Mats Hansen, 22, durch. 17 Delegierte stimmten für Raudies, acht für Tenor-Alschausky und drei für Hansen.

Das Duell der drei Kandidaten aus Elmshorn - der vierte Bewerber Rolf Küppershaus erschien nicht zur Versammlung - war mit Spannung erwartet worden. Beate Raudies hatte bereits eine Vorwahl im Elmshorner SPD-Stadtverband gewonnen. In diesem Fall jedoch erst im zweiten Wahlgang, nachdem sie zunächst die gleiche Zahl an Stimmen wie Siegrid Tenor-Alschausky erhalten hatte.

Für die 57-Jährige, die seit elf Jahren dem Landtag angehört und bei den letzten drei Wahlen als Direktkandidatin antrat, ist das Ergebnis eine schallende Ohrfeige. Sie hatte - mit einer größtenteils abgelesenen - Bewerbungsrede noch einmal versucht, das Blatt zu wenden. Dabei stellte Siegrid Tenor-Alschausky, die nicht als Meisterin großer Reden bekannt ist, ihre erworbenen Kenntnisse in der Sozialpolitik in den Vordergrund. Sie wies auf ihre Verdienste als Vize-Chefin in der Landtagsfraktion hin, warf ihr "ausgleichendes Temperament" in die Waagschale und zählte Erfolge wie die Rettung des Hospizes in Elmshorn auf, an denen sie beteiligt war.

Mats Hansen redete "frei von der Leber weg" - zu merken war, dass er nichts zu verlieren hatte. In einer bemerkenswerten Vorstellungsrede bezeichnete er sich als "junger Mensch mit Visionen". Er nannte die Bildungspolitik als seinen möglichen Schwerpunkt in der parlamentarischen Arbeit und bot den Ortsvereinen einen regelmäßigen Austausch an.

Beate Raudies, die in der Steuerverwaltung in Hamburg arbeitet, war anfangs ihre Nervosität anzumerken. Sie will sich künftig hauptsächlich in der Finanzpolitik engagieren. "Ich werde mich für eine nachhaltige Finanzpolitik einsetzen, die nicht zu Lasten der Kommunen gehen darf." Sie wolle auf den fairen Umgang zwischen Land und Kommunen achten - und darauf, dass es in der Bildungspolitik keine Einsparungen gibt. "Alle Kinder müssen die gleichen Chancen haben, außerdem müssen die Betreuungsangebote ausgebaut werden."

Bemerkenswert: Nach der Vorstellung der drei Kandidaten ergriff weder einer der 28 Delegierten noch einer der Gäste das Wort. Es gab keine Fragen an die Bewerber - und keine Kritik an Tenor-Alschausky, die sich nach der Abstimmungsniederlage als faire Verliererin zeigte. Sie gehörte zu den ersten Gratulanten und schenkte Beate Raudies ihren Talisman, ein Hufeisen, das einst dem Elmshorner Ortschef und Bundestagsabgeordneten Ernst Dieter Rossmann gehört hatte. "Ich freue mich über das große Vertrauen aus den Ortsvereinen, bin mir aber auch bewusst, dass dies eine große Verpflichtung für mich darstellt." Den Fraktionsvorsitz in Elmshorn wolle sie abgeben - vorausgesetzt, das Ticket nach Kiel werde gelöst. "Ich werde einen engagierten Wahlkampf führen und dazu beitragen, dass wir am 6. Mai den Wahlkreis von der CDU zurückerobern."

SPD-Kreischef Hans-Helmut Birke sicherte ihr Unterstützung zu. "Mit Beate Raudies hat der Wahlkreis eine fähige und auch entschlossene Kandidatin. Ich bin mir sicher, dass wir als Sieger aus der Wahl hervorgehen." Torneschs SPD-Ortschef Manfred Mörker bezeichnete die Wahl als weise. "In der nächsten Legislaturperiode wird ein Schwerpunkt die Finanzpolitik sein - und da ist Beate Raudies Expertin."