Delegation mit Kreispräsident Tiemann und Landrat Stolz zu Gast im russischen Partnerkreis Selenogradsk

Selenogradsk/Pinneberg. Seit 20 Jahren wird die Partnerschaft zwischen dem Kreis Pinneberg und dem Bezirk (Rayon) Selenogradsk gepflegt. Vor Kurzem hat Kreispräsident Burkhard E. Tiemann gemeinsam mit Landrat Oliver Stolz und der Mitarbeiterin im Kreistagsbüro, Kerstin Seidler, den Partnerkreis besucht. Vier Tage hielt sich die Delegation aus dem Kreis Pinneberg im ehemaligen Cranz auf. Das ehemalige ostpreußische Ostseebad ist heute Sitz der Verwaltung des Rayon Selenogradsk.

Besonders beeindruckt war der Kreispräsident von der rasanten Entwicklung, die der Ort seit seinem ersten Besuch 2003 genommen hat. Während es damals kaum ein Wohnhaus gegeben habe, bei dem nicht mindestens ein Fenster zugenagelt oder mit Säcken oder Plastikplanen verhängt gewesen sei, könne man heute kaum noch eine zerbrochene Fensterscheibe entdecken. Vor acht Jahren habe es, so Tiemann, auch kaum Läden gegeben. Heute sei die Hauptstraße eine vorzeigbare Einkaufsmeile mit zahlreichen Geschäften.

Landrat Stolz war insbesondere von der neuen Schule angetan, die am 1. September eröffnet wird und zum neuen Schuljahr 2011/2012 mehr als Tausend Schüler der Klassenstufen eins bis elf zur Verfügung stehen wird. Verkehrsübungsplatz und zahlreiche Spielgeräte auf dem Schulhof, Laptops ab Klasse 4 und höhenverstellbare Tische ab Klasse 1, zwei Sporthallen und ein Schwimmbad machen den hohen Standard deutlich, auf dem den russischen Kindern Bildung vermittelt werden soll.

Zum Programm gehörte ein Besuch der Kurischen Nehrung, die das Kurische Haff von der Ostsee trennt. In Wiskiauten kam es zu einem Zusammentreffen mit Dr. Timo Ibsen vom Archäologischen Landesmuseum Schleswig. Gemeinsam mit der Baltischen Expedition des Instituts für Archäologie der Russischen Akademie der Wissenschaften Moskau wird seit 2005 in einem russisch-deutschen Forschungsprojekt versucht, die hier vermutete Wikingersiedlung zu finden. Wiskiauten ist ein berühmtes wikingerzeitliches Gräberfeld mit über 500 Grabhügeln.

Im Krankenhaus Selenogradsk führte die Delegation Gespräche mit Dr. Mikhail Druker, dem stellvertretendem ärztlicher Leiter des Krankenhauses, und weiteren der 40 Ärzte, die 112 Patienten in der Chirurgie, Gynäkologie, Kindermedizin und Hauttherapie versorgen. Landrat Stolz bot an, bei den Regio-Kliniken einen Erfahrungsaustausch deutscher und russischer Ärzte anzuregen.

Gesprächen bei der Feuerwehr Selenogradsk mit Eduard Kolkin vom Katastrophenschutz und bei der dem THW und der DLRG ähnlichen Rettungsstation mit Sergej Galitzky über den Ablauf von Rettungseinsätzen folgte der Besuch der Behindertengruppe "Rutschijok". Vera Malzewa, Vorsitzende des Trägervereins, ist selbst Mutter eines geistig behinderten Sohnes und hat im Kreis Pinneberg die praktische Arbeit mit behinderten Menschen erlernt.

Anwesend waren auch Lena Aleksandrova vom russischen Verein Selenogradsk-Pinneberg wie auch weitere aktive Mitglieder des Vereins, die die Behindertengruppe stark unterstützen. Es ergab sich auch die Gelegenheit, mit dem Tierarzt Andrej Shestakov zum Thema Tierschutz und der gewünschten Errichtung eines Tierheimes zu sprechen.

Noch am Abreisetag gab es einen Empfang in der russischen Administration. Hier führten Tiemann und Stolz Verwaltungsgespräche mit Landrat Valerij Gubarow und seiner Stellvertreterin. Dabei wurden Vorbereitungen zur Fortschreibung des Partnerschaftsprotokolls und des Besuchsprogramm 2012 getroffen. Der Kreispräsident gratulierte Lena Aleksandrova mit einer Urkunde zum 15-jährigen Bestehen des Vereins Selenogradsk-Pinneberg.

Als Gastgeschenk für Landrat Valerij Gubarov, Rayon-Präsident Sergej Kulakov und die anderen russischen Repräsentanten hatte Tiemann sich etwas Besonderes ausgedacht: Gemeinsam mit Dr. Udo Pfahl, Leiter der Nahrungsgewerblichen Abteilung in der Beruflichen Schule Elmshorn, hat Tiemann Original Königsberger Marzipan nach dem Rezept von Pfahls Vater Erich hergestellt. Außerdem überreichte er ein Fotobuch mit über 300 Fotos der bisherigen Partnerschaftsbesuche seit 2003 sowie eine Lithografie des Pinneberger Kreiskulturpreisträgers Professor Erhard Göttlicher.