Rat verweigert der Wehr ein neues Löschfahrzeug und einen Anbau. Nun will der Brandschutztrupp den Laternenumzug nicht begleiten.

Bönningstedt. In Bönningstedt ist der Dorffrieden in Gefahr. Die Emotionen kochen hoch. Ein verbaler Schlagabtausch ist zwischen der Gemeindepolitik und ihrer Freiwilligen Feuerwehr ausgebrochen. Gegenseitige Schuldzuweisungen werden nur noch über Postwurfsendungen ausgetauscht, die an die Haushalte der 4.400 Einwohner verteilt werden. Vorläufiger Höhepunkt der Auseinandersetzung ist jetzt, dass sich die Feuerwehr weigert, den alljährlichen Laternenumzug der Kinder im Ort zu begleiten. "Meine Leute fühlen sich von der Politik im Stich gelassen", sagt dazu Wehrführer Jens-Peter Saathoff. Seine 72 aktiven Kameraden würden jetzt nur noch das Nötigste tun, wozu natürlich der Brandschutz zählt. "Aber der Laternenumzug gehört nicht zu unseren Pflichtaufgaben."

Der Streit schwelt seit Jahren in der Gemeinde , sonst hätte er sich jetzt auch nicht so hochschaukeln können. Es geht um einen Anbau neben der Feuerwache sowie die Ersatzbeschaffung eines 26 Jahre alten Löschfahrzeuges (LF 8). Beides fordert die Feuerwehr seit Jahren. Ende Mai schien sich eine Kompromisslösung durchgesetzt zu haben. Der Bauausschuss der Gemeinde beschloss mehrheitlich, die Gelder für den Anbau (155.000 Euro) freizugeben, die noch mit einem Sperrvermerk im Haushalt versehen waren. Und das Fahrzeug, das rund 250.000 Euro kostet, sollte in zwei Schritten angeschafft werden: zunächst das reine Fahrgestell, dann die feuerwehrtechnischen Aufbauten. "Damit hätten wir gut leben können", sagt Saathoff. Doch dann kippte der Gemeinderat im Juni diese Kompromisslösung. "Das brachte das Fass für uns zum Überlaufen." Die Feuerwehrkameraden werteten die Entscheidung der Politik wie eine Kriegserklärung. Einer der aufgebrachten Brandschützer sagt es drastisch: "Wir fühlen uns verarscht."

+++ Gut, dass das Amt nun vermittelt +++

+++ Großfeuer in Ellerbeker Holzhandlung - Rauchwolken bis Hamburg +++

Bürgermeister Peter Liske hat Verständnis für seine Wehr, auch wenn seine BWG-Fraktion mehrheitlich gegen deren Antrag votierte. Der Anbau sei dringend notwendig für die Leiter, die in 1992 für das einzige Hochhaus in Bönningstedt angeschafft wurde. Diese stand jahrelang neben den Fahrzeugen in der Halle. Doch seit 2004 muss sie ausgelagert werden. Die Feuerwehrunfallkasse ordnete dies an, damit sich beim Einsatz kein Kamerad verletzen kann. Nun ist das Gerät draußen Wind und Wetter ausgesetzt, geschützt von einer Plane und einem Metallzaun, der erst aufgeschlossen werden muss. Dieser Zustand müsse aufhören, fordert Saathoff. "Das ist ein Feuerwehrgerät, das der Menschenrettung dient. Das kann nicht draußen stehen."

Mit dem Fahrzeug sei es ähnlich, erklärt der Wehrführer. Es sei vorgeschrieben, diese Fahrzeuge grundsätzlich nach 25 Jahren auszutauschen. Selbst wenn es heute bestellt würde, wäre es erst in 18 Monaten ausgeliefert. "Die Politik weiß das seit fünf Jahren."

Doch die sieht diesen Konflikt aus anderem Blickwinkel. Bönningstedt sei mit 285 Euro je Bürger hoch verschuldet, der 6,7-Millionen-Haushalt mit 650.000 Euro nicht ausgeglichen, argumentiert SPD-Fraktionschef Willi Werner. "Wir wollen keine neuen Schulden machen und können uns diese Ausgabe nur leisten, wenn wir gleichzeitig Einnahmen in dieser Höhe haben." Die scheinen jetzt da zu sein. Die Gemeinde hat gerade vier Grundstücke In de Musen für eine halbe Million Euro verkauft. Hoffnung für einen politischen Wandel in Bönningstedt?

Die Aussagen von CDU-Fraktionschef Rolf Lammert lassen dies eher nicht vermuten. "Die Feuerwehr hat selber Schuld." Sie hätte schon 2005 eine Garage für 40.000 Euro für die Leiter kriegen können. "Doch die war den Herren nicht gut genug."

Nun soll ein Runder Tisch mit Amtsverwaltung und Kreis-Feuerwehr das Kriegsbeil begraben helfen. Doch für den Laternenumzug am 16. September kommt das zu spät. Der muss jetzt eine andere, weniger gefährliche Route nehmen. Willi Werner: "Dass die Kinder jetzt diesen Konflikt ausbaden müssen, kann ich nicht verstehen. Die können doch nichts dafür."